Anfang Juni konnten wir den ersten Honig schleudern. Sieben Honigräume mit jeweils elf Honigrähmchen waren bis in die letzte Wabe mit Honig gefüllt und verdeckelt.  Schon jetzt ist klar, das wird ein ziemlich gutes Honigjahr (oh Gott, reim dich oder ich fress dich).

Wann und wie oft schleudert man Honig?

In meinem ersten Imkerjahr konnte ich die Honigernte kaum erwarten. Immer wieder habe ich nachgeschaut, ob die Honigwaben schon verdeckelt und damit erntereif sind. Dreimal habe ich in dem Jahr geschleudert. Einen Frühlings-, einen Frühsommer- und einen Spätsommerhonig abgefüllt. Inzwischen gehe ich das Ganze entspannter an. Das ist besser für mich und vor allem auch für die Bienen. Die mögen es nicht so gerne, wenn man sie ständig bei ihrer Arbeit stört.

Honig schleudern vor dem Schleudern kommt die Ernte

Eigentlich wollte ich in diesem Jahr nur einmal Honig schleudern, aber meine Bienen waren einfach zu fleißig und mir sind die Rähmchen ausgegangen. Außerdem wäre ein vierter Honigraum auf den Bienenbeuten echt nicht mehr praktikabel gewesen. Der Beuten-Turm ging mir so schon bis unters Kinn (ich bin bekanntlich eher kein Riese). Zum Ernten hätte ich bzw. der Mann dann auf eine Leiter steigen müssen. 20-25 Kilogramm wiegt so ein gut gefüllter Honigraum zusammen mit den Rähmchen. Den hebt man nicht einfach so an, bei der wöchentlichen Durchsicht der Bienenvölker. Also ich jedenfalls nicht und auch Andreas hat ganz schön gejammert. Er muss mir mit den schweren Honigräumen helfen. Ich nenne ihn deshalb gerne meinen Bienenknecht in Anlehnung an ein imkerliches Hilfsmittel zum Anheben von Honigräumen, den Kippboy (könnt ihr hier in einem Infoblatt der Bayrischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau ansehen). Aber ich schweife ab. Eigentlich wollte ich erzählen wie wir unseren Honig schleudern und abfüllen.

Die Honigernte

Bevor wir den Honig schleudern können, muss er erstmal geerntet werden. Dazu müssen die Bienen raus aus den Honigräumen. Am besten alle. Irgendwer hat sich dafür ein schlaues Hilfsmittel ausgedacht: die Bienenflucht. Das ist ein rundes Plastikteil mit Löchern und einem gewundenen Gang. Bienen können es nur in einer Richtung bequem passieren. Ihr könnt euch das vorstellen wie das Drehkreuz an der U-Bahn oder im Supermarkt. Rein geht, raus nicht (jedenfalls nicht so einfach).

Am Tag vor dem geplanten Schleudertermin trenne ich Brut- und Honigräume mit einem Deckel, in den zwei Bienenfluchten eingepasst sind. Beim Schichtwechsel können die Bienen, die im Honigraum arbeiten zwar raus, aber die nächste Schicht kommt nicht rein.

Am nächsten Tag sind dann nur noch die besonders strebsamen Bienen drin, die durchgearbeitet (oder die, die in einer stillen Ecke den Schichtwechsel verschlafen) haben. Die fege ich dann vorsichtig von den Waben, bevor ich diese bienensicher in einem oben und unten mit einer Platte verschlossenen Honigraum verstaue.  Wenn man wirklich keine Bienen mit in den Schleuderraum nehmen will, muss man sorgfältig arbeiten. Bei vier Bienenvölkern dauert die Prozedur ein bis eineinhalb Stunden. Mit den bienenfreien Honigräumen fahren wir dann zum Schleuderraum. Für den Transport bis zum Auto haben wir uns dieses Jahr einen Plattformwagen geleistet. Der Fußweg bis dahin ist ganz schön lang und wir hatten keine Lust sieben schwere Honigräume den ganzen Weg dahin zu tragen. Der Wagen ist echt praktisch und hat sich schon gelohnt.

Honig schleudern, Plattformwagen für den Transport der Honigräume

Honig schleudern

Wir dürfen den vereinseigenen Schleuderraum kostenlos nutzen, dass ist eine richtig gute Sache. Eine eigene Schleuderausrüstung geht nämlich ganz schön ins Geld, mal ganz abgesehen davon, dass uns der geeignete Platz dafür fehlt. So ein Schleuderraum ist im Idealfall von oben bis unten gekachelt. Das erleichtert die Reinigung nach dem Schleudern ganz enorm. Einfach alles mit Wasser abspritzen und mit dem Schrubber und jeder Menge Tüchern trocknen.

Was braucht man zum Honig schleudern?

Waben entdeckeln

Alle Honigwaben müssen vor dem Schleudern entdeckelt werden. Das ist, wie alles was mit der Honigernte zu tun hat, eine klebrige Angelegenheit, aber nicht weiter schwierig. Nach ein paar Fehlversuchen hat man heraus, wie man die Endeckelungsgabel am besten hält und über die Waben führt. Das Ziel ist, nur die Deckel von den Honigwaben abzuheben.

Waben entdeckeln
Waben entdeckeln

Bei 77 Honigrähmchen ist man damit eine ganze Weile beschäftigt. Ich wollte eigentlich auf die Uhr schauen (weil ich immer mal wieder gefragt werde, wie lange dies oder jenes dauert), ist mir aber nicht gelungen. Insgesamt dauert so ein Schleudertag halt den ganzen Tag. Wir haben ungefähr gegen acht Uhr morgens mit der Honigernte begonnen und waren um acht Uhr abends wieder zuhause. Essen hatten wir, wie immer, nicht dabei (ich sag nur Honig im Kopf), was aber, wie immer, kein Problem war. Über den Tag verteilt konsumiert man soviel Honig, dass Untzerzuckerung wirklich kein Thema ist.

Die Honigschleuder

In die elektrische Honigschleuder passen pro Schleudergang 20 Honigrähmchen. Wir mussten sie also viermal anwerfen, bis alle Honigrähmchen geschleudert waren. Nach ungefähr fünf Minuten ist der Honig ausgeschleudert. Der Moment, in dem der erste Honig aus der Schleuder läuft, ist immer der Beste am ganzen Schleudertag. In diesem Jahr ist er sehr zähflüssig und aromatisch. Den Wassergehalt konnten wir mangels Refraktometer noch nicht messen, ich denke aber er liegt weit unter den geforderten 18 Prozent. Die Bienen haben ganze Arbeit geleistet.

Honig schleudern mit der elektrischen Honigschleuder
Honigschleuder in Betrieb
der erste Honig läuft durch ein Doppelsieb in den Honigeimer

Wir lassen den geschleuderten Honig durch ein Doppelsieb direkt in die 25 Liter Eimer laufen. Die großen Wachsreste bleiben dabei im oberen Sieb hängen, die feineren werden im unteren Sieb abgetrennt. Das Sieb setzt sich leider nach einer Weile zu und muss dann vom Wachs befreit werden. Deshalb haben wir immer mehrere Siebe und Eimer im Einsatz.

Hygiene im Schleuderraum

Honig ist ein ziemlich unverderbliches Lebensmittel (in einem Pharaonengrab wurde bei der Öffnung ein Tongefäß mit noch genießbarem Honig gefunden) . Trotzdem ist beim Honig schleudern penible Sauberkeit angebracht (Achtung, hier spricht die Lebensmitteltechnologin aus mir, war das Studium doch zu was nütze, ich sag nur HACCP). Auch weil der Schleuderraum und das Schleuderzubehör von so vielen Imkern und Imkerinnen genutzt wird. Für die komplette Reinigung von Schleuder, Schleuderzubehör und Raum brauchen wir eine gute Stunde. Alles wird zunächst mit einem kräftigen Strahl kalten Wassers abgespült. Warmes Wasser ist keine so gute Idee. Angeschmolzenes Wachs lässt sich wirklich super schlecht entfernen. Nach der Reinigung mit kaltem Wasser folgt dann, falls nötig, die Reinigung mit dreiprozentiger Natronlauge. Das Zeug ist ätzend, deshalb muss man unbedingt mit Handschuhen und am besten auch mit Schutzbrille arbeiten. Die Schleuder und den Raum kriegen wir eigentlich immer mit Wasser sauber. Nur für die Siebe brauchen wir dann die Natronlauge.

Honig abfüllen

Nach dem Schleudern ist vor dem Abfüllen. Bis dahin darf der Honig aber erstmal ein bis zwei Tage in den Eimern ruhen. Dann wird er durch ein noch feineres Sieb in einen 50 Liter Behälter aus Edelstahl umgefüllt. Ich habe mir zwei von den Teilen geleistet, obwohl sie nicht ganz preiswert sind. Die Behälter sind hygienisch einfach die beste Lösung und praktisch unkaputtbar. Der Honig wird bequem durch den Edelstahlhahn in Gläser abgefüllt. Wir zapfen meistens nach Bedarf, immer nur so viele Gläser wie wir gerade brauchen.

Honig schleudern und abfüllen in einen Edelstahlbehälter
Honig schleudern und abfüllen in einen Edelstahlbehälter

Zurück zum Bienenstand

Die aufgeschleuderten Honigräume haben wir direkt wieder auf die Bienenbeuten aufgesetzt. Die Bienen schlecken die Honigreste aus den Waben, reparieren durch das Honig schleudern verursachte Schäden und beginnen sofort wieder damit, die Honigwaben zu füllen. Gestern war ich am Bienenstand und habe mir die Honigräume angesehen. Kaum zwei Wochen nach dem Schleudertermin waren sie schon wieder fast vollständig gefüllt. Das ist wirklich ein verrücktes Honigjahr. Wir werden nun doch neue Honigräume kaufen müssen, um Platz für den Sammeleifer der Bienen zu schaffen. Hoffentlich werden sie schnell genug geliefert. Um einen zweiten Schleudertermin kommen wir nicht herum. Dafür gibt es ausreichend Honig für die Winterfütterung. Die erfolgt in der Regel mit Zuckerwasser oder speziell aufbereiteten Glukosesirup. Ich verfüttere einen Teil des gesammelten Honigs an die Bienen. Dafür stelle ich im August einfach einen halb gefüllten Honigraum unter den Brutraum. Die Bienen öffnen dann die Honigwaben und tragen den Honig in den Brutraum um, wo er ihnen als Winterfutter zur Verfügung steht.

Honigtag in unserem Garten

Kleine Vorabinfo für euch: am 15.07.18 von 14:00-18:00 Uhr veranstalten wir einen Honigtag in unserem Garten. Es gibt frisch geernteten Honig zu verkosten und natürlich auch zu kaufen. Außerdem dürft ihr mich alles über Bienen fragen, was ihr schon immer mal wissen wolltet. Wenn meine Schaubeute rechtzeitig geliefert wird, könnt ihr sogar einen sicheren Blick in ein Bienenvolk werfen.

Fazit zum ersten Honigtag

Unser erster Honigtag war wirklich wunderschön. Viele nette Besucher, die über die verschiedensten Quellen davon erfahren haben. Einige davon waren richtig weit angereist. Einige wurden von ihren Kindern geschickt. Ein paar sind zufällig vorbeigekommen und haben sich spontan reingetraut. Ich habe viele Fragen zu Honig- und Wildbienen beantwortet. Viele Kinder durften einen Blick in die Beute werfen. Wir haben uns wahnsinnig über das große Interesse gefreut.

In Zukunft wollen wir jeweils im Frühling und im Winter einen Honigtag abhalten. Die Termine werde ich im Blog und über unseren Newsletter bekanntgeben. Also falls Ihr Interesse habt, tragt Euch am besten direkt in unseren Newsletter ein.

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