Obwohl ich den Begriff Unkraut deutlich großzügiger auslege, als so manch anderer Gärtner, gibt es auch in meinem Garten unerwünschtes Grünzeug. Als Bio-Gärtnerin frage ich mich natürlich: Wie kann ich Unkraut bekämpfen ohne Chemie? Unkrautvernichter kommt nicht in Frage. Aber auch viele sogenannte Hausmittel sind mehr Wolf im Schafspelz und alles andere als natürlich.
Finger weg von diesen Hausmitteln
Essig, den kipp ich doch auch in meine Salatsoße. Der kann doch nicht schädlich sein. Kann er doch. Damit Essig Unkraut zuverlässig vernichtet muss er in hoher Konzentration aufgebracht werden. Das schmeckt weder den Pflanzen, die man erhalten will, noch den Bodenlebewesen. Mal abgesehen von dem Schaden, den er anrichtet, wenn er ins Grundwasser gelangt. Also hebt euch den guten Balsamico lieber für das Salatdressing auf.
Hopfen und Salz, Gott erhalts. Ja gut, der Spruch geht irgendwie anders. Aber wer ernsthaft denkt, dass Salz eine natürliche Methode zur Bekämpfung von Unkraut ist, bei dem ist Hopfen und Malz verloren. Oder habt ihr schonmal Salat am Meeresstrand (salziger wird’s nicht) geerntet? Bis auf sehr wenige Ausnahmen kommt keine Pflanze mit salzigem Boden zurecht. Die jährliche winterliche Salzorgie auf Wegen und Straßen richtet immensen Schaden in Boden und Grundwasser an. Im Garten hat Salz nun wirklich nichts zu suchen. Außer natürlich in der bereits erwähnten Salatsoße.
Der Kölner weiß es und ihr jetzt auch: Dat Wasser von Kölle is jut. An Wasser ist nichts auszusetzen. H2O – natürlicher wird es nicht. Stimmt schon. Nur muss es, wenn es zur Unkrautvernichtung taugen soll, leider kochen. Kennt ihr das Gefühl unter der Dusche, wenn irgendwer im Haus das kalte Wasser voll aufdreht und aus angenehm warm kochend heiß wird? Noch schlimmer fühlt sich der Hummer im Kochtopf und dem Regenwurm im Boden geht es ebenso. Keine gute Idee also. Gießt euch mit dem kochenden Wasser lieber eine Tasse frischen Tee aus Gartenkräutern auf und freut euch an der lebendigen Natur und all dem Leben um euch herum.
Unkraut entfernen ohne Gift
Es gibt durchaus gute Methoden zur natürlichen Unkrautbekämpfung. Methoden, die keinen Schaden im Boden und unter den Bodenlebewesen anrichten. Leider sind die meisten von ihnen mit Arbeit verbunden. Für den Bewuchs zwischen Wegplatten ist der gute alte Fugenkratzer das Mittel der Wahl. Regelmäßig angewendet ist das schnell erledigt. Aber wer schafft es schon regelmäßig die Fugen zu kratzen? Ich eher nicht. Deshalb habe ich mich mit dem Fugenbewuchs weitgehend arrangiert. Viele der dort wachsenden Pflänzchen finde ich sogar ganz hübsch. Den Rest versuche ich zumindest vor der Samenbildung zu entfernen. Kluge (oder faule) Gärtner siedeln bewusst erwünschte Pflanzen in den Fugen an. Niedrige Moose sehen hübsch aus oder bei größeren Fugen trittfester Kissenthymian.
Unkraut im Beet lässt sich durch regelmäßiges Hacken gut in Schach halten. Einmal die Woche rasch mit der Ziehhacke durchgehen. Der Aufwand ist überschaubar. Tiefwurzelnde Unkräuter muss man zuvor allerdings vollständig entfernen. Das klappt ganz gut beim Löwenzahn mit einem Pfahlwurzelstecher. Bei Giersch, Quecke und Zaunwinde gleicht das Ganze leider einer Sisyphosaufgabe. Selbst kleinste Wurzelstückchen treiben erbarmungslos wieder aus. Ein nahezu aussichtsloser Kampf. Ich rede aus Erfahrung.
Hartnäckiges Unkraut vernichten
In den letzten Jahren hat sich das Machtverhältnis zwischen mir und der Zaunwinde immer mehr verschoben. Die Macht ist schon lange nicht mehr mit mir. Vom elegant gewundenen Zaunbewohner hat sie sich in meinen persönlichen Todesstern verwandelt. Ich habe sie einfach zu lange gewähren lassen. Fand sie sogar ganz hübsch mit ihren weißen trichterförmigen Blüten. Solange sie nur den Zaun für sich beanspruchte, war alles gut. Von dort aus ist sie längst in die Beete ausgewandert. Hat die Johannisbeersträucher übernommen, die Heidelbeeren und im letzten Jahr sogar den Kompost. Sah hübsch aus. Keine Frage. War aber verheerend. Über den Kompost verteilt sich die einnehmende Winde im schlimmsten Fall im ganzen Garten.
Wie kann ich die Zaunwinde, dieses fiese Miststück pardon unerwünschte Unkraut bekämpfen ohne Chemie einzusetzen? Und am besten auch ohne meine ganze Gartenzeit auf Knien zu verbringen?
Unkraut bekämpfen durch Abdecken
Die Zaunwinde ist ein zähes Luder. Aber ganz ohne Licht gibt auch sie irgendwann auf. Abdecken ist daher die Methode der Wahl. Das gilt auch für ihre Brüder und Schwestern im Geiste – Quecke, Giersch und Schachtelhalm. Der Nachbar deckt seine Beete Dreiviertel vom Jahr mit einer hässlichen schwarzen Unkrautfolie ab, die er nur kurz lüftet um Kürbis zu pflanzen. So sehr hasse ich die Zaunwinde nun doch nicht um mir den ganzen Garten zu verschandeln.
In den Beeten halte ich sie weiterhin mit frühzeitigem Jäten in Zaum. Am Zaun und zwischen den Beerensträuchern komme ich mit Hacken und Jäten nicht weiter. Damit verletzte ich nur die zarten Beerenwurzeln, die lieber ungestört wachsen wollen.
Boden mit Pappe abdecken
Deshalb decke ich dort den Boden großflächig mit Pappe (Paketbandreste aus Kunststoff entferne ich vorher) und einer dicken Schicht aus alten Zeitungen ab. Vorher streue ich großzügig grobe Hornspäne und eine Portion fein vermahlenen organischen Dünger aus. Pappe und Papier entziehen dem Boden bei der Verrottung Nährstoffe, durch die Extraportion Futter vermeide ich Mangelerscheinungen bei den Beeren. Auf die Pappschicht kommt eine großzügige Lage Holzhäcksel. Rindenmulch würde ich bei Gemüse- und Obstkulturen aufgrund der darin enthaltenen Gerbsäure nicht empfehlen. Alles gut angießen und Ruhe ist für die nächsten 1-2 Jahre.
Diese Methode kann man auch in frisch angelegten Staudenbeeten sehr gut anwenden. Sogar bei stark verunkrauteten Gemüsebeeten kann man es damit versuchen. Dazu die gesamte Fläche abdecken und nur für die vorgezogenen Gemüsepflanzen die Unterlage kreuzweise einritzen. Die Pappschicht würde ich bei Gemüse allerdings mit einer Schicht aus torffreier Blumenerde und nicht mit Holzhäcksel bedecken. Nach zwei, spätestens drei Jahren geben auch die hartnäckigsten Unkräuter auf und ihr könnt auf die Abdeckung verzichten.
Natürlich könnt ihr das Ganze auch mit gekauftem Unkrautvlies aus dem Gartencenter machen. Aber das geht je nach Gartengröße ganz schön ins Geld. Pappe und Zeitungen gibt es umsonst. Wegen der Druckerschwärze müsst ihr euch keine Gedanken machen. Früher war das Zeug giftig. Heute ist Druckerschwärze frei von schädlichen Bestandteilen (genauere Infos bei Wikipedia). Nur auf Hochglanzprospekte solltet ihr verzichten. Die dafür verwendeten Farben können immer noch Schwermetalle enthalten.
Auf den Holzhäcksel werden sich im Laufe der Zeit wieder unerwünschte Kräuter ansiedeln. Diese lassen sich jedoch leicht entfernen. Die Zaunwinde wird es nicht so schnell durch die Pappschicht schaffen und wenn, dann bin ich diesmal vorbereitet. Wehret den Anfängen – auch wenn sie euch mit hübschen weißen Blüten betören. Aber lasst die Giftkeule stecken. Kommt alles auf euer Karmakonto 🙂
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