Wir Gärtnern torffrei und das gilt natürlich auch für unsere Hochbeete. 27 Stück gibt es davon in unserem Garten und da passt eine Menge Erde rein. Wie und mit was Hochbeete gefüllt werden, haben wir hier genau erklärt: DIY Hochbeet. In diesem Text soll es ausschließlich darum gehen, warum torffrei Gärtnern im Hochbeet (und nicht nur dort) Sinn macht. Er ist Teil einer Kooperation mit der Initiative torffrei.info des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Wir finden es gut und wichtig, über die Bedeutung torffreier Erden für Umwelt-, Klima- und Artenschutz zu reden. Aus unserer Sicht kann gar nicht oft genug auf die Umweltproblematik im Zusammenhang mit der Trockenlegung von Mooren und dem Abbau von Torf hingewiesen werden.
Warum wir torffrei Gärtnern
Voraussetzung für den Abbau von Torf ist die Trockenlegung von Mooren. Dort hat sich Torf in Jahrtausenden unter Luftausschluss gebildet und dabei große Mengen an Kohlenstoff gespeichert. Ein Meter Torf benötigt 1.000 Jahre, um zu einer so dicken Schicht zu wachsen. Gestochen bzw. abgebaut ist er dagegen schnell.
Obwohl Moore nur 3 Prozent der Erdoberfläche bedecken, speichern sie rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs, das ist doppelt so viel wie alle Wälder zusammen. Durch die Trockenlegung und den Abbau wird der Kohlenstoff als CO2 wieder freigesetzt. Keine gute Idee, wenn man bedenkt, wie wichtig es in Zeiten des Klimawandels ist, den weltweiten CO2-Ausstoß zu verringern.
Außerdem bieten Moore einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen Lebensraum und Nahrung zugleich. Ein unglaublich vielfältiges intaktes Ökosystem, das es unbedingt zu erhalten gilt und das durch den Abbau von Torf unwiederbringlich zerstört wird.
Dazu will ich mit meinem Garten auf keinen Fall beitragen und deshalb kommt Torf für mich als Gärtnerin nicht in Frage.
Warum wird Torf überhaupt im Gartenbau verwendet?
Torf hat als Bestandteil von Blumen- und Pflanzerde einige Vorteile. Er ist stabil, torfhaltige Erde hält ihr Volumen sehr gut. Er kann gut Feuchtigkeit speichern, saugt Wasser auf wie ein Schwamm und gibt es nur langsam wieder ab. Obwohl sein natürlicher pH-Wert im sauren Bereich liegt, lässt er sich durch Zugabe von Kalk leicht auf den gewünschten Wert anpassen. Torf ist nährstoffarm, das ist erstmal kein Vorteil. Er lässt sich aber durch Zugabe von Dünger sehr gut auf die gewünschten Nährstoffbedürfnisse aufdüngen.
Diese Vorteile haben in der Summe dazu geführt, dass Torf aus Erdmischungen lange Jahre kaum wegzudenken war.
Torf hat aber, jenseits seiner problematischen Ökobilanz, auch entscheidende Nachteile. Einmal ausgetrocknet, lässt sich Torf nur sehr schwer wieder befeuchten. Sind die ihm zugesetzten Nährstoffe verbraucht, muss nachgedüngt werden. Wird der beigemischte Kalk ausgewaschen, sinkt der pH-Wert in den sauren Bereich und das mögen die allermeisten Pflanzen überhaupt gar nicht.
Welche Torf-Alternativen gibt es?
Es ist gar nicht so leicht, Torf in Blumen- und Pflanzerden zu ersetzen, die Gartenbau-Branche hat sich an den Umgang mit torfhaltigen Substraten gewöhnt. Alle ihre Prozesse sind darauf abgestimmt. Ein Substrat, das sich anders verhält, erfordert eine Anpassung der Abläufe in vielen Bereichen und bedeutet damit erst einmal mehr Arbeit.
Nichtsdestotrotz gibt es gute Alternativen zu Torf. In der Regel haben sie eine deutlich bessere Umweltbilanz im Vergleich zu Torf. Oft kommt eine Mischung verschiedener Ersatzstoffe zum Einsatz. Jede Erdenfirma hat da ihr eigenes Rezept, das sie natürlich auch nicht im Detail verrät.
Wenn ihr euch einmal die Inhaltstoffe von torffreien Erden durchlest, findet ihr unter anderem diese Ausgangsstoffe:
- Holzfasern
- Grüngutkompost
- Rindenhumus
- Kokosfaser- und -mark
Zudem zählen Tofmoose als vielversprechender Torfersatz. Forschende suchen aktuell nach ertragreichen Arten, die als Paludikultur auf wiedervernässten Moorstandorten angebaut werden können. Mehr Informationen zu den einzelnen Torf-Alternativen findet ihr auf der Seite torffrei.info des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
Ist Bio-Erde torffrei?
Ihr kauft Bio-Erde und denkt, damit seid ihr auf der sicheren bzw. der torffreien Seite? Das ist leider nicht zwingend so. Bio-Erde kann, muss aber nicht torffrei sein. Der Unterschied von Bio-Erde zu konventioneller Erde liegt in der Düngung. Bio-Erde wird mit organischem Bio-Dünger aufgedüngt. Konventionelle Erde mit mineralischem Dünger. Torf darf prinzipiell in beiden Erden enthalten sein. Er taucht dann auch in der Auflistung der Inhaltsstoffe auf.
Torffreie Erde erkennen
Torffreiheit ist für Erdenhersteller inzwischen ein gutes Verkaufsargument. Deshalb steht das in der Regel groß und gut lesbar auf der Sack-Vorderseite. Wo torffrei drauf steht, ist auch torffrei drin. Ihr merkt es übrigens auch am Preis. Torffreie Erde ist teurer, als torfhaltige Erde. Greift bitte trotzdem nicht zu Billigerden. Die Qualitätsunterschiede sind im Pflanzenwachstum deutlich spürbar. Oder anders gesagt: was ihr spart, gebt ihr später wieder aus, weil eure Pflanzen schlecht versorgt werden.
Unterschied torffreier zu torfhaltiger Erde
Optisch unterscheidet sich torffreie von torfhaltiger Erde in Farbe und Struktur. Je nach verwendeten Torf-Alternativen ist torffreie Erde heller. Ein hoher Anteil von Kokosfasern führt zum Beispiel zu einer hellbraunen, fein strukturierten Erde. Wird ein hoher Anteil an Holz verwendet, erkennt ihr das an der eher groben Struktur und den sichtbaren Holzstückchen in der Erde.
Auch in der Verwendung gibt es Unterschiede. Während Torf sehr formstabil ist, zersetzen sich Holzfasern und Grüngutkompost mit der Zeit. Ich sag jetzt mal „die Erde lebt“, sie wird von Bodenlebewesen zersetzt, verliert aber leider dabei etwas an Volumen. Das merkt ihr vor allem bei Topfpflanzen. Hier müsst ihr ab und an neue Erde nachfüllen. Außerdem wird durch die Zersetzung der Holzfasern Stickstoff verbraucht. Für euch heißt das, ihr müsst regelmäßig nachdüngen. Ein Bio-Flüssigdünger ist dafür gut geeignet. Er wird einfach alle zwei Wochen übers Gießwasser verabreicht. Auch selbst angesetzte Brennessseljauche oder Beinwelljauche könnt ihr dafür gut verwenden. Oder ihr gebt von Anfang an zusätzlich Bio-Langzeitdünger mit ins Pflanzloch. Bei Starkzehrern wie Tomaten, Zucchini, Kürbis oder Paprika ist das auf jeden Fall zu empfehlen.
Torffreie Erde trocknet schneller aus, als torfhaltige Erde, da der Schwamm-Effekt fehlt. Ihr müsst also öfter gießen. Sie lässt sich dafür aber problemlos wieder befeuchten, wenn sie einmal ganz ausgetrocknet war. Prüft aber, bevor ihr gießt, die Erdfeuchtigkeit mit dem Finger. Torffreie Erde trocknet an der Oberfläche schnell aus, kann aber etwas tiefer noch nass genug sein.
Noch ein positiver Aspekt: wenn torfhaltige Erde sehr nass ist, bekommen die Pflanzenwurzeln kaum Sauerstoff. Den brauchen sie aber, um Nährstoffe aufnehmen zu können. In torffreier Erde ist die Versorgung der Wurzeln mit Sauerstoff kein Problem und gutes Wurzelwachstum quasi garantiert.
Torffreie Erde im Hochbeet verwenden
Für unsere zahlreichen Hochbeete brauchen wir jede Menge Füllmaterial. Vieles davon fällt automatisch in unserem Garten an. Äste, Heckenschnitt und Grünschnitt. Auch Kompost produzieren wir in großen Mengen selbst. Bei uns bleibt alles, was im Garten wächst, im Kreislauf und wird wieder kompostiert. Für die letzte Schicht in unseren Hochbeeten verwenden wir aber gekaufte torffreie Erde. Unser Kompost enthält zu viele Unkrautsamen, die will ich nicht in den Gemüsebeeten haben. Samen keimen nur, wenn sie knapp unter der Erdoberfläche liegen. Das mache ich mir zunutze und bedecke die Kompostschicht einfach mit 10 bis 20 Zentimetern torffreier Erde ohne Unkrautsamen. Damit schaffe ich beste Bedingungen für mein Gemüse bei minimalem Erdzukauf.
Ich habe gerade beschrieben, dass torffreie Erde an Volumen verliert und einen leicht erhöhten Wasserbedarf hat. Das sind zwei Fakten mit denen Hochbeet-Gärtner von Haus aus klarkommen müssen. Durch den speziellen Aufbau sacken Hochbeete im Jahr 20 bis 30 Zentimeter zusammen. Und durch die sich erwärmenden Außenwände ist der Wasserbedarf in Hochbeeten höher, als in bodengebundenen Beeten. Beides wird durch die Vorteile, die Hochbeete bieten (früher ernten, länger ernten, mehr ernten), mehr als aufgewogen. Aber wie gehen wir damit um?
Abgesackte Hochbeete auffüllen
Wir füllen unsere Hochbeete im Herbst oder im Frühjahr mit unserem Kompost auf. Dazu schieben wir zunächst die oberste Erdschicht beiseite und ziehen sie später wieder über die Kompostschicht. Wenn das nicht ausreicht, wird zum Abschluss noch einmal mit neuer zugekaufter Erde aufgefüllt.
Hier findest du übrigens einen unserer Pflanzpläne: Gärtnern im Quadrat
Unsere Hochbeete werden automatisch bewässert, das spart eine Menge Arbeit, aber auch Wasser. Die gezielte Tröpfchenbewässerung ist deutlich effizienter, als das Gießen mit Schlauch oder Kanne. Nur Aussaaten werden bei uns von Hand gegossen. Für sie reicht die Tröpfchenbewässerung nicht aus.
Zusätzlich bedecke ich alle Beete mit einer Mulchschicht und halte damit die Feuchtigkeit länger in der Erde. Mulchen ist wirklich immer eine gute Idee. Schaut mal, hier verlinke ich euch einen Artikel zum Thema Mulchen: Richtig Mulchen im Garten.
Dass torffreie Erde öfter nachgedüngt werden muss, ist im Hochbeet kein Problem. Durch den besonderen Aufbau von Hochbeeten sind darin jede Menge Nährstoffe vorhanden. Da wir nur die oberste Schicht durch torffreie Erde ersetzen, finden die Pflanzen in den unteren Schichten genügend Nährstoffe und wachsen bestens ohne zusätzliche Düngung.
Ist torffreie Erde für alle Pflanzen geeignet?
Die einfache Antwort ist ja. Es gibt inzwischen torffreie Erde für die verschiedensten Pflanzenbedürfnisse. Komisch übrigens, dass sich das bei torfhaltiger Erde nie jemand gefragt hat. Wo doch die meisten Pflanzen eine neutralen pH-Wert bevorzugen und Torf nun mal im sauren Bereich liegt.
Für die wenigen Moorbeet-Pflanzen, wie Rhododendren, Hortensien und Heidelbeeren, gibt es speziell aufgedüngte, torffreie Erde. Die solltet ihr dann auch verwenden. Für unsere Heidelbeeren haben wir ein torffreies Beet mit saurer Erde angelegt und sie wachsen super darin: interner Link. Wir halten den pH-Wert mit gehäckseltem Eichenlaub und vertrocknetem Farn im sauren Bereich. Gegossen wird nur mit Regenwasser.
Datenbank mit über 250 Anbietern von torffreier Erde
Ihr seid auf der Suche nach Anbietern von torffreien Erden? Unter www.torffrei.info findet ihr eine Produktdatenbank, in der bereits über 250 torffreie Erden diverser Hersteller für viele Einsatzbereiche gelistet sind. Die Webseite bietet zudem zahlreiche Tipps für das erfolgreiche Gärtnern mit torffreier Erde.
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