Ende Mai fand in London die Mutter aller Gartenschauen – die Chelsea Flower Show 2017 statt. Bei meinem ersten Besuch dieser ehrwürdigen Veranstaltung – ich glaube es war 2012 – war ich total geflasht von der Pracht und Vielfalt in den Schaugärten und den etwas exzentrischen Besuchern. Blumen wohin man schaut – auch auf den Kleidern, Hüten und Hosen. Die letzten beiden Jahre fehlte mir die Zeit für einen Besuch. Dieses Jahr habe ich es endlich wieder geschafft.
Seit mehr als 100 Jahren
Seit 1913 findet die Chelsea Flower Show jedes Jahr (mit einer Unterbrechung von 1940-1946) auf dem vier Hektar großen Gelände des Royal Hospitals im Londoner Stadtteil Chelsea statt. Eröffnet wird die Chelsea Flower Show traditionell von Königin Elisabeth. Die Karten sind hochbegehrt und bereits Monate im Voraus ausverkauft. Neunzehn Tage haben die Aussteller Zeit zum Aufbau, fünf Tage dauert die Ausstellung, fünf Tage später sieht die Fläche so aus, als hätte es die zauberhaften Schaugärten nie gegeben.
Was mich daran am meisten fasziniert: die Gärten sehen allesamt so aus als wären sie schon immer da gewesen. Wie um Gottes willen verpflanzt man mehrere Meter hohe Bäume und wie schafft man es wiesenartige Anpflanzungen so unglaublich natürlich aussehen zu lassen? Ein Rätsel! Wenn ich da an den kümmerlichen Anblick neuer Anpflanzungen im kleinen Horrorgarten denke.
Prachtvolle Schaugärten
Ebenfalls beeindruckend sind natürlich die Pflanzkombinationen. Unglaublich, überraschend, frisch. Allerdings nicht immer realitätsnah. Optik ist alles auf der Chelsea Flower Show. Die Pflanzen werden viel dichter gepflanzt, als es im Garten ratsam wäre und mit allerlei Tricks dazu gebracht auf den Punkt zu blühen. Macht eine Pflanze während der Show schlapp, wird sie umgehend ersetzt. Hinter den Kulissen steht ausreichend Pflanzennachschub bereit. Bevor die Preisrichter durch die Gärten gehen, wird jeder Grashalm in die richtige Richtung gelegt und noch einmal mit einem Hauch Wasser besprüht. Der betriebene Aufwand ist wirklich immens. Zwischen 100.000 und 300.000 Pfund kostet die Planung und Umsetzung eines Schaugartens. Finanziert werden die Gärten über Sponsoren und die waren 2017 sehr zurückhaltend. Nur acht Schaugärten konnten realisiert werden. Im letzten Jahr waren es noch siebzehn Gärten. Eine Folge des Brexits wird gemunkelt.
Der diesjährige Gewinnergarten. Die Steinquader sollen an die mediterrane Umgebung Maltas erinnern. Sie verbreiten eine sehr tranquille, friedliche Stimmung.
Das tönende Gegenteil dazu ist mein Favorit unter den Schaugärten – neben dem BBC Gemüsegarten. Die mit Wasser gefüllten Metallbecken dienen als Schallkörper für eine Bassanlage mit ordentlich Wums. Wenn die Bässe wummern bilden sich Kreise und kleine Wasserfontänen in den Becken und der Boden bebt. Sehr interessantes Erlebnis. Ein bisschen wie früher auf dem Rockkonzert in der ersten Reihe mit dem Ohr an der Bassbox. Nur die Luft ist besser 🙂
Chelsea Flower Show 2017 – eine Fundgrube für Gartenideen
Dem Charme der Veranstaltung kann ich mich trotz dieser Umstände nicht entziehen. Auch auf der Chelsea Flower Show 2017 gibt es wieder viel zu entdecken. In den Gärten stecken jede Menge Ideen, die mit nach Hause nehmen und für meinen Garten adaptieren kann. Meine Neuentdeckung in diesem Jahr ist der dunkellaubige Holunder. Aus seinen pinkfarbenen Blüten lässt sich leckerer zartrosa Holunderblütensirup herstellen. Ich habe schon lange eine Schwäche für Pflanzen mit rotem Laub oder schwarzen Blüten. Auch der gefüllte, fast schwarze Mohn „Black Peony“ hat es mir angetan.
In auffällig vielen Gärten wurden dunkle und violette Töne mit orange leuchtenden Farbtupfern kombiniert. Fröhlich und warm sieht das aus. Die in den vergangenen Jahren vorherrschenden Pastelltöne scheinen passé zu sein. Selbst im Gemüseschaugarten der BBC sorgten rote Salat- und Kohlsorten eingerahmt von orangener Kapuzinerkresse für großes Entzücken bei den Besuchern. Dunkles Laub und violette Blüten sind in meinem Blumengarten auch reichlich vertreten. Orange oder gelbe Töne dagegen waren bislang nur als Beiwerk im Gemüsegarten erlaubt. Vielleicht wird es Zeit dieses strenge Konzept einmal zu überdenken und ein bisschen mehr Farbe zuzulassen.
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