Bereits zum dritten Mal rufen der Tofuhersteller Taifun und die Universität Hohenheim Gärtner:innen zum Sojaanbau auf. Ziel ist es eine Sojasorte zu finden, die auch in Deutschland gut wächst und gut für die Herstellung von Tofu geeignet ist. Wir haben beim ersten Sojaexperiment mitgemacht und sind diesmal auch wieder dabei.
Diesmal liegt ein Fokus beim Sojaexperiment darauf, die Auswirkung von Blühstreifen bei der Befruchtung der Sojapflanzen zu testen. Wir haben also einige Reihen ohne und einige Reihen mit verschiedenen Blühpflanzen ausgesät. In unserem Fall waren das kleinblütige Ringelblumen und blauer Lein.
Experimente können auch schief gehen
Während Ringelblumen und Lein hervorragend aufgegangen sind, tat sich bei unseren Sojabohnen nichts. Wir haben die Aussaat zwar brav gegen Vögel geschützt, aber leider wohl nicht gut genug. Unser Garten wird seit einiger Zeit von einem Schwarm grüner Halsbandsittiche aufgesucht. Die lassen sich von so einem Schutznetz einfach nicht abhalten. Sie setzen sich drauf, drücken es runter und picken die Sojabohnen durch die Netzmaschen aus der Erde. So jedenfalls unsere Vermutung. Erwischt haben wir sie dabei nicht.
Eine einzige Pflanze hat es geschafft. Das reicht leider weder für die Auswertung durch die Uni Hohenheim, noch für eine eigene respektable Sojabohnen-Ernte. Experiment gescheitert können wir da nur sagen. Gut, dass es noch viele andere Gärtner gibt die an dem Sojaexperiment teilnehmen.
Dafür haben wir euch die Artikel aus unserer ersten Teilnahme am 1.000 Gärten Experiment hier in diesem Artikel zum Nachlesen zusammengefasst und am Ende gibt es einen Link zu einem leckeren Nachtisch mit selbst gemachtem Tofu.
Das Soja-Experiment 2016
Die Sojabohne (Glycine max (L.) Merr.) mag es gerne warm. Am besten wächst sie bei Temperaturen zwischen 24 und 34 Grad Celsius. Wird sie in Gegenden angebaut, wo die Tage länger sind (wie in Nordeuropa), verlängert sich die Wachstumszeit. Sie blüht später und die Abreife der Samen verzögert sich. Wenn sich die Sojabohne auf deutschen Äckern etablieren soll müssen neue, besser an die jeweilige Umgebung angepasste Sorten der wärmeliebenden Pflanze gezüchtet werden. Die Initiative „1000 Gärten – Das Soja-Experiment“, ein Gemeinschaftsprojekt von dem Tofu-Produzenten Taifun und der Universität Hohenheim, hat sich mit der Hilfe von 1000 Gärtnerinnen, Gärtnern und Landwirten auf die Suche nach einer regional angepassten Sojabohnen-Sorte gemacht. Unterschiedliche Soja-Stämme und -Sorten sollen an möglichst vielen verschiedenen Standorten angebaut und die Ergebnisse anschließend wissenschaftlich ausgewertet werden. Eine ganz neue Züchtungsmethode also, die ohne den Einsatz von Gentechnik auskommt und deren Ergebnisse später für alle verfügbar sind. Mir gefällt der Ansatz und deshalb bin ich gerne dabei.
Beet vorbereiten für Sojabohnen
Vor ein paar Wochen war es dann soweit. Ich habe zwölf Päckchen mit unterschiedlichen Sojasorten, ein Päckchen mit Knöllchenbakterien und eine ausführliche Pflanzenleitung erhalten. Bei bestem Frühlingswetter musste ich zuerst einmal das Beet für die Aussaat vorbereiten. Genau wie bei den anderen Gemüsebeeten mussten Pflanzenreste und Beikräuter entfernt und der Boden mit einer Grabegabel gelockert und mit einem Rechen feinkrumig aufbereitet werden. Eine schweißtreibende Angelegenheit. Ich sollte meine Beete echt besser in Schuss halten. Das Beet misst zwei mal zehn Meter – das reicht für zwanzig Saatreihen mit einem Meter Länge. Für die Teilnahme an dem Soja-Experiment brauche ich nur zwölf Reihen. Die restlichen Reihen laufen ohne Wertung mit.
Pflanzenleitung für Sojabohnen
Der Abstand zwischen den Reihen soll 50 Zentimeter betragen. Die Sojabohnen werden drei bis vier Zentimeter tief gelegt, in einem Abstand von zwei Zentimetern von Sojabohne zu Sojabohne. So weit, so gewöhnlich. Der wesentliche Unterschied in der Aussaat liegt in der Impfung der Bohnen mit speziellen Knöllchenbakterien. In den Heimatböden der Sojabohne sind diese Bakterien natürlicherweise in den Böden enthalten. Bei uns müssen sie vor der Aussaat zugefügt werden. Sorgfältig habe ich also den Inhalt eines kleinen Tütchen mit Knöllchenbakterien in den zwölf Tütchen mit Sojabohnen verteilt und vorsichtig gemischt. Die Bohnen wollen sanft behandelt werden. Starkes Schütteln nehmen sie übel und keimen dann schlechter. Bei Vögeln sind Sojabohnen im Übrigen genauso beliebt wie alle anderen Bohnensorten. Deshalb muss das frisch gesäte Beet auch unbedingt vor Vogelfrass geschützt werden. Ich habe das mit Netzen und einem Rest Hasendraht gemacht. Sieht nicht so toll aus – hilft aber.
Jetzt warte ich gespannt wie der Versuch verläuft. Im besten Fall kann ich im Herbst Edamame aus dem eigenen Garten essen. Meinem Gartenboden wird die Leguminosen-Kur auf jeden Fall gut tun. Eine verbesserte Bodenfruchtbarkeit ist noch ein Grund warum ich bei dem Projekt mitmache. Neben meiner Neugier auf ungewöhnliche Gemüsesorten und Anbauarten.
Berichte von anderen Gärtnern, die an dem Projekt teilnehmen findet ihr unter: https://www.1000gaerten.de/nc/aktivitaeten/gaertnerblog/.
Meine Sojabohnen haben geblüht
… und ich habe es nicht bemerkt.
Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass die Blüten von Sojabohnen wirklich sehr, sehr klein sind. Winzig klein könnte man sagen. Dazu kommt noch das mittelprächtige Wetter der vergangenen Wochen, das mich ziemlich oft vom Garten fern gehalten hat. Die Sojabohnen haben sich am Wetter scheinbar nicht gestört und zufrieden vor sich hin geblüht. Inzwischen hängen in den Blattachseln kleine Büschel mit Sojabohnenschoten. Soweit also alles in Ordnung. Blöd nur, dass es sich bei meinem Sojabohnenbeet nicht um ein Privatprojekt handelt. Mein Beet ist Teil der Initiative 1000 Gärten – das Soja-Experiment, initiiert vom Tofu-Hersteller Taifun und der Universität Hohenheim. Und im Rahmen dieses Experiments hätte ich eigentlich den Beginn der Blüte, die Blütenfarbe und das Ende der Blüte erfassen sollen. Blütenfarbe und Blütenende bekomme ich zumindest bei einigen Pflanzen noch hin. Aber den Blütenbeginn habe ich definitiv verpasst.
Messdaten erfassen und eintragen
Ich hoffe mal, dass die anderen 999 Gärtnerinnen und Gärtner aufmerksamer waren als ich. Bei mir steht jetzt erst einmal die Messung des Grünwerts der Blätter an. Dafür habe ich eine kleine Farbkarte bekommen, deren Grüntöne ich mit dem Grün meiner Sojapflanzen vergleichen soll. Das werde ich umgehend machen und die Daten brav in mein Datenblatt eintragen. Ich will doch nicht, dass dieses engagierte Projekt an mir scheitert. Wenn es gelingt eine Sojabohnensorte zu finden, die in Deutschland gut wächst und für die Produktion von Tofu geeignet ist, lässt sich eine Menge Kohlenstoffdioxid einsparen. Sojabohnen legen weite Wege zurück bis sie als Edamame oder Tofu auf unserem Teller landen. Ganz zu schweigen von der weit verbreiteten Vernichtung von Regenwäldern in einigen Soja-Anbaugebieten. Wäre doch schön wenn sie zukünftig in unseren Gärten wachsen würden. Umweltfreundlich. Ohne lange Transportwege.
Die Sojabohnenernte 2016
Vor ein paar Wochen habe ich die Sojabohnen auf meinem 1000 Gärten Versuchsfeld geerntet. Ein bisschen spät vielleicht. Die Blätter waren schon eine Weile braun und in den Hülsen hat es ordentlich geklappert – ein Zeichen, dass die Bohnen reif sind. Die Ernte war gar nicht so einfach. Zum einen waren da meine immer noch fleissig fliegenden Bienen. Das Sojafeld liegt genau in der Einflugschneise von zwei Völkern. Schon im Sommer beim Unkraut jäten hatte ich damit Probleme. Mein Gartenhelfer wurde gestochen und hatte daraufhin wenig Lust zum Weiterarbeiten.
Tatsächlich waren Arbeiten am Beet nur am späten Abend, wenn die Bienen tief und fest schliefen, möglich. Für die Ernte habe ich daher einen kühlen windigen Tag mit wenig Bienenflugverkehr abgewartet. Zum anderen ließen sich die Schoten nicht so einfach von den vertrockneten Stängeln lösen. Beim Bauern auf dem Feld werden dafür Mähdrescher eingesetzt. Bei mir ist das natürlich in Handarbeit passiert und am Anfang hatte ich gleich die ganze Pflanze in der Hand beim Rupfen. Dabei sollten die Wurzeln doch in der Erde bleiben. Daran befinden sich die wertvollen stickstoffsammelnden Knöllchenbakterien, die sollen die Folgekultur im nächsten Frühjahr mit Nährstoffen versorgen. Den Rest habe ich also sorgfältig mit zwei Händen gepflückt.
Große Unterschiede im Ertrag
Die einzelnen Reihen haben sehr unterschiedlich getragen. Ich hatte zwölf Reihen á 1 Meter ausgesät. In jeder Reihe ist eine andere Sojasorte gewachsen. Ziel des Soja-Experiments von Taifun und der Uni Hohenheim ist ja, eine Sojabohne zu finden, die unter den regionalen Bedingungen gut performt. Für Reihe drei und vier trifft das bei mir schon mal nicht zu. Die Pflanzen sind niedrig geblieben und haben kaum Bohnenschoten angesetzt. In Reihe zwölf sah es auch nicht besser aus. Das mengenmäßig beste Ergebnis hatte ich in Reihe acht und zehn. Ob auch die Qualität der Sojabohnen stimmt, wird später im Labor untersucht. Erste Ergebnisse werden schon bald vorliegen.
Neben dem Versuchsfeld habe ich mit dem überzähligen Saatgut noch ein paar private Reihen angelegt. Obwohl ich dachte, der Beetbereich, in dem ich sie ausgesät habe, sei zu schattig, sind sie prima gewachsen. Ich schau mir demnächst bei Taifun an wie Tofu hergestellt wird und dann verarbeite ich meine Ernte. Bin gespannt wie selbstgemachter frischer Tofu schmeckt.
Kein Edamame für mich
Was ich leider total verpasst habe ist die Ernte von grünen Sojabohnen. Hatte eigentlich fest vor Edamame aus eigenen Sojabohnen zuzubereiten. Muss ich wohl aufs nächste Jahr verschieben. Schwierig war der Anbau der Sojabohnen nicht. Bis auf das regelmäßige Unkrautjähen am Anfang habe ich die Kultur komplett sich selbst überlassen. Auch die relativ trockenen Wochen im Sommer haben sie ohne zusätzliches Wasser gut überstanden. Beim nächsten Mal würde ich wohl vorbeugend den Boden mulchen. Das hilft gegen Unkraut und gegen Trockenheit. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Versuch und werde den Sojabohnen auch 2017 einen Platz in meinem Garten einräumen.
Das versprochene Rezept
Tofu kann nicht nur herzhaft. Auch für Nachspeisen ist er gut geeignet. Dieser Link führt dich zu einem Rezept mit selbst gemachtem Tofu Fa, einer Art Pudding auf der Basis von Sojabohnen. Sehr lecker und einfach nachzumachen: Tofu Fa
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