Ich war zu Besuch in Flevoland. Das niederländische Tourismusbüro hat mich zur Eröffnung der Tulpenroute Flevoland zu einem Tulpen-Lunch eingeladen.

Der Frühling ist da. Endlich. Hat ein bisschen länger gedauert dieses Jahr.  Der blöde Märzwinter war schuld – eine neue Bekanntschaft, auf die ich gerne verzichtet hätte.

Aber jetzt ist er da, der Frühling und normalerweise versinkt mein Garten um diese Jahreszeit in einem Meer aus Tulpen. Mehrere tausend habe ich über die Jahre gepflanzt in immer neuen Farbkombinationen.

Tulpen in meinen Garten

tulpen im Garten
Tulpen im Beet
weiße wildtulpen

Aber mit den Tulpen ist es wie mit dem Gemüse. Stehen sie zu lange an der gleichen Stelle, ermüdet der Boden. Krankheiten können entstehen und Schädlinge haben leichtes Spiel. Bei mir kommt noch eine recht massive Wühlmausplage dazu. Wühlmäuse lieben Tulpenzwiebeln. Wie in der alten Camel-Werbung gehen Sie meilenweit für eine Tulpenzwiebel. Unter der Erde und kreuz und quer durch meinen Garten.

Um den Mäusen den Futterhahn abzudrehen und  Bodenkrankheiten zu vermeiden, habe ich im Herbst alle Tulpenzwiebeln aus der Erde genommen. Fast alle – ein paar habe ich übersehen. Aber für ein Tulpenmeer reicht es dieses Jahr nicht.

Meine Dosis Tulpen

Was tut ein Tulpenmaniac, wenn im eigenen Garten keine Tulpen wachsen? Er holt sich seine Tulpendosis in fremden Gärten. In meinem Fall war es gleich ein fremdes Land.

Ich war zu Besuch in Flevoland. Ein mir bis dato unbekannter Teil Hollands. Klingt ein bisschen nach Legoland. Ist damit aber weder verwandt noch verschwägert. Flevoland also. Ein ziemlich neues Stück Holland, dem Meer abgerungen, große Naturschutzgebiete, viel Ackerbau und natürlich Tulpen. Und um die ging es bei meinem Besuch.

Zur Tulpenblüte nach Flevoland. Mit Auto, Fahrrad oder zu Fuß mitten durch Tulpenfelder. Auf 7 Routen zwischen 10 und 70 Kilometer. Ein großer Familienspaß!

Tulpen ansehen auf der Tulpenroute Flevoland

Ein paar Flevoländer (sagt man das so?) haben sich zusammen getan und gemeinsam Auto-, Rad- und Wanderrundwege durch die Tulpenfelder entwickelt, die Tulpenroute Flevoland. Sie führen an lokalen Obst-, Gemüse-, Käse-, und Tulpen-Produzenten (darunter auch einige Bioanbieter) und Restaurants mit lokalen Spezialitäten vorbei. Dronten, Zeewolde, Lelystad und Swifterbant – für jede Stadt wurden eigene Tulpenrouten erstellt. Vom 14. April bis zum 5. Mai taucht man dort ein in ein Meer aus Tulpen. Fünf Meter unter dem Meeresspiegel übrigens 🙂

Tulpenroute Flevoland
Tulpenroute Flevoland

Tulpen essen

Bei meinem Besuch war von den Tulpen noch wenig zu sehen. Der Märzwinter. Ich wiederhole mich. Ganz ohne Tulpengenuss (und hier passt das englische literally ausnahmsweise mal gut) musste ich dann doch nicht wieder nach Hause fahren. Die Tulpenroute Flevoland wurde standesgemäß mit einem Tulpenlunch eingeweiht. Tulpen auf dem Tisch und auf dem Teller. Ja, Tulpen kann man essen! Es gab milchsauer fermentierte Tulpenzwiebeln, karamellisierte Tulpenzwiebeln und eine goldene Tulpe (aus Rotkraut, sehr hübsch, aber völlig ohne Tulpen darin). War alles wirklich lecker. Gerhard vom Restaurant Flantuas und beim Tulpenlunch zuständig fürs Dessert, hat mir ein Päckchen Tulpenzwiebeln für eigene Kochexperimente mitgegeben. Eine völlig neue Strategie. Ich esse den Wühlmäusen die Tulpenzwiebeln weg. Strike!

Tulpenroute Flevoland Tulpen-Lunch die Köche
Die Köche des Tulpen-Lunchs
Tulpenroute Flevoland Tulpen-Lunch
Salat mit Blüten und Tulpenzwiebeln
Tulpenroute Flevoland Tulpen-Lunch
Tulpenroute Flevoland Tulpen-Lunch
Goldene Tulpe von Patrick Goijaert

Tulpen pflücken

Nach dem Lunch durfte ich mir in Hanneke‘s Pluktuin aus den ersten frühen Tulpen einen Strauß pflücken. Ihr Betrieb liegt an einer Tulpenroute Flevoland (der Autoroute Dronten). Letztens Jahr war ich zu Besuch im Pluktuin ihrer Schwester Annemieke. Hanneke pflanzt die gleiche Tulpenmischung an und es sieht wirklich großartig aus, wenn alle Tulpen blühen.

Tulpenroute Flevoland - Hannekes Pluktuin
Tulpenroute Flevoland - Hannekes Pluktuin

Der Strauß steht jetzt vor mir auf dem Küchentisch und flüstert mir ins Ohr: „Der Frühling ist da, was machst du noch hier, los, raus mit dir, in den Garten.“ Tulpenmund tut Wahrheit kund – alte Gartenweisheit, kennt ihr bestimmt – und deshalb bin ich dann mal weg. Im Garten. Und Ihr? Was macht Ihr noch hier? Raus mit Euch, raus in den Garten, auf die Wiese, in den Park. Das Leben genießen.

4.5/5 – (2 votes)