Teil drei meiner kleinen Serie über Gartengestaltung. Heute: Wie kriegt mein Garten Struktur?

Für mich ist mein Garten ein erweiterter Wohnraum. Ein extra Zimmer, mehrere extra Zimmer sogar. Eine komplette kleine Sommerwohnung. Mit Eingangsbereich, guter Stube, Küche, Schlafzimmer und Vorratsraum. Und damit im Garten dieses Wohnungsgefühl entsteht, muss man ihn – wie eine Wohnung – in mehrere Gartenräume unterteilen.

Wie lege ich verschiedene Gartenräume an? Wie bekommt mein Garten Struktur? Welche Gestaltungselemente eignen sich, um dem Garten Struktur zu verleihen?

Gartenräume gestalten

Wie gestaltet man Gartenräume und verleiht dem Garten damit Struktur? Ich habe mich dafür einfach Stück für Stück durch den Garten gearbeitet. Dabei musste ich nicht bei Null anfangen, denn einige strukturgebende Elemente waren bereits vorhanden.

Gartenstruktur auf dem Papier planen

selbst gezeichneter Gartenplan

Es ist nie verkehrt seine Ideen erst einmal auf einem Stück Papier festzuhalten und einen Gartenplan zu erstellen. Die grau eingezeichneten Elemente waren bereits im Garten vorhanden. Die grünen und bunten Elemente sind neu dazu gekommen. Sie verändern die alte Gartenstruktur und strukturierten den Garten neu. Schauen wir uns das mal näher an.

Der Garten von außen

Viele Gartenbesitzer verbergen Ihren Garten vor den Blicken von Passanten mit einer hohen Hecke oder mit einem hohen blickdichten Zaun. Ich finde das ziemlich schade. Es ist vergleichbar mit einem Haus, bei dem Tag und Nacht die Rollläden heruntergelassen sind. Ich mag beim Spazieren lieber auf bunte Beete als auf abweisende Hecken schauen. Deshalb begrüßt mein Garten seine Besucher bereits vor dem Zaun mit einer kniehohen Rosenhecke. Ich habe dafür mehrfach blühende, sehr widerstandsfähige Buschrosen ausgesucht. Die verkraften es auch, wenn mal ein ungezogener Hund sein Beinchen daran hebt. Unterpflanzt sind sie mit kriechender Katzenminze. Die blüht nicht nur ausdauernd, sondern zieht auch Insekten magisch an und unterdrückt aufkommendes Unkraut zuverlässig.

Gewächshaus aus alten Fenstern als Hingucker im Vorgarten

Mit Gartenwegen Gartenstruktur festlegen

Gartenwege erfüllen im Garten eine ähnliche Aufgabe wie ein Hausflur in der Wohnung. Sie verbinden die verschiedenen Gartenräume miteinander. In der Wohnung ist der Flur oft dunkel, lang und eng. Im Garten gibt es zwei Varianten. Variante A führt stur geradeaus von einem Gartenende ans andere (nix wie durch hier). Variante B mäandert sinnfrei geschwungen durch den Garten (huch, wo bin ich hier).

In unserem Garten überwog Variante A. Ein Weg aus Waschbetonplatten führte relativ gerade vom Garteneingang bis zum Gartenende. Der Weg hat den Garten quasi in zwei Hälften geschnitten. Anfangs wollten wir ihn komplett entfernen und einen neuen Weg nach unseren Vorstellungen anlegen. Aber das war uns letztlich zu teuer und zu aufwendig. Die Platten lagen nicht einfach nur in einem Sandbett. Sie waren zusammen mit einer Lage Ziegelsteinen festbetoniert.

Unsere Lösung: die vorhandene Garten-Struktur wurde durch verschiedene Kreiselemente aufgelockert und nur ein kleiner Teil der alten Waschbetonplatten wurde entfernt. Zusätzlich haben wir im vorderen Gartenteil Variante B eingebaut – einen kleinen mäandernden Weg aus Natursteinen. Im hinteren Gartenteil geht es dagegen eher formal zu. Vier große Gemüsebeete werden von schmalen Wegen aus Natursteinen eingefasst. Den alten Waschbetonweg nehmen sie in ihre Mitte.

Wege bringen Struktur in den Garten. wir verwenden gerne Natursteine zur Gestaltung.
Gemüsebeete haben in unserem Garten ein klassische rechteckige Struktur.

Ein Gartenzimmer zum Vorzeigen – der Blumensalon

Zurück zu den einzelnen Gartenzimmern. In der Wohnung werden Besucher in der Regel zuerst in die gute Stube, in das Wohnzimmer geführt. Das ist in unserem Garten nicht anders. Direkt nachdem man den Garten durch einen Rosenbogen betreten hat, steht man im sogenannten Blumensalon. Unzählige blühende Stauden und einjährige Sommerblumen sollen direkt die richtige Stimmung schaffen und – ja, ich gebe es zu – den Besucher ein bisschen blenden. Ihn für den Garten einnehmen.

Frei nach Peter Fox:

… zeig mir dein Gepäck
(Garten) komm schüttel Bug und Heck
(Beet) dein Tisch ist gut gedeckt
Schüttel deinen Speck, schüttel deinen Speck

Verschiedene Gartenzimmer anlegen, im Eingangsbereich gehts bunt und wild zu.
Sommerblumen bringen schnell Farbe in den Garten

Um das Staudenbeet interessanter zu gestalten, die Blicke länger festzuhalten,  habe ich es noch einmal durch große kreisförmige Elemente strukturiert. Auf der linken Seite lenkt ein ca. 50 Zentimeter hohes Rundbeet aus alten Ziegelsteinen die Blicke auf sich.  Rechts vom Weg bietet eine üppig bewachsene Kräuterspirale Gesprächsstoff. Im Sommer gehen diese Elemente ein bisschen im wuchernden Bewuchs unter. Aber im Winter zeigen sie ihre ganze gestalterische Qualität und verleihen dem Garten Struktur.

Runde Elemente strukturieren einzelne Bereich in unserem Garten
Runde Elemente strukturieren einzelne Bereich in unserem Garten

Durchblicke geschickt verwehren

Unser Garten ist von einem öffentlichen Weg aus gut einsehbar. Man kann ungeniert in unsere gute Stube blicken. Wie in einer holländischen Wohnung verzichten wir auf blickdichte Vorhänge in Form von Hecken oder Bretterzäunen. Auf dem Präsentierteller sitzen wir trotzdem nicht. Dafür sorgt auf der rechten Gartenseite unser Gewächshaus und auf der linken Gartenseite ein lebendiger Sichtschutz aus einer Brombeerhecke und einer rankenden Mini-Kiwi. Die Hecke ist dicht genug, dass niemand hereinschauen kann. Dank zweier Durchgänge können wir aber dennoch bequem herausschauen.

Rankgitter mit Brombeeren
Kiwi-Blüte

Wenn wir Lust auf Gespräche haben sitzen wir vor der Hecke unterm Birnbaum. Wollen wir für uns sein verziehen wir uns hinter die Hecke unter den Apfelbaum. Die Hecke strukturiert den Garten in einen öffentlichen und in einen privaten Gartenraum. Wobei im Sommer verschwinden wir selbst unter dem Birnbaum hinter den blühenden Stauden des Blumensalons. Viele Spaziergänger betrachten fasziniert die bunte Pracht und bemerken uns dabei gar nicht.

Gartenküche mit Küchengarten

Hinter der Gartenlaube geht es zu unserer Gartenküche. Sie besteht im Prinzip nur aus einer Spüle und einem daneben gestellten Tisch. Dazu kommt ein Gasherd mit vier Platten in der Laube. Die dazugehörige Terrasse haben wir stark verkleinert. Wir sitzen lieber unter dem Apfelbaum auf weichem Rindenmulch.

Durch einen Rosenbogen gelangt man von hier in den formal angelegten Gemüsegarten, der den ganzen hinteren Gartenteil einnimmt. Ein echter Luxus. Welche Wohnung hat denn heute noch so einen großen Vorratsraum?

Kleine Outdoorspüle mit Rankgitter
Kleine Sitzgruppe unter Apfelbaum
Rankgitter als Struktur-Element im Garten
Mit Hochbeeten dem Garten Struktur verleihen

Blickpunkte schaffen

Ganz wichtig für eine gute Gartenstruktur sind aus meiner Sicht Sitzplätze. Ich verstreue sie gerne im ganzen Garten, überall da, wo es etwas zu sehen gibt. Bei uns gibt es Sitzplätze für jede Tageszeit. Wir frühstücken in der ersten Morgensonne. Sitzen Mittags, wenn die Sonne vom Himmel knallt im Schatten unterm Apfelbaum. Feiern Feste an einer langen Tafel auf dem Rasen. Genießen die letzten Strahlen der Abendsonne unterm Birnbaum. Außer der selbst gebauten Palettenlounge sind alle unsere Sitzmöbel leicht und schnell an einen anderen Platz gestellt.

Mehrere Sitzplätze im Garten verteilen
Mit Sitzmöbeln Gartenräume schaffen
Biertisch als Gestaltungselement
Kleine Sitzgruppe im Garten
Sitzplätze im Garten

Verborgene Gartenräume

Nicht jeder Gartenraum muss für Besucher einsehbar sein. Einige will nicht einmal ich dauernd im Blick haben. Dazu gehört das unverzichtbare Rückgrat des Gartens, die Kompostanlage und der dringend benötigte Regenwassertank.  Der Kompost versteckt sich ganz am Ende des Gartens hinter den Gemüsebeeten und ist dennoch über den Gartenweg gut zugänglich und in die Gartenstruktur integriert. Der Regenwassertank lehnt sich an die Mirabelle hinter der Laube. Der wilde Wein und eine wunderschöne weiße Apfelrose haben ihn fast überwuchert. Das ist auch gut so, denn der ist wirklich keine Schönheit. Über die Terrasse kann ich ihn gut erreichen. Dort stehen auch die Pflanzen mit dem größten Wasserbedarf.

Bleibt als letztes Gartenzimmer noch das Schlafzimmer. Das tritt bei uns nur bei Bedarf in Erscheinung. Wenn wir müde sind von der ganzen Gartenarbeit, spannen wir, vor neugierigen Blicken gut verborgen, unter den schützenden Blättern des Apfel- und des Kirschbaum einfach unsere Hängematte auf. So einfach lässt sich manchmal ein Gartenzimmer gestalten.

Hängematte im Garten

Kreise als Gestaltungselement

Ich stehe total auf Kreise. Ich glaube von Kreisen geht eine besondere Kraft aus. Deshalb sind sie auch ein wichtiges Gestaltungselement in meinem Garten. Auf dem Übersichtsplan erkennt man gut, wie verschieden große Kreise dazu beitragen dem Garten Struktur zu verleihen. Wie sie auch rechteckige Elemente einbinden und zusammenhalten. Einen Übergang schaffen zwischen dem wilden Stauden- und Blumenbeet hin zu dem mehr formalen Gemüsegarten. Ein Baum wirkt für mich noch einmal so schön, wenn er von einem Rasen- oder einem Mulchkreis umgeben wird. Kräuter wachsen auf einer Kräuterspirale besonders gut. Und ein gemauertes Rundbeet zieht auch ohne Bepflanzung viele Blicke auf sich.

Baumkreis mit Rindenmulch
Rindenmulch in Baumkreis verteilen
Rindenmulch in Baumkreis verteilen

Garten Struktur im Winter

Im Winter zeigen die Kreiselemente dann was wirklich in ihnen steckt. Wenn alle Blumen verblüht sind, die meisten Farben aus dem Garten verschwunden sind sorgen sie immer noch für Struktur im Garten. Sie halten den Garten zusammen bis zum Frühling. Bis alles wieder grünt und blüht.

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