Die Bienensaison beginnt im Frühjahr sobald die Temperaturen über 10°C steigen und neigt sich schon im August dem Ende zu. Auch wenn an sonnigen Tagen noch reger Flugbetrieb herrscht bereitet sich das Bienenvolk mit Vollgas auf den nahenden Winter vor.

Bienensaison 2017
Reger Flugbetrieb im August

Hinter mir liegt eine recht beschauliche Bienensaison. Nachdem ich im letzten Winter alle meine Völker verloren hatte, musste ich mir erst einmal neue Bienenvölker besorgen. Das war gar nicht so einfach, da viele Imker*innen hohe Winterverluste zu verkraften hatten. Ende Mai zog das erste Volk in meinen Garten ein. Die Bienen einer befreundeten Imkerin waren geschwärmt und sie war so nett mir den Schwarm abzugeben. Ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut. Endlich wieder Leben am Bienenstand. Bald darauf kamen noch zwei Ableger dazu. Bekommen habe ich sie von Alexander, meinem „Bienenvater“. Letzter in der Runde war dann ein selbst gebildeter Ableger. Ich mache bei einem Drohnenprogramm der Buckfast-Imker*innen in NRW mit. Dafür, dass ich im nächsten Jahr ein paar Rähmchen mit Drohnen abgebe, habe ich eine superspitzen Buckfast-Könniginnenzelle bekommen, die eben diese Drohnen produzieren soll. Was sie im übrigen auch fleißig tut. Also Drohnen jetzt natürlich noch nicht. Die kommen erst im nächsten Jahr dran. Aber in die Winterbienen-Produktion ist sie voller Eifer eingestiegen.

Bienensaison 2017 Imkerkleidung
Gut geschützt mit Imkerkleidung
Bienensaison 2017 Imkerkleidung
Bienensaison 2017 Imkerkleidung

Nur ganz kurz zur Erklärung – ich will den großen Teil der Nichtimker*innen unter Euch nicht vergraulen. Der Buckfastbiene werden allerlei gute Eigenschaften zugeschrieben. Sie ist ausgesprochen friedlich (finde ich unverzichtbar, seitdem meine Stiche von mal zu mal dicker werden – nichts zu merken von der angeblichen Immunität der Imker*innen). Sie bildet große Völker. Legt kontinuierlich Eier. Die Nachkommen speziell dieser Königin haben ein gutes Putzverhalten (wichtig im Hinblick auf die Varroamilben – die werden zumindest teilweise einfach weg geputzt, kann man sich ein bisschen so vorstellen wie bei den Affen, die sich gegenseitig lausen). Und sie hat null Bock zum Schwärmen. Buckfast-Arbeiterinnen konzentrieren sich lieber aufs Honigsammeln. Aus Imker*innensicht bekommt sie dafür eine Eins mit Sternchen.

am Saisonende mit Smoker arbeiten
Am Saisonende arbeite ich immer mit Rauch

Honigproduktion 2017

Ich habe in dieser Bienensaison keinen Honig geerntet. Das war von Anfang an klar. Ableger und Schwärme erzeugen selten Honig im ersten Jahr. Sie haben genug damit zu tun sich um sich selbst zu kümmern. Zudem war das Jahr aus Bienensicht kein ganz einfaches. Zu kalt im Frühjahr. Viel zu kalt. Die Obstbaumblüte – eigentlich die Zeit der ersten großen Bienenparty – ist weitgehend Spätfrösten zum Opfer gefallen. War nichts mit Orgien. Keine Bienen sind besoffen vor Glück von Apfelblüte zu Apfelblüte getorkelt. Berauscht und vollbeladen, mit dreimaligem Anlauf auf das Einflugsloch, in den Bienenstock zurückgekehrt. Ausgefallen. Echt bitter. Vor allem wenn man bedenkt, dass so ein Bienenleben nur sechs Wochen dauert. Und dann fällt die große und vielleicht einzige Party im Leben aus.

Später im Jahr war es dann in unserer Region über viele Wochen sehr heiß und sehr trocken. Auch kein optimales Wetter für Bienen. Wenn es zu lange trocken ist, stellen die Blüten die Nektarproduktion ein. Sie haben genug damit zu tun ihre Wurzeln auf Wassersuche zu schicken. Für Sex and Drugs and Rock’n’Roll fehlt den Pflanzen die Energie und die Bienen gehen leer aus.

Nach der Hitze dann der große Regen. 50.000 Bienen sitzen im dunklen Bienenstock und drehen Däumchen, weil sie nicht rauskönnen. Der Nachwuchs hängt gelangweilt vor der Glotze und schaut sich sämtliche Biene Maja Folgen in der Dauerschleife an. Die Drohnen wissen nicht wohin mit dem ganzen Testosteron. Die Arbeiterinnen nerven alle mit ihrem Putzfimmel und dann wird auch noch irgendwann das Futter knapp.

Es war wirklich kein einfaches Jahr für Bienen!

Bienenbeute Kontrolle
Völkerkontrolle – alles in Ordnung
Bienen füttern
Deckel mit Loch zum Füttern
Bienen füttern
Futtereimer mit gelochtem Deckel 
Bienen füttern
Ein Honigraum verbirgt den Futtereimer

Vorbereiten auf den Winter

Im August kann man morgens früh und am Abend schon den Winter riechen. Ich zumindest  spüre an kalten Abenden den ersten Anklang des Winterblues. Ob es den Bienen genauso geht weiß ich natürlich nicht. Sicher ist aber, dass die Auswahl an Trachtquellen jetzt nicht mehr so groß ist. Zum Nektarsammeln müssen die Sammelbienen deutlich weiter fliegen als im Mai oder Juni. Viele Sommerbienen kehren nicht mehr in den Stock zurück. Manchmal finde ich eine Biene in einer Blüte, die dort nach einem letzten Schluck Nektar, ins Bienenparadies entschwunden ist.

Nachdem ich die ganze Saison wenig zu tun hatte – kein Honig musste geschleudert werden, ich musste keine Maßnahmen zur Schwarmverhinderung ergreifen, keine regelmäßigen Kontrollen, nur manchmal nachsehen ob noch alles in Ordnung ist – ist jetzt mein Typ gefragt. Mit der Varoabekämpfung kann ich noch ein bisschen warten. Bei den Kontrollen war der Varroabefall in allen Völker sehr gering. Wichtig ist es, jetzt erst einmal für ausreichend Futter zu sorgen. Die Honigvorräte in den Völkern reichen nicht aus, um sie sicher über den Winter zu bringen. Ich hatte noch einen Eimer Bienenfutter aus der letzten Saison übrig. Den habe ich auf vier Portionen verteilt. Damit sind die Damen die nächsten Tage beschäftigt. Bis dahin werde ich aus Zucker und Wasser noch mehr Futter anrühren und an meine Bienenvölker verfüttern. Jedes Volk braucht bei meiner Wirtschaftsweise einen Futtervorrat von rund 15 Kilogramm um bis zum Frühjahr durchzuhalten. Ich füttere in mehreren Portionen. Dazwischen werden die Bienen gegen Varroamilben behandelt. Das macht zwar wenig Spaß (weder mir noch den Bienen), ist aber unverzichtbar. Ohne Varroabehandlung verendet die überwiegende Anzahl der Bienenvölker. Im Sommer kommen die Völker ganz gut mit dem Schädling klar. Sobald die Völker im Herbst einbrechen – von den 50.000 Sommerbienen auf ca. 10.000 Winterbienen – können sie den Milben nichts mehr entgegensetzen. Auf jede einzelne Biene kommen dann gleich mehrere Schädlinge. Das sichere Aus für das Bienenvolk. Ich behandle meine Völker einmal im August/September mit Ameisensäure und ein zweites Mal kurz vor Weihnachten mit Oxalsäure. Bis zum nächsten Frühjahr bleiben sie sich dann selbst überlassen. Ich schleiche nur manchmal um die Bienenbeuten und lege meine Hand darauf. Man kann dabei schwach die Wärme der Wintertraube spüren.

Das Bienenjahr endet beschaulich. Die Bienen und ich träumen das Frühjahr, die ersten Sonnenstrahlen und die bunte Blütenpracht herbei.

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