Anbauplanung, Starkzehrer, Mittelzehrer, Schwachzehrer, Mischkultur, Fruchtfolge, Vor-, Haupt- und Nachkultur. Wenn man das so alles hört, kann man als Anfänger im Gemüsegarten schon mal die Krise kriegen.
Das muss aber nicht sein. Denn zum einen braucht nicht jeder gleich perfekt durchgeplante Gemüsebeete, zum anderen gibt es Menschen, die Licht ins Dunkel der Begriffe bringen können. Für uns macht das heute Linus, von „Vom Garten leben“. Ich habe vor einiger Zeit sein Crowdfounding für einen Gartenplaner unterstützt, weil ich seine Arbeit so toll finde. Aus diesem Planer ist jetzt auch dieser Text.
Anbauplanung muss das sein?
Etwas lässt sich bei Hobbygärtnern in Sozialen Medien jedes Jahr aufs Neue beobachten: Kaum ist der Jahreswechsel vollzogen, scheint es in den Fingern zu kribbeln. Da werden Saatgutkataloge gewälzt, Bücher studiert und Pläne geschmiedet. Die einen lassen ihre Tabellenkalkulation heiß laufen, die anderen zeichnen Tabellen, als würden sie die Buchhaltung für ein Dax-Unternehmen machen. Über allem schwebt dann oft dieser verheißungsvolle Begriff: Anbauplanung. Das klingt gut und sinnvoll. Doch gleichzeitig schwingt die Frage mit, wie es um die eigene Planung bestellt ist. Also beschäftigt man sich mit dem Thema und wird plötzlich mit Begriffen konfrontiert, wie: Mischkultur, Fruchtfolge, versetzte Ernte usw. Und plötzlich qualmt der Kopf. Aus dem leidenschaftlichen Stöbern im Saatgutkatalog ist plötzlich etwas geworden, das man gerade im Garten nicht haben möchte: Stress.
Wie viel Planung brauchst du wirklich?
Also brechen wir das Thema mal herunter und überlegen, für wen welche und wie viel Anbauplanung in den Gemüsebeeten überhaupt nötig ist.
Ich möchte mit einer persönlichen Anekdote beginnen: Als ich vor einigen Jahren noch einen Bürojob hatte, entdeckte ich als Ausgleich erst das Spazierengehen und schließlich das Joggen. Nach der Arbeit lief ich einige gemütliche Runden im Stadtpark, entlang eines Flüsschens oder in den Auen. Ich hatte genau das gefunden, was mir lange gefehlt hat. Ich war ausgeglichener und schlief wieder gut. Es dauerte nicht lange, da stoppte ich die Runden im Park mit meiner neuen Laufuhr. Ich nannte joggen plötzlich Training, lief auch dann, wenn ich überhaupt keine Lust hatte oder müde war und hatte mich ruckzuck für den ersten Halbmarathon angemeldet. Nichts daran ist falsch. Aber du merkst sicher, worauf ich hinauswill: Aus dem entspannten Abendlauf wurde Stress.
Anbauplanung hat für Gärtner*innen ebenso eine Berechtigung, wie Trainingspläne für Jogger. Doch man sollte genau in sich hinein hören und herausfinden, was tatsächlich die eigene Grundmotivation ist. Denn nur so kann man vernünftig überlegen, wie viel Planung für den eigenen Garten notwendig und wann es vielleicht nur unser gewohntes Optimierungsstreben ist, das uns schnell den Spaß verderben kann und zwangsläufig früher oder später in Stress ausartet.
Wer braucht einen Anbauplan?
Der Zweck eines Plans ist es, die notwendigen Schritte zum Erreichen eines Ziels festzulegen. Finde also zunächst einmal heraus, was du überhaupt willst. Hast du vor, ein Hochbeet zu bauen und darin Küchenkräuter und ein paar Salate anzupflanzen, dann verschwende keine Zeit mit Anbauplanung. Suche lieber eine Gärtnerei mit vielfältiger Jungpflanzenauswahl, säe selbst ein paar Sorten in Töpfchen auf der Fensterbank, experimentiere, habe Spaß und beobachte, wie sich dein Hochbeet entwickelt. Ich selbst habe die ersten Jahre im Privatgarten hauptsächlich wild experimentiert. Dazu habe ich kaum Anleitungen gelesen, sondern einfach drauflos gesät und gepflanzt. Vieles hat geklappt, manches nicht. Erst dann habe ich versucht herauszufinden, warum aus bestimmten Pflanzen nichts geworden ist. So habe ich über die Jahre gelernt, dass man bestimmte Gemüsepflanzen nicht nebeneinandersetzen sollte, oder dass Kräuter zum Beispiel sehr unterschiedliche Ansprüche an den Boden haben.
Nach einigen Jahren umfasste meine Anbaufläche etwa 100 qm und der Garten war damit ausgereizt. Zudem hatte ich viele Erfahrungen gesammelt. So kam ich zwangsläufig dazu, mir Fragen zu stellen, wie:
- Ist es möglich, auf ein und derselben Beetfläche im Jahresverlauf mehrere Gemüsekulturen hintereinander anzubauen?
- Welche Sorten eignen sich dafür und in welcher Reihenfolge?
- Wie kann ich den Anbau der Pflanzen von Jahr zu Jahr so rotieren lassen, dass der Boden nicht ausgelaugt und müde wird?
Kurzum: Anbauplanung wird dann relevant, wenn man an Grenzen stößt und der Ehrgeiz wächst. Natürlich kann man auch als blutiger Anfänger direkt versuchen, die Gartensaison perfekt zu planen, vorausgesetzt man macht so etwas gerne. Ansonsten möchte ich dir ans Herz legen, erst einmal den Spaß in den Vordergrund zu stellen, damit es dir nicht geht wie mir, als ich mit Joggen anfing.
So erstellst du eine Anbauplanung für deine Gemüsebeete
Steigen wir also ein in die Anbauplanung. Zu Beginn überlegen wir uns, wo wir hinwollen und werfen dann einen prüfenden Blick auf unseren Ausgangspunkt. Ziele der meisten Gemüsegärtner*innen werden unter anderem hohe Erträge und versetzte Ernten sein. Überlege dir also, welches Gemüse du ernten willst, wann und in welcher Menge. Im nächsten Schritt schaust du, welche Fläche dir zur Verfügung steht. Dafür kannst du die Beetpläne aus meinem Gartenplaner verwenden. Trage erst die Grundrisse deiner Beetflächen und dann die tatsächlichen Beete und Wege darin ein. Zeichne auch ein, welche Flächen in einem Gewächshaus oder Folientunnel liegen und an welchen Stellen ein geschützter Anbau, zum Beispiel durch Minitunnel, möglich wäre.
Auswahl der Gemüsesorten
Der nächste Arbeitsschritt ist sicher der Schönste: Stöbere in Saatgutkatalogen und wähle aus, was du säen und pflanzen möchtest. Hast du deine Auswahl getroffen, bestelle nicht gleich.
Ich empfehle dir: Trage alle Pflanzen mit ihren jeweiligen Zeiten (Aussaat, Pflanzung, Ernte) in eine Tabelle ein. Du kannst hierfür die Tabelle aus meinem Gartenplaner verwenden oder einfach eigene anlegen. Üblicherweise findest du die dafür notwendigen Daten auf jeder Saatguttüte und auch in Katalogen oder Onlineshops. Ich habe in meinen ersten Hobbygärtner-Jahren immer wieder in Büchern und im Internet nach fertigen Tabellen gesucht, die für die gängigsten Gemüsearten alle wichtigen Zeiten enthalten. Davon kann ich dir jedoch nur abraten. Diese Tabellen enthalten viele Sorten, die du überhaupt nicht anbaust, andere wiederum fehlen. Vor allem kannst du dich auf eine solche Tabelle aus dem Grund nicht verlassen, dass nicht jede Sorte einer Gemüsekultur dieselben Zeiten hat. So gibt es Salate, die man im Sommer anbauen kann, ohne dass diese schießen. Es gibt frühe und späte Möhrensorten ebenso wie Sommer- und Winterporree.
Daher mache dir die Arbeit und trage deine Auswahl an Gemüsesorten einmal in eine Tabelle ein. Es lohnt sich. Denn in dieser Tabelle kannst du auf einen Blick erkennen, was du wann aussäen bzw. pflanzen und wann du mit der Ernte rechnen kannst. Diese Tabelle wird dir aber auch eine unverzichtbare Hilfe sein, wenn du planst, auf deinen Beeten verschiedene Kulturen hintereinander anzubauen.
Vor- und Nachkulturen
Du kannst Ende Mai ein paar Blumenkohlpflänzchen ins Beet setzen und diese dann im August ernten. Mit etwas Planung ist es jedoch auch möglich, bereits im April zum Beispiel Rucola und Radieschenzu säen und diese noch vor dem Pflanzen des Blumenkohls zu ernten. Nach dem Blumenkohl können dann Asia- und Feldsalat auf das Beet und versorgen deine Küche bis in den Winter hinein mit frischem Grün. Und genau dabei hilft dir die Tabelle mit den spezifischen Zeitfenstern deiner Gemüsesorten.
Wie lassen sich diese Vor- und Nachkulturen um die Hauptkultur herum planen? Auch dafür schlage ich wieder eine Tabelle vor. Du kannst dafür deine Tabelle einfach etwas abwandeln. Statt der Gemüsekultur schreibst du nun links in die erste Spalte den Namen deines Beets. In den Monatsspalten kannst du eintragen, welches Gemüse über welchen Zeitraum auf dem Beet steht. Das ist dann die sogenannte Kulturfolge. Zum Beispiel Anfang April bis Mitte Mai Radieschen, Ende Mai bis Ende August Blumenkohl. Anfang September bis Dezember Asia- und Feldsalat. Das ist die grobe Planung. Wenn du möchtest, kannst du noch ergänzen, wann zum Beispiel der Blumenkohl auf der Fensterbank vorgezogen werden sollte, damit er Ende Mai gepflanzt werden kann. Und schließlich solltest du dir die tatsächlichen Aussaat-, Pflanz- und Erntetage notieren. Diese helfen dir im nächsten Jahr: Hatte sich die Ernte deutlich verschoben, solltest du vielleicht etwas früher pflanzen.
Durch das Ausfüllen der Tabellen wirst du feststellen, wie sinnvoll deine Saatgutauswahl ist. Sicher wirst du noch einige Anpassungen vornehmen, um deine Ziele bestmöglich zu erreichen.
Versetzte Ernte
Bestimmte Gemüsesorten möchtest du vielleicht jede Woche ernten. Das typische Beispiel hierfür ist Salat. Statt einmalig 30 Salatköpfe zu ernten, ist es natürlich sinnvoller, sich jede Woche über 2-3 erntereife Salate zu freuen. Mithilfe deiner Tabellen kannst du so planen, dass du zum Beispiel jede Woche oder alle zwei Wochen neu aussäst, pflanzt und schließlich erntest.
Fruchtfolge und Mischkultur
Nun haben wir intensiv geplant. Die Sortenauswahl steht. Die Tabellen zeigen uns, welches Gemüse wann auf welchem Beet steht. Und schließlich haben wir auch das Saatgut bestellt. Puh! Klopfen wir uns auf die Schulter. Jetzt kann es endlich losgehen, das geliebte Gärtnern! Doch Moment – da war doch noch was.
Richtig! Bislang haben wir uns noch überhaupt nicht mit Fruchtfolge und Mischkulturbeschäftigt. Dabei zählt das doch zum Pflichtprogramm jeder vernünftigen Gartenplanung, zumindest erhält man diesen Eindruck, wenn man anderen Hobbygärtnern und Selbstversorgern in den Sozialen Medien über die Schultern schaut.
Wie wichtig ist das Einhalten der Fruchtfolge im Hobbygarten?
Beschäftigen wir uns nun mit diesen Themen, ist die Verzweiflung nah. Denn schnell scheint es so, als dass wir unsere oben so liebevoll angelegten Tabellen direkt wieder über den Haufen werfen könnten. Aber stecken wir nicht den Kopf in den Sand, sondern finden wir heraus, was wirklich hinter den Konzepten steckt.
Fruchtfolgen versucht man überall dort umzusetzen, wo Beete mit jeweils einer Gemüsekultur besetzt sind. War ein Beet im Vorjahr mit Möhren bepflanzt, dann sollten im darauffolgenden Jahr dort keine Möhren und auch keine anderen Pflanzen derselben Pflanzenfamilie (in dem Fall Doldenblütler) wachsen. Hat man seine Pflanzpläne wie oben besprochen in Tabellen organisiert, lässt sich eine Rotation einrichten, sodass die Möhren möglichst erst nach vier Jahren wieder am selben Standort landen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Bleiben wir bei den Möhren: Diese haben einen sehr spezifischen Nährstoffbedarf. Pflanzt man sie immer an der gleichen Stelle, laugt der Boden aus und ermüdet. Außerdem sind bestimmte Pflanzen anfällig für bestimmte Schädlinge und Krankheiten. Wechselt der Standort nicht, erhöht sich zum Beispiel die Gefahr, dass die Pflanzen im Folgejahr von einem Pilz befallen werden.
Im Hobbygarten kommt es eher selten vor, dass einzelne Beete nur von einer einzigen Gemüsekultur besetzt sind. Dort wird eher das Prinzip der Mischkultur angewendet. Verschiedene Kulturen teilen sich ein Beet. Es werden Gemüse in wechselnden bunten Reihen gepflanzt oder zum Beispiel kleine Pflanzen zwischen bzw. unter große gesetzt. Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos. Mit der Zeit wurden viele Beobachtungen zu positiven und negativen Effekten solcher Mischkulturen gesammelt. Der Duft des Schnittlauchs soll die Möhrenfliege vertreiben und Bohnenkraut hält schwarze Läuse von Buschbohnen fern.
Versuch macht klug!
Du wirst in Büchern und im Internet zahlreiche Listen mit Partnerempfehlungen für Gemüse finden. In diesem Buch habe ich darauf verzichtet. Ich bin der Meinung, dass auch hier jeder seinen eigenen Weg finden muss. Wenn euer Anbauplan und eure Gartenaufteilung es zulassen, experimentiert mit interessanten Paarungen und beobachtet, ob ihr einen Effekt feststellen könnt. Doch setzt euch damit nicht unter Druck. Denn wenn ihr versucht, allen möglichen Paarungen gerecht zu werden, ist eine Planung wie oben besprochen, kaum noch möglich. Ich würde euch empfehlen, zunächst einmal darauf zu achten, negative Effekte und Einflüsse zu meiden.
Sucht nach schlechten Beetpartnern und passt eure Planung darauf an. Versucht eine Fruchtfolge umzusetzen, wenigstens bei den Starkzehrern wie Kohl, Kartoffeln, Kürbisgewächsen und Möhren. Und wie immer gilt: Dokumentation ist das A und O. Stellt ihr zum Beispiel fest, dass ihr große Probleme mit Schneckenfraß habt, dann recherchiert nach Lösungen, die Mischkulturen bieten und pflanzt Tagetes an den Beet-rändern. Vielleicht hilft es.
Digitale Unterstützung bei der Planung
Abschließend sei noch gesagt, dass es eine Vielzahl von Programmen gibt, die euch Unterstützung bei der Planung versprechen. Manche schwören auf Tabellenkalkulationen, manche auf Software oder Apps. Ich habe noch kein Programm gefunden, dass mich komplett überzeugt hat. Daher bleibe ich bei meinen händischen Tabellen und Plänen. Meine Empfehlung für euch: Startet mit einfachen Tabellen und Notizen. Findet heraus, welche Form der Planung für euch sinnvoll, angenehm und übersichtlich ist. Wenn ihr dann Lust habt, sucht nach einer Software, die es euch ermöglicht, genau das noch einfacher und besser zu lösen.
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