Kleine Kosten-Nutzen-Rechnung für den Gemüseanbau im eigenen Garten. Ergebnis (Achtung Spoiler): Eigenes Gemüse anbauen lohnt sich. Also ran an den Spaten.
In unserem Garten wächst auf rund 80 Quadratmetern selbst angebautes Gemüse. Einen großen Teil davon ziehe ich aus sortenfestem Bio-Saatgut selbst heran. Gerade habe ich die ersten Samen in die Erde gesteckt. Noch stehen sie auf der Fensterbank, bis sie in den Garten umziehen vergehen noch ein paar Wochen. Lange bevor ich unser selbst angebautes Gemüse ernten kann, quellen die Supermarktregale über von makellosem Salatköpfen, riesigen Kohlrabiknollen und kerzengeraden Gurken. Preiswert und jeden Tag frisch.
Lohnt es sich bei dem stets vorhandenen Supermarktangebot überhaupt eigenes Gemüse anzubauen?
Ehrlich gesagt habe ich noch nie versucht das auszurechnen und weiß auch gar nicht so recht wie ich das machen soll.
Kostenrechnung für den Kartoffelanbau
Thomas vom kleinen Garten hat sich an einer Beispielsrechnung für den Kartoffelanbau versucht, es sich dabei aber recht einfach gemacht: Pflanzkartoffeln nimmt er von der letzten Ernte, Dünger von seinen Meerschweinchen, Wasser kommt von oben und seine Arbeitszeit lässt er unter dem Motto „Fitness-Studio gespart“ unter den Tisch fallen. Sehr sympathischer Ansatz trotzdem 🙂
Beispielsrechnung für den Gemüseanbau auf einer Gemüseselbsternte-Parzelle
Ein bisschen fundierter wird es, wenn man sich die Konditionen von Gemüseselbsternte-Initiativen anschaut. In Köln kostet eine 100 Quadratmeter große Parzelle bei der Initiative Gartenglück für eine Saison rund 350 Euro. Die Parzelle ist zu zwei Dritteln bereits mit Bio-Gemüse bestückt, das letzte Drittel kann man selbst bepflanzen. In der Woche muss man von Mai bis Oktober laut den Betreibern ca. zwei Stunden für die Pflege und Ernte der Parzelle veranschlagen. Macht rund 50 Stunden und damit, wenn wir vom Mindeststundensatz ausgehen, rund 500 Euro an Arbeitslohn. Insgesamt sind das 850 Euro in den sechs Saisonmonaten, also rund 145 Euro pro Monat. Die Erntemenge reicht aus um eine fünfköpfige Familie mit biologisch angebautem Gemüse zu versorgen.
Das heißt pro Person gibt man bei der Variante im Monat knapp 30 Euro für selbst angebautes Gemüse aus.
Monatliche Kosten für den Gemüse-Einkauf bei vollwertiger Ernährung laut DGE
Ist das viel? Ich habe mir zum Vergleich eine Berechnung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) angeschaut. Die Experten der DGE haben ausgerechnet, dass man bei einer vollwertigen Ernährung im Monat rund 40 Euro für Gemüse und Kartoffeln ausgibt. Holala! Die Zahlen sind schon ein paar Jahre alt und Lebensmittel sind eher teurer als günstiger geworden. Da schneidet das selbst angebaute Gemüse in Bio-Qualität doch sehr gut ab. Hätte ich gar nicht gedacht.
Das kostet der Gemüseanbau im eigenen Garten
Wird der Gemüseanbau im eigenen Garten noch günstiger? Mal sehen. Wir zahlen für unseren 350 Quadratmeter großen Schrebergarten im Jahr rund 350 Euro Pacht. Da wir nur auf 80 Quadratmetern Gemüse anbauen, entfallen auf den Gemüseanbau auch nur 80 Euro. Ich habe gerade Bio-Saatgut für 50 Euro bestellt. Das reicht für mindestens zwei Jahre. Dazu kommen dann nochmal Ausgaben für vorgezogene Tomatenpflanzen. Auch Gurken, Auberginen und Paprika kaufe ich meist fertig vorgezogen. 50 Euro kommen da bestimmt zusammen. Für Anzuchterde, organische Dünge- und Pflanzenschutzmittel würde ich aus dem Bauch heraus für die Gartensaison rund 40 Euro veranschlagen. Macht also insgesamt Ausgaben von rund 200 Euro für den Gemüseanbau im eigenen Garten. Mit Arbeitszeit macht das 700 Euro im Jahr. In meiner persönlichen Rechnung spielt die Arbeitszeit keine Rolle, dazu buddele ich einfach zu gerne in der Erde.
Unsere Ernte reicht aus um uns drei von April bis November (in der Hochsaison auch noch unsere Nachbarn) zu versorgen und ein paar Vorräte (TK-Bohnen, Tomatensugo) für die Wintermonate anzulegen. In unserem Ernteticker haben wir die Obst- und Gemüseernte von 2015 über das ganze Jahr dokumentiert und waren selbst erstaunt, was da so alles zusammenkommt.
Nutzenrechnung für selbst angebautes Bio-Gemüse
Bei dieser ganzen Zahlenjongliererei habe ich den Nutzen von selbst angebautem Gemüse noch gar nicht berücksichtigt. Der gehört zu einer seriösen 😉 Kosten-Nutzen-Rechnung natürlich mit dazu.
Also schauen wir mal:
- zwei Stunden frische Luft und Bewegung pro Woche, verbessert die Vitamin-D-Bilanz und ersetzt das Fitness-Studio, wir sparen im Monat 16 Vitamin-D-Pillen (2 Euro) und den Beitrag fürs Fitness-Studio (50 Euro)
- Gartenarbeit entspannt, trägt zum Stressabbau bei und wirkt sinnstiftend, spart dadurch die wöchentliche Therapiestunde (200 Euro) oder doch zumindest die Kosten für Sinnsuche-Literatur (20 Euro)
- Gemüsepflanzen gegen gefräßige Tauben und schleimige Schnecken zu verteidigen, erhöht die Fähigkeit sich bei den täglichen Büro-Machspielchen durchzusetzen, spart teures Karrierecoaching (100 Euro)
- zu warten bis ein winziger Samen zu einer erntereifen Gemüsepflanze herangewachsen ist macht demütig und erhöht die Wertschätzung von landwirtschaftlicher Arbeit, spart den Bauernverbänden die Kosten für Werbekampagnen (schwer zu beziffern)
- der Anbau samenfester Gemüsesorten hilft die Sortenvielfalt zu erhalten und verringert die Abhängigkeit von den großen Saatgutmonopolisten, unermesslicher Nutzen für Mensch, Tier und Umwelt
Fazit: Eigenes Gemüse anbauen lohnt sich. In jeder Hinsicht. Also, nicht mehr warten, ran an den Spaten 🙂
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