Tomaten in Säcken mit Tropfbewässerung

Manchmal bin ich blond. Also jetzt nicht auf dem Kopf. Mehr so innendrin. Wie letztens, als ich ein kleines bisschen Zeit hatte und beschloss mal eben schnell die Tropfbewässerung im Gewächshaus zu installieren.

Mal eben schnell war nicht.
Oder wie der Teenie sagen würde: „Was für schnell?“
Vier Stunden, ein Hitzschlag und ein Ersatzdaumen später war ich fertig. Und zwar so was von!

Damit die Tomaten im Gewächshaus und auch die Kartoffeln, die in Säcken dahinter stehen, während berufsbedingter sommerlicher Abwesenheit nicht leiden müssen. Und auch die diversen Gießfreundschaften nicht übermäßig strapaziert werden, habe ich ein Bewässerungssystem besorgt. Lange habe ich im Netz nach der optimalen Lösung gesucht. Die Entscheidung fiel letzten Endes spontan aufgrund eines Supersonderangebots im Gartenmarkt. Das Maxiset zum halben Preis, da musste ich nicht lange nachdenken.

Mit Denken fing ich erst an, als ich das Set nach drei Monaten aus der Ecke holte. Die Tomaten waren bereits ins Gewächshaus eingezogen. Die Kartoffeln gepflanzt. Der Mann hat geholfen und alle Tonkegel ins Wasser gelegt, bevor er den sogenannten Druckregulierer installieren wollte. Der allerdings glänzte durch Abwesenheit.

Beim Anruf im Gartenmarkt hatte ich schon mit Hindernissen gerechnet. Schließlich lag der Kauf eine ganze Weile zurück. Den Bon gab’s aber noch und ich vertraute ganz auf meine Überzeugungskraft. Ziemlich erstaunt war ich, als ich niemanden überzeugen musste. Ja, das glaubt er mir wohl, dass der Regulierer fehlt. Die Sets wären unvollständig. Hätte ja schließlich einen Grund, dass die so billig waren. Ich könnte das wohl zurückbringen und das Geld krieg ich dann wieder.

Dumm nur, dass auf der Packung über die Unvollständigkeit kein Wort verloren wurde. Dumm auch, dass ich kein Geld, sondern den Regulierer (der einzeln immerhin 30 Euro kostet), und zwar gerne schnell, wollte. Schließlich warteten im Gewächshaus jede Menge durstige Tomaten, Paprika und Auberginen darauf.

Ich war erstmal sprachlos und das Gespräch zu Ende.

Am nächsten Tag habe ich zwar nicht meine Sprache, aber doch die Tastatur am Computer gefunden und einen ebenso freundlichen wie deutlichen Brief an die Geschäftsführung geschrieben (gepriesen sei das Internet, denn bis zum Briefkasten hätte meine Empörung wohl nicht gereicht). Die Antwort kam postwendend.

Den gesamten O-Ton lass ich jetzt mal weg, nur soviel: ich bin immer noch Kundin bei ebenjenem Gartenmarkt und inzwischen stolze Besitzerin eines Druckregulierers und darüber hinaus eines zweiten Bewässerungssets, als freundliche Draufgabe. „Weil unvollständig sind die natürlich unverkäuflich“, sagt die Geschäftsführung und „zufriedene Kunden ihr höchstes Gut“.

Gut so!
(Nur, wenn ich vorher schon gewusst hätte, wie ich mich nach dem Installieren fühle, dann wäre ich vielleicht doch mit dem Rückgabeangebot einverstanden gewesen :-))

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