Vor ein paar Wochen ist ein neuer Bienenschwarm in eine meiner verwaisten Stadtbienen Beuten eingezogen.  Endlich summt es wieder in meinem Garten. Nach den massiven Winterverlusten war es gar nicht einfach ein neues Bienenvolk zu bekommen. Als mir eine befreundete Imkerin anbot, einen gerade gefangenen Schwarm von ihr zu übernehmen, war ich daher völlig aus dem Häuschen. Mit ein paar leeren Waben und ein paar Futterwaben im Gepäck bin ich sofort bei ihr vorbei gefahren. Der Umzug des Schwarms in meine Beute und in meinen Garten fand dann ein paar Tage später statt. Es war ein großartiges Gefühl, als die ersten Bienen aus der Beute flogen und ihren neuen Standort inspizierten.

Bienenbeute meiner Stadtbienen

Ein neuer Bienenstand für meine Stadtbienen

Im letzten Jahr standen meine Beuten ein ganzes Stück voneinander entfernt. Für die regelmäßigen Arbeiten an den Bienen war das nicht so praktisch. Nachdem die Beuten alle leer waren, habe ich die Gelegenheit genutzt und alle an einem Standort versammelt.

Wichtig war mir, dass die Bienenbeuten stabil und waagerecht ausgerichtet stehen. Da die Arbeit an den Beuten von hinten erfolgt, brauche ich dort ausreichend Platz und eine Möglichkeit Dinge abzustellen.

Unser Vorpächter hat uns einen großen Vorrat an Betonplatten überlassen und zum ersten mal habe ich mich darüber gefreut. Wir konnten den ganzen Bereich – auch hinter den Bienenbeuten – damit auslegen. Das ist praktisch für Arbeiten bei schlechtem Wetter. Häcksel oder Rindenmulch wäre eine Alternative, wenn keine Platten verfügbar sind. Die Beuten selbst stehen auf Betonsteinen oder auf alten Plastikkisten. Mit Schieferplatten und einer Wasserwaage habe ich sie dann exakt ausgerichtet.

Hinter den Beuten steht eine alte ausrangierte Bank. Darauf kann ich die schweren Honigräume bequem abstellen. Alle Beuten sind in verschiedenen Farben gestrichen, das hilft meinen Stadtbienen ihr eigenes Zuhause einfacher zu finden. In das Feld vor dem Bienenstand habe ich Bienenfreund (Phacelia) eingesät. Neben meinen Honigbienen erfreuen sich die Wildbienen und Hummeln aus der Umgebung daran. An sonnigen Tagen brummt und summt das ganze Feld – ich liebe dieses Geräusch 🙂

Meine Stadtbienen lieben Phacelia-Blüten
Feld mit bienenfreund
Feld mit bienenfreund
Meine Stadtbienen lieben Phacelia-Blüten

Endlich wieder Bienen

Fünf Beuten stehen an meinem neuen Bienenstand. In einer wohnen jetzt wieder Bienen. Bis alle fünf wieder von Bienen bewohnt werden wird es noch ein wenig dauern. In den nächsten Wochen soll zumindest ein weiteres Volk bei mir einziehen. Ich hoffe, dass bis zum Ende der Saison noch ein bis zwei Ableger dazu kommen. Durch die allgemein sehr hohen Winterverluste war es nicht einfach neue Bienenvölker zu bekommen. Viele Imker*innen in meiner Umgebung waren selbst betroffen. Die Nachfrage nach Völkern, Schwärmen und Ablegern überstieg das Angebot um ein Vielfaches. Daher bin ich wirklich glücklich über den unverhofft erhaltenen Schwarm, der sich inzwischen gut in der Beute eingerichtet hat. Die Königin stiftet fleißig, jeden Tag schlüpfen junge Bienen, das Bienenvolk wächst und vielleicht kann ich am Ende der Saison sogar ein wenig Honig ernten. Viel wichtiger ist mir aber, starke gesunde Völker ein- und im nächsten Frühjahr wieder auszuwintern.

neuer Bienenstand für meine Stadtbienen

Der Grund für die hohen Winterverluste

Vier Völker habe ich im letzten Winter verloren. Den Imker*innen in meiner Umgebung ging es ähnlich. Ein Imker hat daraufhin eine Futterkranzprobe zur Untersuchung eingeschickt.

Die Untersuchung der Futterkranzprobe und die Symptome sprechen für eine Schädigung der Bienen durch eine späte Tautracht. Ein Phänomen, das aktuell in unserer Gegend häufiger vorkommt und mit oft massiven Völkerverlusten einhergeht.

Was ist eine späte Tautracht?

Im Prinzip ein Honig, der aus den zuckerhaltigen Ausscheidungen von Blattläusen entsteht. Imker*innen bezeichnen das vornehm als Blatthonig. Der Verbraucher kennt es als teuren Wald- oder Tannenhonig. Was ich nicht wusste: dieser Honig ist nicht als Winterfutter für Bienen geeignet.

Tatsächlich haben meine Bienen haben im letzten Jahr noch spät große Mengen dunklen Honig eingetragen. Mich hat das gefreut. Ernten wollte ich den Honig nicht mehr. Ich habe einfach weniger zugefüttert. Ein Fehler, wie ich jetzt weiß. Blatthonig kann große Mengen des Dreifachzuckers Melezitose enthalten. Der Honig wird dann bereits in der Wabe fest, steinhart sogar, weshalb der umgangssprachliche Name Zementhonig sehr gut passt. Dieser Honig bekommt den Bienen im Winter nicht besonders gut. Er führt zu hohen Völkerverlusten und zu Totalausfällen in manchen Imkereien.

Wabe mit melezitosehonig

Bei dieser Wabe kann man sehr gut den Kranz aus dunklem Blatthonig direkt um das ausgelaufene Brutnest herum erkennen. Der Honig in der rechten Ecke ist deutlich heller.

Warum ist Melezitosehonig so schädlich für Bienen?

So ganz genau geklärt ist das nicht. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass die Zuckerkristalle im Melezitosehonig zu groß sind für die Speiseröhren der Bienen. Sie können ihn nur verwerten wenn sie viel Wasser zu sich nehmen. Da sie im Winter den Stock zwecks Darmentleerung nicht verlassen können, verbleibt das Wasser in der Darmblase, führt dort zu Überlastung und in der Folge zu Ruhr – einer Durchfallerkrankung, an der die Bienen schließlich sterben.

Andere Untersuchungen gehen davon aus, dass der hohe Mineraliengehalt von Melezitosehonig eine toxische Wirkung auf die Bienen hat, indem er wichtige Darmzellen zerstört. Die Bienen werden geschwächt und krankheitsanfällig.

Fest steht jedenfalls, dass es für die Bienengesundheit besser ist, Melezitosehonig vor dem Winter zu entnehmen und statt dessen stark verdünntes Zuckerwasser, sogenannten Bienentee, zu füttern. Für mich eine neue Erkenntnis. Ich hätte sie gerne früher gehabt. Noch einmal wird mir das jedenfalls nicht passieren.

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