Kurz bevor die ersten Tulpen in unserem Garten ihre Blüten öffneten, haben wir uns für eine kurze Auszeit ins Tulpenparadies nach Holland verzogen. Die Wetteraussichten waren gut, der Weg nicht weit – und hallo – wer sagt schon nein, wenn er vom niederländischen Tourismusbüro dazu eingeladen wird, drei Tage in einem alten Airstream, mitten in einem Tulpenfeld, zu verbringen. Zwei Fahrräder vor der Tür, ein pinkfarbenes Jacuzzi und jede Menge spannender Termine rund um die Tulpe. Ein Traum!
Die Tulperij
Das Tulpenfeld hat sich vor Ort als ziemlich gelbes Narzissenfeld herausgestellt. Für üppig blühende Tulpen war es Anfang April auch in Holland noch ein wenig zu früh. Daan und Anja, die beiden sehr sympathischen Betreiber der Tulperij, einem kleinen Blumenzwiebel-Zuchtbetrieb, auf deren Gelände unser Airstream stand, haben in einer ihrer Hallen vor ein paar Jahren ein kleines Café eröffnet. Jeden Morgen stoppen hier ein paar Busse für ein Tulpen- bzw. Narzissenselfie und eine Tasse Tee, bevor sie zum Keukenhof weiterfahren. Für uns war das eine ganz neue Erfahrung, morgens beim Aufwachen und aus dem Fenster gucken, in 50 neugierige Touristenaugen zu blicken. Wir haben uns so ein bisschen wie Zoo-Bewohner gefühlt. Den Jacuzzibesuch haben wir unter den Bedingungen dann lieber in die Nachtstunden verschoben …
Daan bietet auch Führungen über seine Felder an. Haben wir natürlich gemacht und dabei ein paar interessante Infos zur Blumenzwiebelzucht bekommen. Mir ist es z. B. nie in den Sinn gekommen, dass Tulpen, genau wie Gemüse, nicht mehrere Jahre hintereinander auf dem gleichen Feld angebaut werden sollten. Zur Vermeidung von Krankheiten und um ihre Blühwilligkeit zu erhalten. Jetzt verstehe ich, warum meine Tulpen oft nur Blätter und keine Blüten bekommen. Daran sind nicht nur die Wühlmäuse schuld. Sobald sie verblüht sind werde ich die Zwiebeln aus der Erde nehmen und im Herbst für das nächste Jahr Hyazinthen auf der Fläche pflanzen.
Freie Fahrt mit dem Hollandrad
Für mich die großartigste Erfahrung: während der ganzen Zeit konnten wir das Auto komplett stehen lassen. Überall breite und gut gepflegte Fahrradwege, mehr Fahrräder als Autos unterwegs, selbst auf der Landstraße ist der größte Teil der Straße für Fahrräder reserviert. Holland ist nicht nur ein Tulpenparadies, es ist auch ein Paradies für Radfahrer! Der angenehme Nebeneffekt: trotz üppiger mehrgängiger Essenseinladungen im preisgekrönten Beachclub O (mit Blick aufs Meer und Sonnenuntergang), im lässigen Vrijstaat Nederzandt (beste Pommes ever – wirklich) und im edlen Vier Seizoenen (ein Blumendinner zum Verlieben) passt die Hose auch nach drei Tagen noch 🙂
Nur an die bei Gegenwind lässig überholenden Reisegruppen im gehobenen Alter auf ihren E-Bikes musste ich mich ein wenig gewöhnen. Vielleicht gönn ich mir bei meinem nächsten Besuch einfach selbst eins. Damit sind dann auch die knapp 30 Kilometer bis Amsterdam kein Problem.
Kaffee, Tee und geballtes Kräuterwissen
Unser Besuch in der Kräutergärtnerei Noordwijk Buiten war ein echtes Highlight. Von so einem Ort träume ich schon lange. Ein altes Gewächshaus, umgebaut zu einem lichtdurchfluteten Café. Nebenan eine Kräuterzucht mit lauter ausgefallenen aromatischen Kräutersorten. Draussen bunte Tulpenfelder. In einem zweiten Gewächshaus mit tropischer Bepflanzung ist ein umwerfendes B&B – das Bloemenbed – untergebracht. Alles sehr stilsicher eingerichtet. Genau mein Geschmack. Hier war ich sicher nicht zum letzten Mal (ehrlich gesagt, würde ich am liebsten sofort dort einziehen und sehr, sehr lange bleiben).
Wir durften uns quer durch das Kräuter- und Blütensortiment probieren. Han weiß alles über die Kräuter die er züchtet und verkauft und ich mag seinen sehr speziellen Humor. Er lässt mich die sogenannte Batteriepflanze probieren (die meine Zunge zehn Minuten lang zum bitzeln bringt) und schwarze Veilchenblüten (die meine Zunge für den Rest des Tages schwarz färben), das Austernblatt garniert mit einem knackigen salzigen Pflanzenstick, ist dagegen harmlos und einfach nur lecker. Insgesamt ein großer Spaß – Danke Han 🙂
Eine paar ganz besondere Kräuterschätze für eigene Küchenexperimente habe ich mir direkt einpacken lassen. Ich hoffe sie wachsen gut an und freue mich schon auf die erste Ernte.
Annemiekes Pluktuin
Die Narzissen-, Hyazinten- und Tulpenfelder an denen wir mit den Fahrrädern vorbei kommen leuchten meist in monochromen Farben. Das Tulpenfeld in Annemiekes Pluktuin dagegen, ist bunt und wild und farbenfroh – ein bisschen wie unser eigener Garten. Annemieke baut Bio-Tulpen und Sommerblumen zum selbst pflücken an und beliefert die Restaurants in der Umgebung mit essbaren Blüten. Ja – Tulpen kann man essen! Sie schmecken mild und frisch und knacken schön wenn man auf sie beißt. Angeblich soll man sogar die verschiedenen Farben heraus schmecken. Ich werde das mit meinen eigenen Tulpen im Blindtest ausprobieren.
Während unseres Besuchs steht Annemieke mit ihren Tulpen in Amsterdam auf dem Noordermarkt (dem schönsten Bio-Markt den ich kenne, unbedingt ansehen, wenn ihr in der Gegend seid), deshalb muss ihr Mann Pieter im Tulpenfeld für uns Model stehen – unser Favorit für HNTM (Hollands next top model ;-)).
Der Keukenhof ein Tulpenparadies
Was wäre ein Kurzurlaub in Hollands Bollenstreek ohne einen Besuch im Keukenhof? Für uns beide ist es das erste Mal und wir sind zunächst einmal schwer beeindruckt vom Anblick des riesigen Parkplatzes. Autos soweit das Auge reicht. Mehrere Reihen mit schwarzen Großraum-Limousinen und gelangweilt daran lehnenden Chauffeuren. Busse, mit deren Insassen man ein sehr großes Fußball-Stadion füllen könnte. PKWs in allen Tulpenfarben. Und ganz am Rand dann noch ein schicker und ebenfalls recht großer Fahrrad-Parkplatz.
Mehr als eine Million Menschen haben im letzten Jahr innerhalb der achtwöchigen Öffnungszeit den Keukenhof besucht. Na gut, um die unterzubringen braucht man schon ein wenig (Park-)Platz …
Schön, dass der Park ebenfalls recht weitläufig ist. Ein einsames Eckchen kann man darin zwar kaum finden, aber die Besuchermassen verteilen sich schnell. Rund vierzig Gärtner sind über drei Monate damit beschäftigt etwa sieben Millionen Blumenzwiebeln in mehreren Schichten zu pflanzen, damit während der kurzen Öffnungszeit immer überall etwas blüht. Mir gefielen die bunten Themenbeete mit Tulpen, Hyazinthen und Fritillaria am besten. Jedes Beet ist mit einem Schild versehen, auf dem die bepflanzen Sorten und die jeweiligen Züchter verzeichnet sind. Lässt sich also ganz bequem einkaufen und zuhause nachpflanzen.
Andreas war spontan von den Besuchern selbst begeistert. Auf ihren Jacken blühte es mindestens so farbenfroh, wie in den Blumenbeeten. Wobei – nicht alles was auf den Jacken spross, war auch in den Beeten zu finden 😉
Unser Tulpenparadies-Fazit:
Eine ganz klare Empfehlung für einen Kurzurlaub im holländischen Tulpengürtel. Megaentspannt mit dem Fahrrad durch die Tulpenfelder radeln. Lange Spaziergänge am Strand. Gut Essen mit Blick aufs Meer. Freundliche Menschen. Und mit ein wenig Glück auch bestes Wetter.
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