Teil vier meiner kleinen Serie über Gartengestaltung. Heute: Standortbedingungen erkennen, Lichtverhältnisse und Bodenbeschaffenheit.
In der letzten Folge ging es darum dem Garten eine Struktur zu geben und Gartenräume zu schaffen. Ich habe Euch durch die verschiedenen „Zimmer“ in unserem Garten geführt. In dieser Folge geht es um die passenden „Möbel“ ergo Pflanzen für diese Gartenräume.
Bevor Ihr in den Gartencenter fahrt und wild alles kauft was Euch gefällt, setzt Euch bitte erst mal einen Moment hin und überlegt, was Ihr den neuen Gartenbewohnern zu bieten habt.
Von wegen wild einkaufen, ich weiß wovon ich spreche 😉
(Eskalation im Gartencenter)
Die richtigen Pflanzen für deinen Standort finden
Jede Pflanze stellt besondere Ansprüche an ihren Standort. Erfüllt man sie, bedankt sie sich mit üppigem Wachstum und wunderschönen Blüten oder Früchten. Erfüllt man sie nicht, mickert sie unter Umständen vor sich hin. Wie im echten Leben gibt es Diven, denen man es fast nicht recht machen kann, und unkomplizierte Kumpeltypen, die sich überall zu Hause fühlen. Umgebe ich mich nur mit Kumpeltypen, fehlt mir die Herausforderung. Nur Diven sind mir zu anstrengend. Wenn Ihr Euch im Garten zu 80 Prozent mit Kumpeltypen und zu maximal 20 Prozent mit Diven umgebt, habt Ihr genügend Erfolgserlebnisse und schont Euren Geldbeutel (weil Ihr nicht ständig eingegangene Pflanzen nachkaufen müsst).
Darüber hinaus gibt es ein paar Anhaltspunkte wie Ihr Eure Standortbedingungen erkennen könnt und die Ihr bei der Auswahl der Pflanzen beachten solltet:
1. Bodenbeschaffenheit
Wie ist der Boden in Eurem Garten beschaffen? Ist er eher sandig oder lehmig? Ist es ein magerer oder fetter Boden? Wie steht es mit der Wasserspeichereigenschaft und den im Boden enthaltenen Nährstoffen?
Ihr könnt Euren Boden im Labor testen lassen. Zusammen mit den Testergebnissen bekommt Ihr dann auch Empfehlungen zur Verbesserung der Bodenqualität. Für einen ersten Anhaltspunkt reicht aber auch ein einfacher Test, den Ihr selbst durchführen könnt.
Einfacher Bodentest mit einem Einmachglas
Diese einfache Testmöglichkeit habe ich auf dem Facebook-Account Spriessbürger gefunden. Schaut gerne mal dort vorbei, es lohnt sich. Evelin hat immer sehr gute Garten-Tipps parat.
- ein grosses Einmachglas zur Hälfte mit Erde füllen
- so viel Wasser dazu geben, bis das Glas etwa zu drei Viertel voll ist
- den Glasinhalt mit einem Schuss Essig anreichern
- mit einem Löffel kräftig umrühren
- das Glas abrupt abstellen und einen Tag ruhig stehen lassen
Die verschiedenen Fraktionen von Sand, Schluff und Ton trennen sich nach einer Weile. Sand und Steine setzen sich innerhalb von einer Minute am Boden ab. Der Schluff braucht ein bisschen länger. Es dauert ein paar Stunden bis er sich absetzt. Ton bildet das Schlusslicht. Er setzt sich, trotz der Unterstützung durch Essig, erst nach einem Tag ab. Organische Bestandteile schwimmen an der Oberfläche oder liegen auf den Tonpartikeln.
Wenn das Wasser wieder klar ist, könnt Ihr an der Schichtdicke abschätzen, wie sich Euer Boden zusammensetzt. Reine Sandböden sind sehr mager, nährstoffarm und kaum in der Lage Wasser zu speichern. Schlecht in trockenen Sommern, wie im letzten Jahr. Je lehmiger der Boden ist ist, desto höher ist der Nährstoffanteil und die Wasserspeicherfähigkeit. Dafür ist der Boden sehr schwer und dicht und wenn es viel regnet bekommen die Pflanzen nasse Füße.
Beide Extreme lassen sich durch das Einarbeiten von organischem Material verbessern. Mulch und Kompost kann wahre Wunder wirken (hier erfahrt Ihr wie man einen Kompost richtig anlegt und hier könnt Ihr etwas über das richtige Mulchen lesen).
Zusammensetzung verschiedener Bodenarten:
- Sandboden (80% Sand, 20% Schluff, 20% Ton)
- Sandiger Lehm (65% Sand, 25% Schluff, 10% Ton)
- Lehmboden (40% Sand, 30% Schluff, 30% Ton)
- Schluffiger Lehm (20% Sand, 60% Schluff, 20% Ton)
- Toniger Lehm (20% Sand, 30% Schluff, 40% Ton)
- Tonboden (20% Sand, 20% Schluff, 60% Ton)
2. Lichtverhältnisse
Während Ihr an der Bodenqualität noch arbeiten könnt, müsst Ihr die Lichtverhältnisse in Eurem Garten meistens als gegeben hinnehmen. Außer Ihr greift zum Abrisshammer (wenn Gebäude für Schatten sorgen) oder zur Kettensäge (wenn ein großer Baum im Weg steht). Jede Pflanze braucht Licht. Meistens mehr als man so glauben mag. Aber es gibt auch eine Menge Pflanzen die mit schattigen Standorten gut zurecht kommen. Nicht mal auf Blüten muss man im Schatten ganz verzichten. Falls Ihr einen schattigen Balkon habt, findet ihr hier Tipps für Schattenpflanzen für Balkonkästen.
Die Stecker an den Pflanzen im Gartencenter helfen euch die Standortbedingungen der Pflanze zu erkennen. Falls Ihr Euch schon mal gefragt habt, was genau mit sonnig, halbschattig und schattig gemeint ist, an dieser Tabelle könnt Ihr Euch orientieren.
Was bedeutet die Angaben auf dem Pflanzetikett?
- Sonnig (mehr als 6 Sonnenstunden)
- Halbschattig (3 bis 6 Sonnenstunden)
- Schattig (weniger als 3 Sonnenstunden)
Schöne Pflanzkombinationen für halbschattige und schattige Standorte
Es gibt einige Pflanzen, welche die Standortbedingungen im halbschattigen Bereich gut vertragen. Im Frühjahr bilden das tränende Herz und das Kaukasus-Vergissmeinicht ein schönes Paar. Nicht im Bild zu erkennen sind die darüber schwebenden Blüten der Akeleien. Auch sie kommen an halbschattigen Standorten gut zurecht.
Im Bild daneben eine sehr edle Kombination. Schlangenbart und Schlüsselblumen. Für das schwarze Gras braucht man ein bisschen Geduld. Es wächst sehr langsam, aber es sieht einfach großartig aus in Kombination mit den leuchtend gelben Schlüsselblumen. Ich habe mich für eine Sorte mit dunklen Blütenblättern entschieden. Das sieht noch dramatischer aus.
Auch ein schönes Paar im Halbschatten: Funkien und Maiglöckchen. Direkt daneben wächst noch Waldmeister (nicht im Bild). Der blüht nicht nur schön, er duftet auch wahnsinnig gut. Funkien könnt Ihr auch im vollen Schatten pflanzen. Dann würde ich sie mit Farnen kombinieren. Ich bin ein großer Farn-Fan. Es gibt so viele verschiedene Sorten mit so tollen Blattstrukturen. Damit lassen sich wunderschöne, abwechslungsreiche Gartenbilder erzeugen.
Schöne Pflanzkombinationen für sonnige Standorte
An sonnigen Standorten habt Ihr die Qual der Wahl. Eine meiner Lieblingskombinationen: Lavendel und Schleierkraut. Ich bekomme sofort gute Laune, wenn ich die beiden zusammen sehe und ausserdem riecht es noch wahnsinnig gut, wenn man über den Lavendel streicht.
Rosen kombiniere ich am liebsten mit kriechender Katzenminze. Ein richtiger Hingucker vor unserem Garten, auf den wir oft angesprochen werden. Das coole daran – die Katzenminze vermehrt sich leicht und man kann immer einen Ableger verschenken.
3. Wettereinflüsse
Im ersten Jahr nach der Gartenübernahme habe ich im vorderen Gartenteil zwei Hortensien gepflanzt. Der Standort schien mir gut geeignet. Nicht zu sonnig, nicht zu schattig. Direkt im ersten Winter sind die Hortensien dann stark zurück gefroren. Zu spät gepflanzt dachte ich. Nicht richtig eingewurzelt. Das wird schon noch. Im zweiten Winter dann das gleiche Bild. Dabei wird es hier nicht einmal besonders kalt. Nach dem dritten Jahr habe ich dann eingesehen, dass ich die Standortbedingungen falsch eingeschätzt habe. Genau dort wo ich die Hortensien gepflanzt habe, wohl eine Kälteinsel ist. Kälteinseln erkennt man am besten beim ersten Frost. Schaut Euch genau an, an welchen Gartenstellen sich zuerst eine leichte Frostschicht auf den Blättern bildet. Dort besser keine frostempfindlichen Gewächse pflanzen. Die sind besser vor einer Wärme abstrahlenden Wand oder in einer windgeschützten Gartenecke aufgehoben.
Meine Hortensien sind inzwischen in unseren schattigen Stadtgarten umgezogen. dort wachsen sie geschützt hinter hohen Mauern und blühen zuverlässig jedes Jahr.
4. Nährstoffgehalt
Über unseren Boden können wir uns wirklich nicht beschweren. Guter Mutterboden, mit hohem Nährstoffgehalt, nicht zu sandig, nicht zu lehmig. Sobald ich ein Loch grabe schauen mich Regenwürmer freundlich an. Alles gut.
Eine schlechte Bodenqualität lässt sich nicht von heute auf morgen verbessern. Dünger wirkt nur vorübergehend. Das Einarbeiten von organischem Material durch Kompost wirkt langsamer, aber dafür langfristig. Schwere Böden könnte Ihr zumindest partiell mit Sand durchlässiger machen. Meinen empfindlichen Frittilaria Persica habe ich zum Beispiel ein dickes Fußbett auch Sand gegönnt, damit sie keine nassen Füße bekommen.
5. Wasserversorgung
Wie essentiell die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens ist, haben wir alle im letzten Jahr mehr oder weniger schmerzhaft erfahren. Ich bin selbst im gut eingewachsenen Staudengarten kaum mit dem Gießen nachgekommen. In diesem Jahr werden in Gartencentern vermehrt spezielle Sortimente für trockene Standorte angeboten. Zur Staude des Jahres wurde die trockenheitsresistente Distel gekürt. Eine sehr wertvolle Pflanze für Bienen und Insekten übrigens. Mangels Distel-Foto zeige ich hier stellvertretend eine Artischocke. Auch sie gehört zur großen Distel-Familie. Kleine Faustregel: je silbriger und behaarter die Blätter, desto eher ist die Pflanze für trockene Standorte geeignet.
Es macht auf jeden Fall Sinn bei der Pflanzenwahl die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens zu berücksichtigen. Das gilt natürlich nicht nur für trockene Standorte. Auch für sumpfige, feuchte Böden gibt es die passenden Pflanzen. Bei uns im Garten gibt es leider keinen feuchten Bachlauf. Den feuchtigkeitsliebenden Wasabi habe ich daher in einen Topf gepflanzt. Ein Wasserreservoir im Untersetzer sorgt für gleichbleibende Feuchtigkeit. Der Sumpfschachtelhalm fühlt sich in einer eingegrabenen und mit Wasser gefüllten Zinkwanne sehr wohl. So kann ich zumindest in kleinen Arealen optimale Bedingungen schaffen.
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