Stehen auf deinem Balkon auch Töpfe mit alter Erde aus der letzten Saison herum? Ein paar vertrocknete Stängel schauen noch heraus. Was macht man damit? Ist die Erde kaputt? Musst du die wegwerfen? Oder kannst du die alte Erde wieder fruchtbar machen?

Die ganz klare Antwort ist ja, du kannst deine alte Erde aus Töpfen und Balkonkästen ganz einfach wieder fruchtbar machen. Erde geht nicht kaputt, sie wird höchstens ausgelaugt.

Töpfe aus der letzten Saison gefüllt mit alter Erde und Pflanzenresten

Was passiert mit Erde in Töpfen während der Saison?

Je nachdem was während der Saison in deinen Töpfen gewachsen ist, sind die in der Erde enthaltenen Nährstoffe mehr oder weniger verbraucht. Wenn Tomaten oder andere Starkzehrer darin gewachsen sind, ist wahrscheinlich der ganze Stickstoff, das Phospat und das Kalium, das in der Erde gespeichert war, aufgebraucht. Deine Pflanzen haben es quasi in leckere Früchte transformiert.

Die Erde ist jetzt zwar nicht mehr so fruchtbar, aber kaputt ist sie deswegen natürlich nicht. Sie ist einfach nur arm an Nährstoffen. Ohne etwas daran zu tun kannst du sie zur Aussaat verwenden, da brauchst du nämlich genau das: nährstoffarme Erde. Oder du kannst darin Pflanzen mit geringen Nährstoffansprüchen pflanzen, wie zum Beispiel Salat oder Kräuter.

Anzuchterde soll wenig Nährstoffe enthalten, damit die Keimlinge starke Wurzeln entwickeln
Anzuchterde soll wenig Nährstoffe enthalten, damit die Keimlinge starke Wurzeln entwickeln

Du musst sie dafür einfach nur lockern, denn durch das häufige Gießen ist die Erde wahrscheinlich auch verdichtet und sie ist von einem dichten Netz an Wurzeln durchzogen. Wenn du torffreie Erde verwendest (was ich absolut empfehlen möchte, lies dazu bitte diesen Beitrag: torffrei gärtnern im Hochbeet), dann ist die Erde in deinem Topf außerdem eingesunken, da sich einige der vorher voluminösen Bestandteile zersetzt haben, es fehlt quasi etwas Erde.

Erde aus Töpfen aufbereiten und wieder fruchtbar machen

Wenn in der alten Erde wieder Pflanzen mit einem höheren Nährstoffbedarf wachsen sollen, musst du die Erde wieder fruchtbar machen. Das geht ganz einfach.

Du brauchst dafür:

So gehst du vor:

Alte Erde in Mischbehälter kippen

Topf mit alter Erde wird in Zinkwanne gekippt und wieder fruchtbar gemacht

Erde gut auflockern

alte Erde auflockern

Wurzelstöcke entfernen

Wurzelstöcke entfernen

Organischen Dünger und Pflanzenkohle untermischen

alte Erde gut mit Hornmehl oder Kleegras-Pellets und Pflanzenkohle vermischen um sie wieder fruchtbar zu machen

Was bewirken die einzelnen Zutaten?

Das Horn- und Knochenmehl oder auch die Kleegras-Pellets fülllen die Nährstoffspeicher deiner alten Erde wieder auf und sorgen so dafür, dass sie wieder fruchtbar wird.

alte Erde mit neuen Nährstoffen versorgen, Hornmehl zugeben
Horn- und Knochenmehl ist ein guter Stickstofflieferant

Egal ob du dich für das tierische Hornmehl oder die veganen Kleegras-Pellets entscheidest, beide enthalten viel Stickstoff und der ist zusammen mit Phosphat und Kalium entscheidend für das Wachstum deiner Pflanzen.

Nährstoffgehalt Horn- und Knochenmehl

Stickstoff-Gehalt10 – 14 %
Phosphat-Gehalt1-5 %
Kalium-Gehalt0-1 %
Calcium-Gehalt≈ 6 %
Magnesium-Gehalt0 %
Schwefel-Gehalt0,008 %
Gehalt organischer Substanz85 %
Oscorna Hornmehl, 5 kg
  • Erzeugt schmackhafte Früchte

Nährstoffgehalt Kleegras-Pellets

Stickstoff-Gehalt3,5 %
Phosphat-Gehalt0,8 %
Kalium-Gehalt1,7 %
Calcium-Gehalt 3,4 %
Magnesium-Gehalt0,5 %
Schwefel-Gehalt<0,1 %
Gehalt organischer Substanz90,6 %
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Biodünger ausreichend für bis zu 8 m² Fläche

Die Pflanzenkohle sorgt dafür, dass die Nährstoffe nicht so schnell verloren gehen. Töpfe und Balkonkästen trocknen schnell aus und müssen daher oft gegossen werden. Dabei gießt man meist zu viel und das Wasser läuft unten aus den Töpfen wieder raus. Mit dem Gießwasser verabschiedet sich aber auch ein Teil der wasserlöslichen Nährstoffe bevor sie von deinen Pflanzen genutzt werden können.

Pflanzenkohle hat eine sehr große Oberfläche mit der sie die in der Erde enthaltenen Nährstoffe speichern kann. Die Nährstoffe sind so gebunden, verschwinden nicht durch abfließendes Gießwasser und werden langsam, nach und nach an die Pflanze abgegeben. Außerdem verbessert Pflanzenkohle die Wasserhaltefähigkeit von Erde und deine Töpfe trocknen nicht so schnell aus.

Bitte zieh dir beim untermischen auf jeden Fall Handschuhe an, die Kohle färbt wie verrückt.

Pflanzenkohle sorgt dafür, dass Nährstoffe nicht mit dem Gießwasser ausgeschwemmt werden
Pflanzenkohle puffert Nährstoffe ab und verbessert die Wasserhaltefähigkeit

Du kannst dafür keine Holzkohle aus deinem Grill verwenden. Holzkohle zum grillen kann Giftstoffe enthalten, die du nicht in deinem Gemüse und überhaupt nicht in deiner Erde haben möchtest. Pflanzenkohle wird in einem kontrollierten Verfahren ausschließlich aus pflanzlichen Ausgangsprodukten hergestellt und auf Giftstoffe geprüft. Damit bist du also auf der sicheren Seite.

Man kann die Kohle auch selbst herstellen, das ist allerdings recht aufwendig. Hier wird eine einigermaßen einfache Herstellungsmethode vorgestellt: Pflanzenkohle im Kiln herstellen.

Geprüfte Pflanzenkohle wird unter Pyrolyse-Bedingungen, also bei sehr hohen Temperaturen und unter Ausschluss von Sauerstoff hergestellt.

Die neue torffreie Erde fügst du nur zu um den Volumenverlust auszugleichen. Du kannst sie auch weglassen, wenn du weniger Töpfe füllen musst als im Jahr davor.

Aus alt und ausgelaugt mach neu und fruchtbar

Deine alte Erde ist jetzt wieder fruchtbar und bereit zum Einsatz. Du kannst sie wieder in deine Töpfe füllen und die Töpfe neu bepflanzen. Achte darauf wie sich die Pflanzen entwickeln. Der Nährsstoff-Vorrat in der Erde reicht für etwa 6 Wochen, dann musst du, vor allem wenn du Starkzehrer oder Dauerblüher gepflanzt hast, nachdüngen. Dafür kannst du einen gebrauchsfertigen flüssigen Bio-Dünger verwenden oder etwas Hornmehl oder Kleegras-Pellets in die oberste Erdschicht einarbeiten.

Wenn in deinem Garten Brennnesseln und Beinwell wachsen, kannst du dir auch selbst einen flüssigen Dünger herstellen. Lies dazu diesen Artikel: Pflanzenschutz mit Jauche, Brühe und Tee.

FAQ alte Erde wieder fruchtbar machen

Kann ich auch Erde wiederverwenden in der Tomaten mit Braunfäule gewachsen sind?

Der Braunfäule-Erreger ist weit verbreitet, er ist eigentlich überall im Boden vorhanden. Krank macht er deine Tomaten aber nur, wenn die Blätter über einen längeren Zeitraum feucht sind. Unsere Tomaten im Tomatenbeet hatten vor zwei Jahren Braunfäule. Der Sommer war sehr feucht und im Juni waren sie bereits befallen. Letztes Jahr habe ich Tomaten in die gleiche Erde gepflanzt und sie sind völlig gesund geblieben, weil der Sommer warm und trocken war. Du kannst die Erde also weiterverwenden, sorge nur dafür, dass deine Tomaten einen trockenen Kopf behalten.

Was soll ich machen, wenn die Erde in meinen Töpfen faulig riecht?

Faulig riechende Erde würde ich über den Kompost laufen lassen. Dort beseitigen Kompostlebewesen die Fäulniserreger und verwandeln die alte Erde in wohlriechenden fruchtbaren Kompost.

Kann ich alte Erde auch ohne tierischen Dünger, wie Hornmehl, wieder fruchtbar machen?

Das kannst du. Nimm einfach Kleegras-Pellets, die enthalten ebenfalls viel Stickstoff. Beobachte deine Pflanzen gut und dünge nach, wenn Wachstum oder Blühfreude nachlassen.

Was wenn ich schwarze Fliegen in der Erde hatte?

Die schwarzen Fliegen mögen feuchte Erde. Sie legen ihre Larven darin ab und die fressen dann an den Pflanzenwurzeln. Die Erde musst du deswegen aber nicht entsorgen. Wenn du Probleme mit schwarzen Fliegen hast gieße weniger oder nur von unten und fülle eine ca. 1 Zentimeter dicke Schicht Sand auf deine Töpfe. Die Fliegen legen ihre Eier nicht in Sand und du bist sie los.

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