Im eigenen Garten Artischocken anbauen, klappt das? Wann anfangen, selbst säen oder lieber Pflanzen kaufen? Welcher Standort, welcher Boden ist optimal? Diese Fragen habe ich mir selbst bei meinem ersten Versuch Artischocken anzubauen gestellt. Inzwischen wachsen Artischocken schon seit sechs oder sieben Jahren in unserem Garten und ich kann dir den Anbau der Pflanze sehr ans Herz legen. Egal ob du die Knospen ernten und verarbeiten willst oder ob du sie blühen lässt. Eine Artischocke ist ein echter Gewinn im Gemüsegarten und im Staudenbeet.

blühende Artischocken-Staude
Artischocken sind auch im Staudenbeet ein Hingucker und die Blüten halten sehr lange in der Vase

Gemüseportrait Artischocke

Anbauvorziehen im Haus ab Feb, ins Beet ab Mitte Mai
Direktsaat ab April,
Keimtemperatur 20-25°C
Keimdauer 10-25 Tage
Pflanzabstände80×80 cm
Kulturdauerim ersten Jahr Ernte von Knospen im September,
ab dem zweiten Jahr Juni/Juli
Infoim Winter Blätter zusammenbinden und mit Vlies vor
Frost und Nässe schützen
LieblingssorteVioletto

Artischocken vorziehen

Wenn du Artischocken anbauen willst, kannst du dir deine Pflanzen aus Samen selbst vorziehen. Damit solltest du am besten früh im Jahr beginnen. Zumindest wenn du noch im gleichen Jahr Knospen ernten willst. Ich säe im Februar in 9er Staudentöpfe. Die fülle ich zu 2/3 mit torffreier Tomaten und Gemüseerde und zu 1/3 mit einem Gemisch aus torffreier Tomaten- und Gemüseerde und Vermiculite. In jeden Topf kommen zwei Samen, der schwächere Keimling wird später entfernt. Die Samen werden ca. 0,5 bis 1cm tief gesät und gut angegossen. Mein Tipp gegen schwarze Fliegen: Erde mit einer Schicht Vermiculite abdecken.

Video Artischocken vorziehen

Artischocken haben eine recht lange Keimdauer von 10 bis 25 Tagen. Schneller geht es meiner Erfahrung nach, wenn die Erde während des Keimvorgangs eine Temperatur von ca. 25°C hat. Die Töpfe dürfen währenddessen nicht austrocknen, sollen aber auch nicht zu feucht sein.

Ich stelle sie von Anfang an unter eine Pflanzenlampe, zu meinen anderen frühen Aussaaten (Auberginen, Luffa). Wenn sie von Anfang an genügend Licht bekommen, entwickeln sie sich zügig zu kräftigen Pflanzen.

Artischocken direkt säen

Du kannst Artischocken auch anbauen, indem du sie direkt ins Beet säst. Bei mir im Garten erledigen sie das inzwischen sogar selbst. Im Frühling tauchen rund um meine mehrere Jahre alten Artischocken unzählige kleine Artischocken-Sämlinge auf. Die muss ich dann nur noch ausgraben und dorthin pflanzen, wo ich sie haben will.

Artischocken-Samen
Eine Artischockenblüte erzeugt unzählige kleiner Samen mit Fallschirmchen. Sie siedeln sich inzwischen bei uns selbst dort an, wo es ihnen gefällt.

Wenn du noch keine Artischocke hast, die das freundlicherweise für dich erledigt, musst du wohl selbst tätig werden. Warte damit bis die Erde sich ausreichend erwärmt hat. Anfang Mai sollte es soweit sein. Bereite das Beet gut von. Auberginen mögen eine lockere gut durchlässige Erde. Bei lehmigen Böden empfehle ich dir auf jeden Fall Sand einzuarbeiten. Auberginen hassen nassen Füße noch mehr als Kälte.

Artischocken vom Topf ins Beet pflanzen

Deine vorgezogenen Artischocken dürfen Mitte Mai, nach den Eisheiligen, ins Beet umziehen. Ich stelle sie schon vorher in unser ungeheiztes Gewächshaus. Dort können sie sich langsam an kühlere Temperaturen und mehr Licht gewöhnen. Behalte dabei aber unbedingt die Temperatur im Blick. Während die alten eingewachsenen Pflanzen Frost bis -10°C aushalten, sind die Jungpflanzen deutlich empfindlicher. Wenn Frost angesagt ist, hole ich sie daher entweder wieder in die Wohnung oder decke sie mit einem Wärmevlies ab.

junge Artischockenpflanze
Diese Pflanze ist gerade einmal 4 Wochen alt, sie darf noch 6 Wochen in dem Topf wachsen bevor sie ins Beet umzieht.

Die Pflanzen müssen auf jeden Fall vor dem Umzug ins Beet langsam an die neue Licht- und Temperatursituation gewöhnt werden. Stelle sie deshalb ein paar Tage lang draußen zunächst an einen schattigen bis halbschattigen Platz. Nach etwa einer Woche dürfen sie dann vollsonnig stehen.

Gib deinen Artischocken auch im Beet einen vollsonnigen und wenn möglich windgeschützten Platz. Versorge sie zweimal im Jahr mit ein paar Schaufeln Kompost für ein gesundes kräftiges Wachstum.

Schädlinge und Krankheiten

Artischocken sind eigentlich nicht sehr anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Schnecken können bei Jungpflanzen zum Problem werden, dagegen hilft ein Schneckenkragen. Wenn die Pflanzen eine gewisse Größe haben, lassen sie sich von Schnecken nicht mehr beeindrucken.

Blattläuse tauchen auch öfter mal auf, die werden aber meistens schon von hungrigen Marienkäfern erwartet. Bei starkem Blattlausbefall kann man die Pflanze einfach mit einem kräftigen Wasserstrahl absprühen. Andere Schädlinge oder Krankheiten sind an unseren Artischocken bislang nicht aufgetaucht.

Blattläuse und Marienkäfer an Artischocke
Blattlausbefall – sieht schlimm aus, schadet der ausgewachsenen Pflanze aber kaum und Marienkäfer freuen sich über den reich gedeckten Tisch.

Artischocken ernten

Wenn du deine Artischocken zeitig angebaut hast, kannst du bereits im ersten Jahr Knospen ernten. Sie erscheinen dann wahrscheinlich Ende August, Anfang September. Im zweiten Jahr knospt deine Artischocke dann bereits im Juni oder Juli. Natürlich nur sofern du sie gut über den Winter gebracht hast. Ich habe mehrere Artischocken im Garten und lasse einen Teil davon immer zur Blüte kommen. Die großen Artischocken-Blüten sind sehr beliebt bei Hummeln, Honig- und Wildbienen.

erntereife Artischocken-Knospe
Artischocken Ernte
Artischocken anbauen für Wildbienen und Hummeln

Artischocken überwintern

Können Artischocken im Beet überwintern oder muss man sie jedes Jahr erneut anbauen? Das kommt darauf an in welcher Region du lebst und wie kalt und nass die Winter dort sind. Im milden Rheinland gelingt die Überwinterung meist ohne Probleme. Wenn starker Frost über einen längeren Zeitraum angesagt ist, binde ich die Artischocken-Blätter zusammen und schütze die Pflanze mit einem Wärmevlies. Oft kommen sie aber ohne jeglichen Schutz gut durch den Winter.

verblühte Artischocke
Ich mag die vertrockneten Blüten auch im Winter, sie geben dem Garten Struktur, mit Schneehäubchen sehen sie natürlich noch schöner aus.

Gut eingewachsene Pflanzen vertragen Temperaturen bis Minus 10 Grad. Ein viel größeres Problem ist Nässe. Bei uns im Garten stehen die Artischocken auf sehr durchlässigem sandigen Boden, der einen guten Wasserablauf garantiert. Von oben schützen dann das Vlies und die zusammengebundenen Blätter das Herz der Pflanze vorm Verfaulen.

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