Unsere Johannisbeerernte ist in diesem Jahr ungewöhnlich üppig ausgefallen. Einen Teil der roten Johannisbeeren haben wir, mit Hilfe eines einfachen Rezeptes, zu selbst gemachtem Johannisbeerwein verarbeitet. Die Zutaten dafür findet man online oder im Fachgeschäft.

Johannisbeerwein selbst machen Beerenernte

Schritt für Schritt Anleitung für die Herstellung von Johannisbeerwein (Fruchtwein)

Es gibt mehrere Möglichkeiten um eine Schüssel Johannisbeeren in einen fruchtigen Johannisbeerwein zu verwandeln. Zunächst einmal unterscheidet man zwischen Maischegärung und Saftgärung. Die Maischegärung eignet sich gut für Früchte mit geringem Wasseranteil. Die Saftgärung ist für Früchte und Beeren mit hohem Wasseranteil besser geeignet. Rote Johannisbeeren sind ziemlich saftig, daher habe ich mich für die Saftgärung entschieden. Die aufgeführten Zutaten bekommt man online bei Arauner/Kitzinger. Dort gibt es alles was das Herz begehrt für die Fruchtweinherstellung. Ich verlinke euch die von uns verwendeten Produkte auch am Ende des Artikels.

Zutaten für die Saftgärung von Johannisbeerwein

Johannisbeerwein selbst machen die zutaten

Schritt 1: Früchte vorbereiten (der Maischeansatz)

Früchte gegebenenfalls waschen (ich habe das nicht gemacht, die Beeren waren frisch gepflückt und sehr sauber, die paar aufsitzenden Hefen führen hoffentlich zu einer individuellen Geschmacks- und nicht zu einer Fehlnote). Johannisbeeren von den Stielen zupfen und pürieren. Zwei Liter Wasser zugeben und Antigel unterrühren. Johannisbeeren enthalten sehr viel Pektin – toll für Marmelade, schlecht wenn man Saft herstellen will. Das Antigel baut Pektine ab und führt so zu einer höheren Saftausbeute. Je nach Temperatur braucht es dafür mehr oder weniger Stunden. Bei einer Zimmertemperatur zwischen 20 und 25 Grad Celsius habe ich die pürierten Beeren über Nacht (rund 12 Stunden) stehen lassen.

Wichtig: Beerenmaische gut abdecken und überhaupt immer sehr sauber arbeiten (bei der Herstellung alkoholischer Getränke kommt die Dip. Ing. Lebensmitteltechnologie in mir durch, war das Studium doch nicht umsonst ;-))

Johannisbeerwein selbst machen fruchte pürieren

Schritt 2: Die Saftgewinnung (abpressen)

Am besten gelingt das natürlich mit einer professionellen Saftpresse. Die sorgt zuverlässig für eine hohe Saftausbeute. Hat aber kaum einer in der Küche rumstehen. Die Alternative: ein feinmaschiger Pressbeutel, ein wenig Zeit und jede Menge Muskelkraft. Die Pressbeutel gibt es dort, wo es auch die anderen Zutaten gibt: online oder in einem alteingesessenen Laden für Haushaltsartikel oder wie in meinem Fall für Saatgut.

Ich habe für die Fruchtsaftgewinnung mein Honigsieb verwendet. Es ist sehr feinmaschig und lässt sich bequem auf den großen Gärtopf (ein Überbleibsel von unseren Bier-Brauversuchen) stellen. Hat wunderbar geklappt, nur die Farbe ist am Ende nicht mehr ganz rausgegangen. Aus 5 Kilogramm roten Johannisbeeren soll man laut Rezept 4 Liter Saft gewinnen können. Mit viel Geduld und kräftigem Pressen habe ich das bis auf 100 Milliliter geschafft. Den fehlenden Rest habe ich mit Wasser aufgefüllt.

Bei einigen Frucht- und Beerensorten muss an der Stelle der Zuckergehalt geprüft und die Säure eingestellt werden. Gemessen wird mit einer Oechslewaage. Der Säuregehalt wird durch Zugabe von Milchsäure eingestellt. Bei roten Johannisbeeren kann allerdings auf die Zugabe von Milchsäure verzichtet werden.

Johannisbeerwein selbst machen Saft abpressen
Johannisbeerwein selbst machen Saft abpressen
Johannisbeerwein selbst machen der Presskuchen

Schritt 3: Der Fruchtweinansatz (die Gärung)

Zucker in ca. 50 Grad warmen Wasser (3,5 l) auflösen. Solange rühren bis keine Zuckerkristalle mehr zu sehen sind. Hefenährsalz zugeben und gut unterrühren. Diese Mischung dann unter den Johannisbeersaft im Gärbottich rühren. Zum Schluss kommt die Hefe dazu. Am sichersten ist es, wenn man die Hefe einen Tag vorher mit etwas Apfelsaft vorvermehrt. Ich war mal wieder zu spontan und musste mangels Zeit darauf verzichten. Ich hoffe die edle Hefe nimmt es mir nicht übel und tut trotzdem was sie tun soll: den Zucker im Johannisbeersaft zu Alkohol abbauen.

Mein Job ist jetzt erstmal getan. Nur noch den Gärbottich fest verschließen, Alkohol in den Gäraufsatz geben, damit unerwünschte Bakterien draußen bleiben und abwarten.

Die optimale Gärtemperatur liegt bei 20 Grad Celsius, das kennen wir schon vom Bierbrauen. In unserer Altbauwohnung steigen die Temperaturen auch im heißesten Sommer selten über 21 Grad. Perfekte Bedingungen also für eine gleichmäßige Gärung. Nach rund 14 Tagen sollte die Gärung abgeschlossen sein. Soweit ist es noch nicht. Über das Ergebnis kann ich daher noch nichts sagen.

Johannisbeerwein selbst machen zucker und Hefe zugeben
Johannisbeerwein selbst machen der Gärbottich

Unser Johannisbeerwein ist fertig

Es hat deutlich länger als 14 Tage gedauert bis die Gärung abgeschlossen war. Das Blubbern wurde seltener, aber auch nach vier Wochen war von Zeit zu Zeit noch ein leises Blub zu hören. Ich habe immer wieder das Wasser in unserem Gäraufsatz aufgefüllt. Das ist wichtig, damit keine unerwünschten Besucher von außen in den Johannisbeerwein gelangen können.

Ehrlich gesagt haben wir den Gärbottich irgendwann einfach vergessen und sind in einen langen Urlaub gefahren. Der Gäransatz stand bei uns letztlich rund drei Monate bevor wir den Wein in Flaschen abgefüllt haben. Das ist kein Problem. Guter Wein lagert oft viel länger in Fässern oder Edelstahltanks bevor er in Flaschen abgefüllt wird. Unser Gärbottich ist ja im Prinzip auch ein kleiner Edelstahltank.

Also nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub haben wir den Johannisbeerwein in Flaschen abgefüllt. Die wurden zuvor gründlich gereinigt und sehr heiß ausgespült. Wir haben normale alte Weinflaschen verwendet und sie mit neu gekauften Korken verschlossen.

Die erste Weinprobe vom selbst gekelterten Johannisbeerwein

Bereits beim Öffnen des Gärbottichs waren wir positiv überrascht. Klar, tiefrot mit fruchtigem frischem Geruch. Im Glas sieht der Johannisbeerwein aus wie ein junger Beaujolais und so ähnlich schmeckt er auch. Frisch, fruchtig, trocken mit feiner Säure und einer Spur Johannisbeere und ordentlich Wumms ;-))

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