Ist das heiß. Seit Wochen hat es bei uns fast nicht geregnet. Anstelle von Rasenmähern ist in der Schrebergartenanlage seit Wochen allabendlich das rhythmische Geräusch von Rasensprengern zu hören. Das ist einerseits erfreulich, weil deutlich leiser als die meist benzinbetriebenen Mäher. Andererseits aber eine ziemliche Verschwendung. Richtig gießen geht anders.
Mit dem Sprenger werden alle Pflanzen irgendwie mit Wasser besprenkelt. Wenn ich mir die Pflanzen in meinem Garten anschaue, leiden aber nicht alle gleichermaßen unter der Hitze. Während der Dost durstig die Blätter hängen lässt räkelt sich die Katzenminze direkt daneben entspannt der Sonne entgegen. Den Kräutern im oberen Teil der Kräuterspirale geht es prächtig, der Schnittlauch im unteren Bereich sieht sehr traurig aus. Wenn ich da eine halbe Stunde mit dem Sprenger drüber gehe, mache ich weder die Katzenminze, den Dost, den Oregano noch den Schnittlauch glücklich.
Richtig gießen – Wassermenge nach Bedarf
Ich gieße wirklich nur die Pflanzen die es nötig haben. Direkt an die Wurzeln und soviel, dass das Wasser ausreichend tief in die Erde eindringen kann. 20 Liter pro Quadratmeter sagt eine Faustregel, sollten es schon sein, damit die Feuchtigkeit 20 Zentimeter tief eindringen kann. Direkt an die Pflanze gegossen reichen (je nach Pflanzengröße) fünf bis zehn Liter aus. Meine Dahlien bekommen zu zweit immer eine zehn Liter Gießkanne. Der Dost bekommt eine Gießkanne für sich alleine. Der Pfirsichbaum ist auch durstig (er ist noch jung und wurzelt noch nicht so tief). Da verteile ich schon mal zwei Kannen rund um seinen Stamm.
Wasserbedarf an Blättern und Blüten erkennen
Eine Hilfe bei der Bestimmung des Wasserbedarfs ist die Beschaffenheit der Blätter. Je weicher ein Blatt ist, desto mehr Wasser benötigt die Pflanze. Pflanzen mit harten, silbrigen Blättern (z. B. Rosmarin, Lavendel, Salbei) kommen mit weniger Wasser aus.
Wenn viele große Blüten oder Früchte zu versorgen sind, steigt der Wasserbedarf einer Pflanze bereits während der Blüten- und Fruchtbildung an. Beim Pfirsichbaum habe ich es fast verpasst rechtzeitig richtig zu gießen. Seine dunkelroten Blätter waren schon ganz blass bevor mir sein Wassermangel aufgefallen ist. Seit ich ihn gieße haben sich wieder neue dunkelrote Blattsprosse gebildet. Die Pfirsiche scheinen dennoch nicht zu wachsen. Auch bei den Dahlien habe ich ein wenig geschlafen. Während bei der Nachbarin schon alle Dahlien blühen, sind bei mir gerade mal die ersten Knospen zu sehen.
Gezielt gießen – an die Wurzeln
Die ganze Gießerei bringt nichts, wenn das Wasser nicht da ankommt, wo die Pflanze es verwerten kann. Eine Wanne mit kalten Wasser für die Füße ist zwar ganz schön an einem heißen Tag, aber gegen den Durst ist ein Glas Wasser in der Hand besser geeignet. So ähnlich ist es auch bei den Pflanzen. Wasser auf den Blättern finden einige bestimmt angenehm bei der Hitze, vorm Vertrocknen rettet sie aber nur ein ausreichend feuchter Boden, über den die Wurzeln Wasser aufnehmen können.
Gießt man ständig, aber immer nur ein bisschen, wird nur die obere Bodenschicht feucht. sprengt man das Wasser wahllos über alle Pflanzen hinweg, bekommen oft nur die Blätter was ab. Bis zum Boden dringt das Wasser mitunter nicht vor. Deshalb lieber zu Gießkanne oder Schlauch und nicht zum Sprenger greifen und richtig Gießen. Natürlich ist es bequemer im Liegestuhl zu liegen während der Sprenger vor sich hin sprengt. Aber so anstrengend ist es nun auch nicht mit dem Schlauch in der Hand die Basis der Pflanzen mit Wasser zu versorgen.
Richtig Gießen als Entspannungstraining
Richtig Gießen kann sehr entspannend sein. Ich zähle immer in Gedanken bis 60, solange dauert es bis 10 Liter Wasser durch den Schlauch gelaufen sind. Habe ich beim Füllen einer Gießkanne ausprobiert. Ist auch nichts anderes als beim Yoga-Training Mantras vor sich herzusagen. Bei der Gelegenheit habe ich alle Zeit der Welt meinen Garten genau anzusehen und seine Schönheit zu genießen. Ich bewundere die Libelle die an mir vorbei surrt. An der Kräuterspirale habe ich letztens eine kleine Kröte entdeckt. Ich sehe sofort ob eine Pflanze krank ist oder wo ich ein paar Triebe festbinden oder zurückschneiden muss.
Damit ich den Schlauch nicht ständig festhalten muss, habe ich die Düse abgeschraubt. So fließt das Wasser ohne Druck aus dem Schlauch und ich kann ihn einfach an die Basis der Pflanze legen und während das Wasser läuft schnippeln und hochbinden.
Wann ist die richtige Zeit zum Gießen?
Es wird ja viel darüber diskutiert, wann man am besten Gießen soll. Morgens, Abends, auf keinen Fall Mittags. Ich finde das wirklich zweitrangig. Ich gieße dann wann ich Zeit dafür habe. Meistens ist das am Abend. Ich habe aber auch schon Morgens oder Mittags gegossen. Den Pflanzen ist das egal, solange sie nur ausreichend Wasser bekommen. An die berühmten verbrannten Blätter glaube ich nicht. Wenn nach einem Regenschauer wieder die Sonne scheint, verbrennt ja auch nicht gleich der ganze Garten. Also, gießt wann es Euch passt. In normalen Sommern reicht einmal pro Woche gründliches Gießen. Im aktuellen Supersommer greife ich zweimal in der Woche zum Schlauch.
Elf Tipps zum richtigen Gießen:
- Frisch ausgesät? Saat feucht halten! In extrem heißen Zeiten sollte man lieber nicht säen. Aber stellt Euch vor, die Saat ist seit zwei Tagen in der Erde und plötzlich kommt eine Hitzewelle, was dann? Deckt die Saat mit Zeitungspapier oder Jute ab, so bleibt sie länger feucht. Feuchtet die Abdeckung an und lasst sie liegen, bis die ersten Pflanzen keimen. Entfernt das Papier / den Stoff hinterher wieder, damit die jungen Sämlinge sich optimal entwickeln können.
- Mehr Feuchtigkeit für Gemüse und Kräuter. Formt die Erde um die Pflanzen herum zu einer Mulde, so dass das Wasser optimal aufgenommen wird. Eingetopfte Pflanzen brauchen einen Untersetzer.
- Ist es zu warm im Wintergarten oder im Gewächshaus? Hängt Schattentücher, Stroh- und Bambusmatten auf. So sinkt die Temperatur um ein paar Grad.
- Pflanzen, die im Topf wachsen, gibt man normalerweise nur abends Wasser, wenn die Sonne untergeht. In warmen Zeiten macht man das zweimal täglich. Morgens und abends.
- Ein großer Garten? Es gibt inzwischen alle möglichen automatischen Bewässerungssysteme, die für eine gleichmäßige Bewässerung sorgen.
- Mulchen mit getrocknetem Gras oder Holzschnitzeln ist nicht nur bei Trockenheit eine gute Idee. So bleibt die Erde länger feucht. Mehr zum Thema richtig mulchen findet Ihr in einem separaten Beitrag.
- Hängekörbe muss man jeden Tag kontrollieren. Holt sie, wenn möglich, in der wärmsten Tageszeit aus der Sonne, damit die Wurzeln nicht austrocknen.
- Eingetopfte Pflanzen auf dem Balkon oder der Terrasse mit einem selbstgemachten Wasserspeicher versorgen. Den Boden einer Plastikflasche entfernen. Löcher in den Deckel machen und die Flasche falsch herum in die Erde stecken. Mit Wasser füllen und fertig! Mehr Tipps zur Bewässerung von Balkonpflanzen habe ich in einem extra Post zusammengefast.
- Düngen ist in extrem heißen Zeiten keine gute Idee. Dünger hat die Neigung, die Wasseraufnahme zu unterbinden.
- Pflanzen, die in einem Blumentopf wachsen, sollte man lieber an einen schattigeren Platz stellen oder mit einem Sonnenschirm beschatten.
- Fenster und Tür(en) im Gewächshauses Tag und Nacht offen stehen lassen. Das sorgt für eine gute Luftzirkulation.
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