Was macht die Imker*in wenn die Kirsche blüht? Den ersten Honigraum aufsetzen.

Meine Bienen haben den Winter prächtig überstanden. Das macht mich, nach den schrecklichen Verlusten im vorherigen Winter, sehr froh. Vier kräftige gut entwickelte Wirtschaftsvölker mit jeweils 15.000 bis 20.000 Bienendamen haben im Moment nur Eins im Sinn: Nektar sammeln von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Aber wohin mit der köstlichen Fracht? Im Brutraum herrscht Platzmangel. Dort legt die Bienenkönigin Tag für Tag zwischen 1.500 und 2.500 Eier. Eine Wahnsinnsleistung. Dafür muss sie sich auch um nichts anderes kümmern und wird von ihren Arbeiterinnen gefüttert, gewaschen, gehegt und gepflegt. Das Futter für den Nachwuchs bringen die Sammelbienen direkt über dem Brutnest unter.

Honigräume vorbereiten

Aber in den nächsten Wochen kommt viel mehr Nektar rein, als die Bienen direkt verbrauchen können. Hier kommt die freundliche Imker*in ins Spiel. Schwuppediwupps erweitert sie die Bienenbeute um ein bestens zur Honigproduktion geeignetes Stockwerk. Wobei schwuppediwupps in dem Fall nicht wörtlich zu nehmen ist. Bevor ich einen Honigraum aufsetzen kann, nimmt die Vorbereitung der Honigrähmchen einige Zeit in Anspruch. Die bereits ausgebauten Honigrähmchen können mehrere Jahre verwendet werden. Nach dem Schleudern lasse ich sie von den Bienen ausschlecken und lagere sie dann in der Gartenlaube ein. Im Frühling säubere ich die Rahmen von Wachsresten und kürze die ausgebauten Waben bis auf vier Millimeter auf jeder Seite mit einem Messer ein. Da die Damen immer mal ein paar Honigreste vergessen, Wachs und Propolis an und für sich schon recht klebrig sind, klebt spätestens beim zehnten Rähmchen die ganze Imker*in.

Honigraum aufsetzen
Honigraum aufsetzen feinstes Bienenwachs
Honigraum aufsetzen

Kleines Wissenshäppchen: In einen Honigraum passen bei meiner Betriebsweise (Dadant Blatt) elf Honigrähmchen. Macht bei vier Bienenvölkern summa summarum 44 Honigrähmchen.

Für die relativ stupide Arbeit werde ich allerdings durch den wunderbaren Duft nach Bienenwachs und Honig mehr als entschädigt. Noch besser riecht nur der Bienenstock selbst. Dem Bienenduft wird sogar eine heilsame Wirkung bei Asthma und anderen Atemwegserkrankungen nachgesagt. Habe ich alles nicht, den Geruch genieße ich trotzdem. Er macht mich froh.

Honigraum aufsetzen die Imkerin

Die glückliche Imkerin vor der Arbeit an den Bienenvölkern. Danach sitzt die Frisur nicht mehr so gut. Daniela von Garteninspektor hat dafür den wunderbar passenden Begriff Bee-Hair-Day gefunden.

Honigraum aufsetzen – die Erste

Das Aufsetzen der Honigräume geht dann ganz schnell. Der richtige Zeitpunkt ist gekommen wenn die Kirschbäume blühen. Das ist eine Imkerregel, die ich mir – im Gegensatz zu vielen anderen, die ich immer wieder nachlesen muss –  ganz gut merken kann. Die Bienen werden bei dieser Prozedur kaum gestört. Deckel öffnen, Absperrgitter auflegen, Honigraum aufsetzen. Ich brauche nicht einmal Rauch dazu. Die Bienen sind so sehr im Sammelfieber, dass sie mich glatt ignorieren.

Honigraum aufsetzen Absperrgitter einlegen
Honigraum aufsetzen

Ein paar Tage später ist der Honigraum schon voller Bienen. Sie bauen die eingekürzten Waben wieder vollständig aus, machen gründlich sauber und beginnen dann den frisch gesammelten Nektar einzutragen. Bis daraus aromatischer zähflüssiger Honig wird vergehen noch ein paar Wochen. Der Nektar wird ein paar mal umgetragen, mit stundenlangem Flügelschlagen getrocknet und schließlich werden die Waben mit dem fertigen Honig verschlossen. Einen Teil davon ernte ich im Sommer. Der größte Teil des eingelagerten Honigs (ca. 80 Prozent) wird während der Saison von den Bienen selbst verbraucht.

Honigraum aufsetzen – die Zweite, Dritte …

Wenn das Wetter mitspielt ist der erste Honigraum ruckzuck gefüllt. Die freundliche Imker*in steht dann schon bereit und stockt die Bienenbeute noch einmal und noch einmal und noch einmal auf. Das dient auch der Vorbeugung von Schwärmen. Solange es Platz zum Honig einlagern gibt, sind die Bienen beschäftigt und kommen nicht (aus Imkersicht) auf dumme Gedanken. Tatsächlich habe ich in einer Saison schon mal vier bis fünf Honigräume pro Volk aufgesetzt. Wenn zwei Honigräume mit Honig gefüllt und die Waben verschlossen sind, nehme ich sie ab und schleudere den darin enthaltenen Honig. Das kann in einer guten Saison zwei- bis dreimal der Fall sein.

In diesem Jahr will ich am liebsten nur einmal schleudern und den Honig vorher lange reifen lassen. Das geht, solange die Bienen keinen Nektar von Rapsfeldern sammeln. Rapshonig härtet schnell in den Waben aus und muss daher rechtzeitig geschleudert werden. In meiner Gegend gibt es keine Rapsfelder, der Honig meiner Bienen war in den letzten Jahren noch nach Monaten zähflüssig. Nur rankommen muss ich an die obersten Honigräume noch. Bei meiner Körpergröße darf der Turm also nicht allzu hoch werden.

Bei ein paar Honigähmchen habe ich die vorgefertigte Mittelwand weg gelassen. Die Bienen bauen dann die gesamte Wabe selbst aus und ich kann feinsten Wabenhonig ernten. Den kann man mitsamt dem Wachs verputzen. Eine echter (recht selten gewordener) Leckerbissen. Mittelfristig will ich im ganzen Volk – auch in den Bruträumen – auf vorgefertigte Mittelwände verzichten und nach Demeter-Richtlinien arbeiten. Aber bis ich alles umgestellt habe werden meine Girlz noch ein paar tausend Blüten besuchen.

2.7/5 – (13 votes)