Riesige Mengen köstliches Obst und Gemüse ernten – ganz ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Jahr für Jahr. Das hört sich traumhaft an. Mit Terra Preta soll das möglich sein. Die fruchtbare „schwarze Erde“ lässt sich mit überschaubarem Aufwand leicht im eigenen Garten herstellen. Ich will das schon seit Jahren in meinem Garten probieren. Zumindest für ausreichend Kompost-Material habe ich schon mal gesorgt. Im Frühling werde ich dann ein Terra Preta Beet aufsetzen. 

Terra Preta – was ist das eigentlich?

Terra Preta (portugiesisch für „schwarze Erde“) ist ein Gemisch aus Holzkohle, Tonscherben und zahlreichen organischen Materialien, wie Küchenabfällen, Knochen und Fäkalien. Hergestellt wurde sie bereits vor einigen Jahrhunderten von den Bewohnern des Amazonasbeckens. Fast alles, was in ihrem Alltag an organischem Material anfiel, wurde scheinbar dafür verwendet. Wenn wir heute unseren gesamten Abfall auf den Kompost werfen würden, wäre das darauf wachsende Gemüse ganz sicher ungenießbar. Trotzdem machen Gärtner, die Kompost (natürlich mit ausgewählten Zutaten) aufsetzen, auch heute noch etwas ganz ähnliches.

Die Pflanzenkohle macht den Unterschied

Der große Unterschied zum normalen Kompost scheint in der Zugabe größerer Mengen Pflanzenkohle zu liegen. Zumindest gehen neuere wissenschaftliche Untersuchungen davon aus, dass Pflanzenkohle die entscheidende Zutat für die extrem langfristige Düngewirkung der Terra Preta ist. Sie wirkt wie ein Speicher und verhindert, dass organische Nährstoffe durch Regen oder Gießwasser aus dem Boden ausgewaschen werden.

Es reicht jetzt aber nicht aus einfach Pflanzenkohle in den Gartenboden einzuarbeiten. Alleine scheint die Kohle keine Wirkung zu entfalten. Erst wenn man sie mit anderen Zutaten mischt und das Gemisch reifen lässt entsteht innerhalb einiger Wochen fruchtbare schwarze Erde.

So ganz genau weiß man noch nicht, wie Terra Preta im Detail funktioniert, aber es gibt einige interessante Projekte, die sich mit der Herstellung und dem Nutzen der schwarzen Erde im Gemüseanbau beschäftigen.

Vorteile von Terra Preta

Einsatz von Terra Preta:

Terra Preta im eigenen Garten ausprobieren

Wäre doch schade, wenn das alte Wissen um die fruchtbare schwarze Erde verloren ginge. Die meisten dafür benötigten Zutaten fallen sowieso im Garten an. Den Rest kann man sich leicht besorgen. Jetzt im Frühling ist genau die richtige Zeit um einen Versuch im eigenen Garten zu starten. Die steigenden Temperaturen machen die Fermentationsprozesse, die für die Herstellung von Terra Preta notwendig sind, erst möglich. Rechtzeitig zum Sommeranfang ist die Erde dann fertig und kann auf die Gemüsebeete aufgebracht werden.

Das braucht man für die Herstellung von Terra Preta:

Dung, Pflanzenkohle und Urgesteinsmehl vermischen und mit Impfkulturen aus Effektiven Mikroorganismen oder Pflanzenjauchen bewässern. Diese Mischung ein paar Tage lang in einem geschlossenen Behälter fermentieren lassen. Anschließend wird das Gemisch mit Kompost vermengt und alles zu einem Haufen aufgeschichtet. Je nach Menge der verwendeten Zutaten kann das direkt auf dem Beet oder in einem gesonderten Bereich erfolgen. Eine alte Regenwassertonne mit Deckel und Löchern am Boden ist zum Beispiel gut geeignet. Wichtig ist, dass die Mischung, wenn sie direkt auf das Beet aufgebracht wird, während der Fermentationsprozess läuft, mit einer Folie abgedeckt wird. Und auch bei der Tonne muss der Deckel drauf bleiben. Der Prozess soll weitgehend anaerob, also ohne Zufuhr von Sauerstoff, erfolgen. Vier bis sechs Wochen dauert es bis die Fermentation abgeschlossen ist. Dann kann die Erde verwendet werden.

Woher bekommt man die Zutaten?

Kompost und Dung

Grünabfälle fallen in jedem Garten regelmäßig an und ein Komposthaufen darf in einem ökologisch bewirtschafteten Garten auch nicht fehlen. Hühner, Hasen oder gar Pferde dagegen halten wohl die wenigsten. Es ist möglich menschliche Fäkalien zu nutzen. Allerdings sollten diese aus hygienischen Gründen bereits mit zerkleinerter Pflanzenkohle vorbehandelt werden. Das klappt am besten beim Einsatz einer Trocken‐Trenntoilette, bei der die Fäkalien regelmäßig mit einer Schicht Pflanzenkohle bestreut werden. Ansonsten kann man beim Pferdehof in der Nähe kostenlos Pferdedung besorgen. Ganz empfindliche Gemüter verwenden nahezu geruchsfreie Pferdedung-Pellets aus dem Gartenmarkt.

Pflanzenkohle und Urgesteinsmehl

Die Holzkohlereste der sommerlichen Grillabende sind leider nicht geeignet. Darin sind zu viele Stoffe enthalten, die im Gemüse nichts zu suchen haben. Experimentierfreudige Gärtnerinnen und Gärtner könnten theoretisch Ihre eigene Kohle aus anfallenden Holz- und (trockenen) Pflanzenresten herstellen. Dafür muss man dann zum Beispiel einen Kohlemeiler bauen (es soll ja Gärtner mit viel Platz und toleranten Nachbarn geben). Im Netz habe ich auch eine interessante Anleitung mit zwei unterschiedlich großen Metalltonnen gefunden. Mir fehlt für beides Platz und Zeit und genügend Holz fällt in meinem Garten auch nicht immer an. Mal abgesehen davon, dass die Umweltbilanz bei diesen Herstellungsmethoden nicht gerade positiv ausfällt.

Sicherer und einfacher ist es ökologisch einwandfreie Pflanzenkohle fertig zu kaufen. Dabei sollte man unbedingt auf das EBC-Siegel achten. Urgesteinsmehl kann man im gut sortierten Gartenmarkt kaufen.

Effektive Mikroorganismen

So wird eine Mischung von nützlichen Mikroorganismen (in erster Linie Photosynthese‐ und Milchsäurebakterien, Hefen, Aktinomyzeten, fermentaktive Pilze) bezeichnet, die es fertig im Handel zu kaufen gibt. Man kann aber auch einfach Brottrunk, die Flüssigkeit von Bio‐Sauerkraut, Joghurt, Treber oder selbst angesetzte Pflanzenjauche verwenden.

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