Sind Bienen im Kleingarten erlaubt? Mit dieser Frage habe ich mich vor vier Jahren, bevor die ersten Bienenvölker in meinen Kleingarten eingezogen sind, zum ersten – und wie ich damals dachte – auch zum letzten Mal beschäftigt.
Die gesetzlichen Regeln für die Bienenhaltung im Kleingarten sind eigentlich einfach:
- man muss Mitglied in einem Imkerverein sein
- die Bienenvölker müssen versichert sein
- man muss die Bienenhaltung im Kleingartenverein beantragen
- die direkten Nachbarn müssen einverstanden sein
Ich habe also zunächst einmal meinen direkten Nachbarn von der geplanten Bienenhaltung erzählt. Weder die beiden Nachbarinnen zur rechten Seite noch der Nachbar zur linken Seite hatten etwas dagegen. Dann habe ich den Kleingartenverein informiert und mich im Imkerverein angemeldet. Habe dort die Anzahl der Völker angegeben und diese versichert. Alles paletti, dachte ich.
Das war es auch. Im ersten Jahr. Im zweiten Jahr. Und auch im dritten Jahr. Dann kam das vierte Jahr. Das verflixte vierte Jahr. In dem mein bis dato friedlicher Nachbar plötzlich seine Abneigung gegen meine Bienen entdeckte. Seine tiefe Abneigung sogar.
Was war passiert?
Die Bienen hatten den Winter ohne Verluste gut überstanden. Vier starke Völker und ein sehr warmes früh einsetzendes Frühjahr. Alles blühte irgendwie gleichzeitig. Linden, Ahorn, Obstbäume. Die Bienenvölker sind geradezu explodiert und es war ganz schön was los vor meinen Bienenbeuten. Irgendwo links von meinem Garten, schien es eine Massentracht zu geben. Also reichlich Futter für die Bienen. Das haben sie auf direktem Weg angepeilt. Pfeilschnell schossen sie im Sekundentakt aus den Fluglöchern. Ihr Weg führte in einer scharfen Kurve über den nachbarlichen Garten. So war das nicht gedacht. In den Jahren davor haben die Bienen die Beuten immer auf einer geraden, stetig ansteigenden Flugbahn über meinen Kleingarten fliegend verlassen. Fünf Meter von den Beuten entfernt war von dem Flugbetrieb nichts mehr zu spüren. Jetzt brauste ein stetiger Bienenstrom in recht niedriger Höhe quer durch den Nachbargarten. Blöde Sache.
Vier Bienenvölker mit jeweils 50.000 Bienen (und später noch ein eingefangener Schwarm), auch wenn nur etwa ein Drittel der Bienen Honig sammelt, kommt da schon was an Flugverkehr zusammen. Der Frankfurter Flughafen ist ein Luftkurort dagegen. Allerdings herrscht bei mir im Garten strenges Nachtflugverbot und die Start- und Landegeräusche lassen sich kaum in Dezibel ausdrücken.
Problem erkannt – Problem gebannt?
Direkt nachdem mir das geänderte Flugverhalten meiner Bienen aufgefallen ist, habe ich das Gespräch mit dem Nachbarn gesucht. Ich habe zunächst ein Rankgitter an der Grenze zu ihm aufgestellt, in der Hoffnung, dass die Bienen dann schneller in die Höhe steigen und seinen Garten in einer unproblematischen Höhe überfliegen. Leider hat das nicht funktioniert. Ein paar Tage später haben wir dann einen 2 Meter hohen Bambuszaun entlang der Gartengrenze aufgestellt. Den Bienen blieb nun nichts anderes mehr übrig, als vor dem Zaun an Höhe zu gewinnen.
Problem erkannt – Problem gebannt! Davon war ich nach dem Zaunbau überzeugt. Ich hatte dem Nachbarn zusätzlich angeboten, die Bienen im Spätherbst auf die andere Seite des Kleingartens zu stellen. Alles wieder paletti, dachte ich.
War es aber nicht. Der Nachbar wurde, kurz bevor der Zaun stand, von einer Biene gestochen. Von zwei Bienen sogar. Direkt hintereinander. Mitten ins Gesicht. Das tat weh. Ohne Frage. Ob das der Grund dafür war, dass er das Gespräch mit mir abbrach und alle Hebel in Bewegung setzte, um mir die Bienen im Kleingarten zu verbieten? Ich weiß es nicht. Vermutlich war er vorher schon viel aufgebrachter als ich zunächst dachte.
Bienen im Kleingarten – durchaus erwünscht
Der Kleingartenverein hat mich nach seiner Beschwerde zum Gespräch einbestellt. Dabei fiel auf, dass mir vor vier Jahren keine schriftliche Genehmigung ausgestellt wurde. Wie, warum, wieso ließ sich nicht mehr nachvollziehen. Den alten Vorstand gab es nicht mehr. Aber da Bienen im Kleingarten durchaus erwünscht sind, war man im Verein um eine einvernehmlichen Lösung bemüht. Auch der Kreisverband, an den sich der Nachbar zwischenzeitlich gewendet hatte, wies auf die Rolle der Bienen als wichtige Bestäuber von Obst und Gemüse hin. Und selbst das Landschaftsamt der Stadt Köln, das die Bienenhaltung im Kleingarten letztendlich schriftlich genehmigen muss, findet Bienen in Kleingärten gut und wichtig.
Nur solange der Nachbar nicht zustimmt oder – und das ist das wirklich Schräge an der Sache – seine einmal gegebene Zustimmung zurück zieht, nützt das alles nichts. Ein Kompromissvorschlag von seiner Seite ging in den Unterlagen des Kleingartenvereins unter (inzwischen hat er ihn zurück gezogen). Zu einem Kompromissvorschlag von mir äußert er sich bislang nicht.
Ein neuer Standort für die Bienen
Ich habe lange nachgedacht und nach einem alternativen Standort für die Bienen gesucht. Eine wirklich gangbare Lösung habe ich außerhalb meines Kleingartens nicht gefunden. Ich brauche direkt am Standort der Bienen einen großen Lagerraum für die Honigräume und die Waben. Außerdem muss der Bienen-Standort mit dem Fahrrad erreichbar sein, da ich kein täglich nutzbares Auto besitze. Nicht so einfach mitten in Köln.
Daher habe ich, trotz fehlender Rückmeldung, einfach meinen Kompromissvorschlag umgesetzt. Zwei Bienenvölker werden meinen Garten im Frühling verlassen. Sie kommen zu einer Freundin, die einen Garten in der gleichen Anlage und einen bienenfreundlichen Nachbarn besitzt. Sie möchte schon lange Bienen in ihrem Garten halten und freut sich auf die neue Aufgabe. Die anderen drei Bienenvölker sind auf die andere Gartenseite umgezogen. Soweit wie möglich weg vom nachbarlichen Garten. Da standen sie schon einmal. Der Platz war nur durch einen stark gewachsenen Johannisbeerbusch und eine Himbeerhecke zu eng geworden. Aber Beeren kann man ja umpflanzen.
Meine beiden Männer haben mir beim Ausgaben der Büsche und der Hecke geholfen. War gar nicht so einfach. Der Boden war nach diesem extrem trockenen Sommer steinhart. Die Bodenplatten für den neuen Bienen-Standort haben wir dann bei Nieselregen verlegt. Schlechtes Timing würde ich sagen 🙂
Aber was soll’s. Die Bienen stehen, die damit verbundene Arbeit ist schon fast vergessen. Damit die Bienen nicht zu ihrem alten Standort zurückfliegen (das machen sie für gewöhnlich, wenn der neue Standort weniger als zwei Kilometer vom alten Standort entfernt ist), habe ich die Fluglöcher am Abend vorher verschlossen, die Beuten wurden beim Umstellen ordentlich durchgeschüttelt und die Fluglöcher blieben einen weiteren Tag verschlossen. Zusätzlich habe ich nach dem Öffnen Zweige vor die Fluglöcher gelegt. Die Bienen müssen sich richtig daran vorbeidrängen, wenn sie raus wollen. Das alles soll sie dazu bringen sich erneut – also auf den neuen Standort – einzufliegen. Ob es klappt lässt sich schlecht überprüfen. Dazu müsste ich die Bienen vor und nach der Umstellung durchzählen. Freiwillige gerne melden. Allzu viele Bienen sind um diese Jahreszeit nicht mehr mit dem Sammeln von Nektar und Pollen beschäftigt. Die Verluste werden sich also so oder so in Grenzen halten.
Ich hoffe meine Damen fühlen sich wohl an ihrem neuen Standort und der nachbarliche Friede ist nun wieder hergestellt. Denn ihr wisst ja was der olle Schiller dazu gesagt hat:
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem lieben Nachbarn nicht gefällt.
(Ja ja, ich habe es ein wenig abgewandelt. Good vibes only.)
Schreibe einen Kommentar