Immer wenn ich bei einem Spaziergang an Pferdeäpfeln vorbeikomme, kann ich den Impuls sie mitzunehmen nur schwer unterdrücken. In den braunen Kugeln steckt die optimale Nährstoff-Kombination für mein Gemüse und für meine Rosen. Stickstoff, Phosphat und Kalium zu gleichen Teilen und jede Menge organische Substanz für ein gesundes Bodenleben. Leider habe ich selten eine Plastiktüte und eine Schaufel dabei, wenn ich spazieren gehe. Dafür aber meistens meinen Mann – und der findet die Vorstellung Pferdeäpfel aufzulesen echt verrückt. Auch meine Überredungsversuche, einen Kofferraum voller Pferdemist vom Reitstall zu holen, werden immer abgeschmettert. Echt schade, weil gut getrocknet oder kompostiert geben Pferdeäpfel wirklich einen hervorragenden Dünger ab.
Daher war meine Freude groß, als mich diese Anfrage erreichte:
Hätten Sie Lust ein neuartiges Produkt, den Naturen Bio Pferdedung, einmal zu testen?
Klar habe ich Lust. Pferdeäpfel frei Haus. Geruchsneutral verpackt. Getrocknet und pelletiert. Gebrauchsfertig. Und genau zum richtigen Zeitpunkt. Gemüse, Tomaten und Rosen können eine Extra-Portion Dünger gerade gut vertragen. Wenige Tage später klingelt der Postbote und guckt recht unglücklich. Er habe eine halbe Palette für mich. Die sei aber zu schwer für ihn alleine. Und an meine Muskelkraft scheint er nicht recht zu glauben. Von der Transportverpackung befreit haben wir es dann aber doch geschafft, die Säcke einzeln aus dem Postauto zu laden. Da standen sie – drei große Säcke mit getrockneten und pelletierten Pferdeäpfeln. So schwer wie ein Zementsack nur etwas größer. Irgendwie ist es mir gelungen einen davon auf den Gepäckträger meines Fahrrads zu schnallen und damit in den Garten zu fahren.
Beim Öffnen entströmt dem Sack ein dezenter Geruch nach Pferdestall. Uih, denke ich, was wird der Mann wohl dazu sagen. Ich hatte ihm absolute Geruchsfreiheit versprochen. Das war wohl übertrieben. Also mir macht das nichts (obwohl ich nie ein Pferdemädchen war und Pferdestärken mich nur interessieren wenn sie zwei Reifen haben). Und überhaupt will ich jetzt erstmal wissen wie man den Pferdedung anwendet.
Laut Packungsanweisung benötigt man für Neuanpflanzungen 200 Gramm pro Quadratmeter. Für bereits bestehende Pflanzungen darf es ein bisschen weniger sein. Hier werden 100-200 Gramm pro Quadratmeter empfohlen. Die Pellets sollen ausgestreut und mit einer Hacke ca. fünf Zentimeter tief eingearbeitet werden. Danach gründlich gießen. Das war’s auch schon. Ein Dosierbecher liegt nicht bei. Ich helfe mir in solchen Fällen mit einer Waage, einem Plastiktopf und einem Filzstift. Die 200 Gramm passen genau in einen meiner quadratischen 9er Pflanztöpfe.
Ich will zuerst nur die Pflanzen in den Töpfen mit dem Pferdedung versorgen. Sie stehen zum Teil in gebrauchter Blumenerde vom letzten Jahr. Bei den großen Töpfen tausche ich immer nur einen Teil der Erde aus, deshalb sind hier ein paar frische Nährstoffe bestimmt willkommen. Außerdem verbessert Pferdedung die Wasserspeicherfähigkeit von Erde. Das ist bei Topfpflanzen natürlich besonders hilfreich.
Mein Tipp: alte ausgelaugte Topferde vor der Wiederverwendung gründlich mit 10-20 Prozent Pferdedung Pellets vermischen. Das füllt den Nährstoffspeicher der Erde auf und sorgt für eine gute Wasserbindung.
In meinen Töpfen wachsen Tomaten (der Platz im Tomatenhaus reicht nie aus), Peperoni, Auberginen, Paprika, Gurken, Tamarillos (zum ersten Mal) und viele Kräuter. Mit der Dosierungsanleitung kann ich dabei nicht so viel anfangen. Ich streue also einfach frei Schnauze eine Handvoll Pellets (je nach Größe weniger oder mehr) in die Töpfe und arbeite sie ein wenig ein. In einigen (Kräuter)Töpfen ist die Erde so stark durchwurzelt, dass das gar nicht geht. Die sollte ich wohl mal wieder umpflanzen. Danach gieße ich alle Töpfe durchdringend. Die Pellets, die noch auf der Erde liegen quellen nach kurzer Zeit auf und zerfallen. Dabei, das muss man ehrlich sagen, intensiviert sich der dezente Geruch nach Pferdestall dann doch deutlich.
Leider ist genau das der Zeitpunkt zu dem auch der (nicht gerade Pferdedung affine) Mann den Garten betritt. Er setzt sich auf unsere mit Töpfen gesäumte Palettenlounge, atmet tief aus (die Büroluft) und ebenso tief ein (den Pferdeduft).
Wo Pferdeäpfel drin sind riecht es halt auch nach Pferd
Er nimmt es gelassen, trinkt mit mir einen frischen Minztee und hofft wie ich auf eine fette Ernte dank bester, biologisch einwandfreier Nährstoffversorgung.
PS: Nach zwei Tagen war der Geruch endgültig verflogen. Jetzt bin ich sehr gespannt wie die Pflanzen sich in den nächsten Wochen entwickeln.
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