Im Sommer landen bei uns Gemüseabfälle, Kaffee- und Teereste auf dem Kompost in unserem Schrebergarten. Im Winter sind wir nicht oft genug dort. Deshalb zieht in der Zeit ein selbst gebauter Wurmkomposter, auch bekannt als Wurmfarm oder Wurmcafe, bei uns ein. Ein Jahr lang stand unsere Wurmfarm in der Küche, aber nach massiven Beschwerden der Restfamilie ist sie in den Keller gezogen. Den Würmern ist das egal. Sie produzieren auch ohne Familienanschluss feinsten Wurmkompost. Und der tägliche Gang in den Keller zum Abfall entsorgen ist mein tägliches Fitnessprogramm.
Willkommen im Wurmcafe
Ein Wurmcafe lässt sich aus ganz verschiedenen Behältern leicht selbst bauen. Von der ausgedienten Badewanne (für ein Outdoor-Cafe) bis zur atmungsaktiven Holzkiste ist vieles möglich. Wichtig ist vor allem ein guter Luftaustausch. Kisten aus Plastik, Porzellan oder Metall müssen mit Luftlöchern versehen werden, damit sie als Wurmfarm taugen. Unbehandelte Holzkisten oder Terrakottatöpfe lassen auch ohne Löcher ausreichend Luft- und Wasserausgleich zu.
Wurmfarm aus Holz
Meine fleißigen Würmer wohnten lange in einem selbstgebauten Wurmcafe aus Holz. Die Holzkiste bietet Platz für knapp 30 Liter organische Abfälle, die von den gefräßigen Bewohnern in kurzer Zeit zu 5 bis 7 Liter feinstem Wurmkompost verwandelt werden.
Bauanleitung Wurmcafe / Wurmfarm
Mein Wurmcafe besteht hauptsächlich aus zwei einfachen unbehandelten, stapelbaren Holzkisten (H/B/T: 25x40x30) mit Deckel. Früher wohnten darin Plastiksteinchen und Fantasiefiguren. Die Böden der Kisten habe ich mit einem Holzbohrer (ø 8 mm) kräftig durchlöchert. Durch die Löcher können die Würmer nach getaner Arbeit die Etage wechseln.
Ein Deckel kommt oben drauf, damit die Würmchen ihren Arbeitsplatz nicht ungeplant verlassen können. Der andere wird nicht benötigt. Als Auffangwanne für den „Wurmtee“ verwende ich eine tiefe Metallauflaufform. Sie passt genau unter die Wurmfarm. Denkbar ist hier jeder passende, dichte Behälter.
In die erste Kiste kommt anfangs ein Stück Karton auf den Boden. Darauf werden 7 Liter feuchtes Kokossubstrat verteilt. Die nächste Schicht besteht aus allem was Küche oder Garten so an organischem Material hergeben: Kartoffelschalen, Salatreste, Eierschalen und Kaffeesatz.
Keine Lust zum Selbstbauen?
Ein Wurmcafe aus Holz könnt ihr auch als Bausatz kaufen, diese hier zum Beispiel, die hält dann hoffentlich etwas länger als unser Eigenbau:
- Eine Wurmkiste ist Möbelstück und Komposter zugleich – verwandelt Biomüll geruchlos in Wurmhumus
Wurmfarm aus Kunstoffkisten
Alternativ zur Wurmfarm aus Holz, die bei uns nach ein paar Jahren den Geist aufgegeben hat bzw. wegen der Feuchtigkeit im Wurmcafe aus dem Leim gegangen ist, könnt ihr euch auch aus zwei stapelbaren Kunststoffkisten ein Wurmcafe bauen. Das geht noch einfacher und ist langlebiger.
Das braucht Ihr:
- 2 Kunstoffkisten mit Deckel
- Akkuschrauber
- 1 Paket Kokoserde
- 1 Sack Anzuchterde oder feinen Kompost
- 250-500 Kompostwürmer
So geht ihr vor:
- in eine der beiden Kisten auf der Unterseite Löcher mit einem Durchmesser von 8 mm bohren
- die gelochte Kiste wird in die ungelochte Kiste gestellt
- Kokoserde und Anzuchterde oder Kompost einfüllen
- Würmer zugeben und mit einer ca. 5 cm dicken Schicht organischen Küchenabfällen anfüttern
- Kiste mit Deckel verschließen, damit die Würmer in der Kiste bleiben
Und auch eine Wurmfarm aus Kunststoff gibt es fertig in einer etwas hübscheren Ausführung zu kaufen. Hier zum Beispiel ein richtiges Designerteil, komplett fertig mit Substrat und Würmern:
Wo bekomme ich die Würmer für die Wurmfarm her?
Ich habe die ersten Bewohner des Wurmcafes einfach aus meinem Komposthaufen rekrutiert. Dort wimmelt es nur so von Mitgliedern der Spezies Eisenia foetida und Eisenia andrei. Die fleißigen Kerlchen können aber auch ganz einfach in einem Laden für Anglerbedarf gekauft oder übers Internet bestellt werden. Zweihundertfünfzig Stück reichen für den Anfang aus. Wenn sie sich wohl fühlen sorgen sie ziemlich schnell für Nachwuchs.
Optimale Bedingungen für Kompostwürmer
Damit sich die Würmer wohl fühlen muss der Inhalt der Wurmfarm immer leicht feucht sein. Je nach Feuchte des eingebrachten Materials vorsichtig gießen oder trockene Papier- und Pappeschnipsel untermischen. Ab und zu eine Hand voll Steinmehl versorgt die Würmer mit Mineralien. Zum Schluss alles mit einer alten Filzmatte abdecken, das hält die Feuchtigkeit in der Kiste und die Fruchtfliegen draußen. Jutesäcke oder Hanfmatten sind auch super geeignet.
Sobald die erste Kiste mit Kompostmaterial gefüllt ist wird aufgestockt. Die Würmer wechseln von selbst auf die Etage, die mehr Futter bietet. Nach etwa drei Monaten oder wenn alle Würmer in die obere Etage umgezogen sind ist der erste Wurmkompost fertig. Die untere Kiste kann geleert und bei Bedarf wieder oben drauf gesetzt werden.
Was darf ich füttern?
- sämtliche anfallende Gemüse- und Obstabfälle
- altes Brot, gekochte Nudeln, und Reis
- Teebeutel, Zellstoff, Kaffeereste und Filtertüten
- Baumwolle, Wolle, Tier- und Menschenhaare
- zerkleinerte Zeitungen oder Pappe
- zerkleinerte Eierschalen
- geringe Mengen Sägemehl oder Holzasche
- Kot von Nagetieren und Vögeln
- Wildkräuter
Was darf ich nicht füttern?
- Fleischabfälle in größeren Mengen
- Essensreste mit hohem Salzgehalt
- größere Mengen an Schalen von Zitrusfrüchten
- Blätter von Eiche, Buche, Nuß oder von Nadelbäumen
- Milchprodukte, Fette, Knochen
- Katzen-oder Hundekot
- bunt bedrucktes Papier, Hochglanzpapier
- Plastik, Glas, Metall
- Rasenschnitt
- zuviel vom gleichen
Wertvoller Wurmtee
In dem untergestellten Metallbehälter oder in der unteren Kunststoffkiste sammeln sich die flüssigen Ausscheidungen der Würmer, der Wurmtee. 1:5 verdünnt ist er ein wertvoller Flüssigdünger für alle Topfpflanzen.
Wer will kann den Auffangbehälter mit einem verschließbaren Auslauf versehen, zur bequemen Wurmtee-Entnahme. In der Basic-Variante muss man den Wurmtee halt von Hand ausgießen.
Wissenschaftliche Infos zu Wurmhumus
Bodenaufwertung durch Wurmhumus
von Dr. rer. nat. Kai Behncke
Bodendegradation, das heißt der Wert- und Qualitätsverlust von Böden (in der Landwirtschaft, in Gärten, in urbanen Gebieten), stellt aktuell
ein dringliches Problem dar. Ein am 15.9. veröffentlichter Bericht der Vereinten Nationen stellt diese Problematik mahnend und informativ in den Vordergrund.
Auch Deutschland sei gemäß der Studie stark von der Problematik betroffen. Aktuell werden täglich Bodenflächen im Außmaße von ca. 100 Fußballfeldern überbaut. Darüber hinaus sei ein Viertel der Ackerflächen aktuell von Boden-Erosion betroffen. Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2015 zum „Internationalen Jahr des Bodens“ ausgerufen.
Ein individuell nicht unwesentlicher Beitrag zur Milderung des Problems kann durch das Anlegen von „Regenwurmfarmen“ bzw. „Wurmkisten“ bzw. der Einarbeitung des entstehenden Wurmhumus in den eigenen Gartenboden geschehen. Das, was auf den ersten Eindruck vielleicht etwas „ungewöhnlich-spinnert“ anmutet, ist alles andere als das.
Fakten
Die wissenschaftlich „harten Fakten“ sind leicht belegbar (siehe dazu tiefergehende und mit Quellenangaben versehene Informationen auf www.wurmpalast.de).
Vorhandene biologischen Restprodukte (z.B. Bioabfall aus der Küche, Pferdemist, Mistabfälle von Kleintieren) werden einfach innerhalb der „Wurmfarm“ an die Würmer verfüttert. Die Ausscheidungen stellen nach einigen Monaten einen hervorragenden natürlichen Pflanzendünger dar. Der Dünger wird einfach in einer Dicke von mehreren Zentimetern auf den Gartenboden eingestreut (möglichst dort, wo z.B. Gemüse geerntet werden soll).
Eine Einarbeitung dieses leicht produzierbaren Düngers führt dazu, dass eine erhöhte Anzahl von Ton-Humus-Komplexen und stabilen Krümelaggregaten in den Boden eingebunden wird. Dadurch wird eine gute Nährstoffspeicherung und Nährstoffversorgung) ermöglicht.
Durch die Bindung der positiv geladenen Nährstoff-Ionen innerhalb der Ton-Humus-Verbindungen können die für die Pflanze wichtigen Ionen
schwerlich durch Regen in tiefere Bodenschichten ausgewaschen werden. Sie werden von der Pflanze gelöst und aufgenommen. Dieses bietet gleichzeitig einen Grundwasserschutz, da Nitrate nicht mehr so leicht in dieses einsickern können.
Wurmhumus ist außerdem (in der Regel) deutlich reicher an Phosphor, Kalzium und Magnesium als „klassischer“ Gartenkompost. Zudem weist dieser eine Vielzahl von Enzymen und Mikroorganismen auf. Wurmhumus beinhaltet einen hohen Anteil an Humin- und Fulvosäuren sowie große Mengen des Bakteriums „Pseudomonas fluorescens“ (hilfreich gegen Pilzkrankheiten des Bodens). Darüber hinaus kann Wurmhumus, in einer Zucht produziert, eine beträchtliche Menge an Wurmkokons enthalten. Auch diese dienen nach dem Schlupf einer besonderen physikalischen Aufwertung und Durchlüftung des Bodens.
Noch mehr Infos gibt es auf der Seite wurmpalast.de. Zudem ist auf der Seite eine interaktive Karte über vorhandene Wurmzuchten sowie ein Forum integriert. Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht.
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