Zurzeit ist es recht ruhig in dem kleinen Horrorgarten. Zum einen, weil die Gärtnerin furchtbar beschäftigt ist und zum anderen, weil der Garten gerade im Winterschlaf liegt. Deshalb freue ich mich ganz besonders über diesen schönen Gastbeitrag von Lilli. Lilli Straub plant Privatgärten, zeigt auf lilli-straub.com wie ein echter Traumgarten entsteht und gibt Gartenbesitzern Tipps zu Pflanzen und Gartenpflege.

Nutzgarten oder ein Zimmer im Grünen? Seit „urban gardening“ und „grow your own“ die Welt der Hobbygärtner erobert haben, ist  Gemüse im eigenen Garten ja fast ein Muss. Und das ist toll. Denn frisches Gemüse bereichert nicht nur unsere Küche, es bringt uns auch Glück.

It’s difficult to think anything but pleasant thoughts while eating a home grown tomato.
(Lewis Grizzard)

Recht hat er, der Mann.

Nur was passiert, wenn die Tomaten abgeerntet sind und das Beet leer ist? Wer möchte auf seiner Terrasse denn vor einem leeren Beet sitzen? Oder beim Grillen mit Freunden auf ein Häufchen Erde schauen, weil der Salat längst bei einem leckeren Familienessen verputzt wurde?

In einem großen Garten ist das kein Problem. Dort ist das Gemüsebeet einfach so weit von der Terrasse entfernt, dass es gar nicht weiter auffällt, wenn ein Beet leer ist. Und um die Terrasse herum blüht und grünt es.

Was aber tun, wenn der Stadtgarten nur 100m² oder noch weniger hat?

Ich zeige Euch gerne wie man beides haben kann. Einen schönen Garten und frische Vitamine Marke „grow your own“.

Dafür brauchen wir zu allererst eine Grundstruktur. Einen Plan wie der Garten aussehen soll. Wo Beete sind, wo der Sitzplatz ist, wo Rasen ist, wo die Wege sind usw.

Das Wichtigste dabei ist, sich zu fragen wie sieht mein Garten vor und nach der Gemüsesaison aus? Selbst wenn man den Garten im Winter nur vom Fenster aus sieht. Wir wollen doch jeden Tag Freude daran haben!

plan küchengarten

Wir erinnern uns, wir wollten frisches Gemüse UND einen schönen Garten.

Der Trick dabei ist, Strukturen zu schaffen die immer da sind. Das können immergrüne Pflanzen als Einfassung der Beete sein. Oder Hochbeete oder aber Accessoires, wie z.B. schöne Rankhilfen.

Hübsche Beeteinfassungen aus Weiden, oder Hochbeete aus Naturstein und Holz machen aus dem Garten auch dann ein Highlight wenn die Pflanzen größtenteils abgeerntet sind. Weil der Garten nie leer ist, er bietet immer einen Hingucker. Das wussten die Menschen schon früher und haben deshalb die klassischen Bauerngärten angelegt.

Die nächste Frage, die wir uns stellen sollten ist: welches Gemüse ist denn in einem kleinen Garten sinnvoll?

In einem 100 m² Garten einen Kartoffelacker und dann noch einen schönen Ziergarten zu haben ist schwierig. Zumindest wenn man nicht auf Diät ist und vorhat mehr als 10 Kartoffeln im nächsten Jahr zu essen :-).

Natürlich geht es im Hausgarten nicht darum einen möglichst großen Ertrag zu schaffen. Aber wenn man viel Mühe und Schweiß in den Anbau des Gemüses investiert hat dann sollte auch was dabei rum kommen. Sonst macht die ganze Sache keinen Spaß.

Deshalb gilt: je kleiner der Garten desto wichtiger die richtige Auswahl der Pflanzen.

Am besten länger tragendes Obst und Gemüse wie z.B. Himbeeren, Tomaten, Pflücksalat wählen, das kann man fortwährend ernten. Gut geeignet ist auch Platz sparendes Obst und Gemüse, das  auch im Topf wächst, wie z.B. Radieschen, Gurken, kleine Tomaten, Chili, Knoblauch. Anja hat dazu einen Artikel geschrieben, der das „Wie“ und „Was“ perfekt erklärt.

Gemüse mit schönem Blattwerk kommt auch immer gut. Ich setze z.B. in die Lücken im Staudenbeet gerne Karotten. Mit ihrem grünen Kraut sehen sie hübsch aus und sie brauchen wenig Nährstoffe. Wenn man alle paar Wochen Karotten sät, hat man immer welche zum Ernten. Auch hübsch anzusehen sind Rote Beete, Kräuter, Artischocken und Mangold.

Im Halbschatten ist  Rhabarber wunderbar als Füllstaude geeignet. Bärlauch ergänzt schattige Bereiche als Frühblüher,  Zitronenmelisse  sonnige bis halbschattige Beete im Sommer. Aber Achtung: die richtige Minze lieber nicht im Garten aussäen sondern im Topf. Sonst haben Sie bald nur noch Minze im Garten.

Wenn Ihr ein neues Beet anlegt, macht Euch besser vorher Gedanken über die Pflanzen und plant gründlich. Stellt Euch dazu folgende Fragen:

Ideal ist es, wenn im Beet alles vorhanden ist. Hohe Pflanzen, niedrige Pflanzen. Füllstauden und Einzelgänger. Und wenn das Beet nie leer aussieht.

Pflaumen
Feuerbohnen

Ein Beispiel für einen normalen Gartenboden:

Erbsen oder Bohnen an Rankgerüsten. Pflücksalat und Strauchbasilikum flächig ansäen. Als hohes Highlight im Frühjahr Zierlauch, im Sommer und Herbst Cosmea (Schmuckkörbchen). Eine Einfassung kann z.B. das Hornveilchen sein, das ist sogar essbar wenn es aus biologischer Anzucht stammt.

Oder für einen trockenen sonnigen Standort:

Lavendel, Rosmarin, Salbei sind wunderbare Partner. Kommen im Frühjahr Küchenschellen (Pulsatilla) und im Herbst Astern (Aster ageratoides) dazu, ist das Beet die ganze Saison ein Highlight im Garten.

Sogar der Sichtschutz kann essbar sein: Für Stellen an denen man nur im Sommer einen Sichtschutz will eignen sich Stangenbohnen oder Kapuzinerkresse. Wollt Ihr auch im Frühjahr und Herbst einen Sichtschutz, sind Spalierobst oder Trauben besser geeignet.

Fazit: Eigenes Gemüse kann den Ziergarten noch schöner machen.

Im Gemüsegarten muss nicht nur das Gemüse geplant werden, sondern auch die Struktur des Gartens, damit der Garten das ganze Jahr über gut aussieht. Auch für den Gemüsegarten ist die Gartenplanung die Voraussetzung für ein tolles Ergebnis.

Bei der Wahl der einzelnen Pflanzen im Beet ist wichtig was gut schmeckt. Aber auch was wann blüht oder abgeerntet ist. Dann wird aus dem Gemüsegarten auch ein richtig schöner Garten.

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