Ich ziehe einen großen Teil meiner Gemüsepflanzen und einjährigen Sommerblumen in einem Gewächshaus auf der Fensterbank selbst vor. Im Laufe der Jahre habe ich dabei die verschiedensten Anzuchttöpfe verwendet. Nicht alle waren für alle Pflanzen gleich gut geeignet. Jede Gemüsesorte hat andere Ansprüche, die davon abhängen wie lange sie in dem Anzuchttopf verbleibt und ob sie eher zu den Flach- oder zu den Tiefwurzlern gehört. Der Topf muss genügend Raum für die Wurzeln bieten und er darf nicht verrotten bevor die Pflanze ins Beet umziehen kann.

Anzuchttöpfe aus Recycling Material selbst machen. Alles was ihr dafür braucht habt ihr zuhause. DIY Anzuchttöpfe sind nachhaltig, kostenlos + kompostierbar
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Was alle meine Anzuchttöpfe gemeinsam haben – sie sind aus Recycling Material selbst gemacht. Alles was ich dafür brauche habe ich zu Hause. Die selbst gemachten Anzuchttöpfe sind nachhaltig, kostenlos und kompostierbar. Ganz am Anfang meiner Zeit als Gärtnerin, habe ich noch Torfquelltöpfe gekauft. Die kommen mir aber schon lange nicht mehr ins Haus. Ich gärtnere torffrei, der Umwelt zuliebe :-). Alternativ dazu habe ich mit Kokosquelltöpfen experimentiert. Aber mal abgesehen davon, dass ich mit den Anzuchterfolgen nicht sehr zufrieden war (die Töpfe trocken schnell aus und sind stark aufgedüngt), wachsen Kokospalmen nicht gerade um die Ecke.

Torfquelltöpfe mit Keimlingen im Gewächshaus

Anzuchttöpfe aus Recycling Material

Wenn Ihr Euch einmal in Eurem Haushalt umschaut, findet Ihr schnell eine Menge Dinge, die Ihr für die Herstellung von Anzuchttöpfen verwenden könnt. Leere Tetra-Packs, Eierkartons, Klopapierrollen, Zeitungspapier, pfandfreie PET-Flaschen und wahrscheinlich auch Plastikbehälter aus dem Supermarkt in denen Ihr Obst und Gemüse nach Hause getragen habt. Bevor das alles im Mülleimer landet, darf es eine zweite Karriere in der grünen Branche starten.

Mit ein paar Handgriffen werden aus Abfallprodukten Zero-waste Anzuchttöpfe.

Aber welche Gemüsesorte wächst am liebsten in welchem Topf?

Ich habe das für Euch ausprobiert.

Anzuchtstation im Gewächshaus

Salat vorziehen in Eierkartons

Eierkartons sind in der Regel aus recyceltem Papier gefertigt, haben also bereits ein zweites Leben. Als Anzuchttöpfe drehen sie bei mir noch eine Runde bevor sie in die ewigen Jagdgründe eingehen. Eierkartons sind prima dazu geeignet, Salate darin vorzuziehen.

Salat vorziehen in Eierkartons
Salat vorziehen in Eierkartons

Warum ausgerechnet Salate? Salatsamen keimen und wachsen schnell. Nach rund vier Wochen können die Jungpflanzen schon ins Beet umziehen. Die Mulden im Eierkarton sind nicht sehr groß. Da ist nicht viel Platz für Wurzeln und allzu lange hält das Material auch nicht der feuchten Erde stand. Die schnellen Salatsamen und die kleinen Eierkartonmulden sind von daher ein perfektes Paar. Ihr müsst sie auch beim Umzug ins Gemüsebeet nicht trennen. Die einzelnen Mulden lassen sich einfach teilen. Sie werden zusammen mit den jungen Salatpflanzen einfach eingepflanzt. Bis Ihr den Salat erntet ist das meiste davon schon verschwunden. Würmer lieben Eierkartons, sie lassen Euch dafür feinsten Wurmhumus da. Kreislauf geschlossen, Abfall vermieden. Und wenn Ihr alle zwei Wochen einen Eierkarton mit Salatsamen füllt, geht Euch der Salat auch nie aus (mehr dazu in meinem rund ums Jahr Salat-Anbauplan).

Klopapierrollen für Tiefwurzler

Sonnenblumen, Duftwicken und – wenn es im Februar draußen noch sehr kalt ist auch Dicke Bohnen – ziehe ich in Klopapierrollen vor. Warum mache ich das? Klopapierrollen sind tief genug für deren lange Pfahlwurzeln.

Ich fülle die Klopapierrollen einfach mit torffreier Anzuchterde (gut andrücken) und stelle sie eng nebeneinander in ein höheres Kästchen. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr vorher ca. zwei Zentimeter Blähton oder feinen Kies in das Kästchen füllen. Das verhindert nasse Füße und gibt den Wurzeln, falls der Umzug ins Beet sich verzögert, noch mehr Raum. Ich habe ein paar mal versucht Sonnenblumen direkt zu säen. Bei mir fallen sie immer den Schnecken zum Opfer. Die vorgezogenen Pflänzchen haben eine deutlich höhere Überlebenschance. Ach ja, auch die Klopapierrollen werden einfach mit eingepflanzt. Damit es den Würmern nicht langweilig wird.

Klopapierrollen als Anzuchttöpfe für Tiefwurzler
Klopapierrollen als Anzuchttöpfe für Tiefwurzler

Nicht umsonst, aber eine großartige und wiederverwendbare Alternative für Tiefwurzler sind die sogenannten Root-Trainer. Ich nutze sie inzwischen sehr gerne für meine Duftwicken.

Angebot
Haxnicks RT230101 Maxi Root Sneaker, 40 Zellen, schwarz
  • Geeignet für breitblättrige Bäume
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  • Qualitätsprodukt von Haxnicks
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Anzuchttöpfe aus Zeitungspapier

Das Prinzip ist einfach: ein Blatt Zeitungspapier wird gefaltet und um ein zylindrisches Gefäß gerollt. Ich bin nach diversen Versuchen mit Kerzen, Weck- und anderen Gläsern  – wie kann es anders sein – beim klassischen Kölschglas gelandet. Die Proportionen sind optimal. Es lässt sich gut rollen und am Ende sogar füllen. Weshalb der Mann, während ich fleißig rolle, schon mal das Kölsch kalt stellt. Auch eine Art der Arbeitsteilung 😉

Trotzdem kann ich die Variante aus Zeitungspapier nur bedingt empfehlen. Während die Töpfe aus Klopapierrollen relativ lange stabil bleiben, weichen Anzuchttöpfe aus Zeitungspapier schnell auf. Mir sind die Töpfe auch schon mal verschimmelt 🙁 Verwenden würde ich sie nur noch für schnelle Saaten und dafür sind sie eigentlich zu tief. Ihr könnt natürlich auch niedrige Töpfe daraus rollen, wenn Ihr die Zeitung vorher entsprechend faltet oder durchschneidet. Es gibt sogar Anleitungen für rechteckig gefaltete Töpfe aus Zeitungspapier. Dafür fehlt mir allerdings das Origami-Gen oder ganz einfach die Geduld.

Anzuchttöpfe aus Zeitungspapier selbst machen
Anzuchttöpfe aus Recycling Material selbst machen. Alles was ihr dafür braucht habt ihr zuhause. DIY Anzuchttöpfe sind nachhaltig, kostenlos + kompostierbar

DIY Anzuchttöpfe aus der Presse

Diese Anzuchttöpfe kommen völlig ohne Topf aus. Sie bestehen zu einhundert Prozent aus Aussaaterde. Die Herstellung geht schnell und ist kinderleicht:

  1. Anzuchterde etwas anfeuchten, damit sie gut zusammenhält.
  2. Erde in Presse füllen, durch pressen anständig verdichten.
  3. Fertiges Erdtöpfchen vorsichtig aus der Presse drücken.
  4. An der Oberseite ist bereits eine Vertiefung für das Saatkorn vorhanden.

Wenn die Töpfe nicht gut zusammenhalten müsst Ihr die Erde etwas stärker anfeuchten. Man bekommt das sehr schnell heraus. Die Töpfe müssen nicht angegossen werden. Die Feuchtigkeit in der Erde reicht aus damit die Samen keimen. Später werden sie mit einem Wassersprüher oder einer feinen Anzuchtbrause feucht gehalten. Durch die Wurzeln ist der Erdballen kurz vorm Umzug ins Beet sehr kompakt und bröselt nicht. Im Beet wachsen die Pflanzen ungestört weiter, da es keine störende Barriere gibt, die sie zunächst durchdringen müssen. Ich bin wirklich sehr begeistert von dieser Methode. Die Presse habe ich schon seit Jahren. Sie war nicht teuer und sie funktioniert immer noch einwandfrei. Auch gut: die quadratischen Presstöpfe lassen sich sehr platzsparend in rechteckigen Schalen anordnen.

Anzuchttöpfe aus der Erd-Presse

Erdpresse kaufen

Die Erdpresse aus Kunstoff habe ich mal geschenkt bekommen. Sie ist erstaunlich haltbar, aber es gibt auch die Luxusvariante aus Metall, sogar in verschiedenen Größen. Vorteil der Metallpresse ist natürlich auch, dass ihr mehrere Töpfe auf einmal pressen könnt. Ich verlinke euch hier eine Presse die 5,1 cm große Erdtöpfchen presst. Das ist eine gute Größe für die meisten Gemüsesorten.

Erdpresse aus Metall
Langlebig und umweltfreundlich – aus hochwertigem verzinktem Stahl.

Tetra-Packs für Tomaten, Auberginen und Chili

Tetra-Packs vereinen mehrere Vorteile in sich. Sie sind wasserdicht, stabil und groß. Das ist wichtig bei Pflanzen, die lange darin verweilen müssen. Tomaten, Auberginen und Chili werden früh vorgezogen, dürfen aber erst nach den Eisheiligen nach draußen umziehen. Entweder muss man sie nach ein paar Wochen in einen größeren Topf umsetzen oder man sät direkt in einen entsprechend großen Topf.

Dazu verrate ich Euch einen kleinen Trick: ich fülle den Tetra-Pack zu zwei Dritteln mit nährstoffreicher Gemüseerde, für das obere Drittel verwende ich nährstoffarme Anzuchterde. So entwickeln die Pflanzen am Anfang viele kräftige Wurzeln und sind später gut mit Nährstoffen versorgt. Denkt daran die Tetra-Packs an der Unterseite mit Löchern zu versehen. Ins Beet dürfen die Tetra-Packs natürlich nicht mit einziehen. Das ist mit ein Grund warum ich inzwischen völlig auf sie verzichte. Mein Vorrat an passenden wiederverwendbaren Töpfen ist über die Jahre so sehr angewachsen, dass sich mein Bedarf damit leicht decken lässt. Noch ein Nachteil von Terra-Packs fällt mir ein: Ihr spart zwar das Umtopfen, braucht aber schon recht früh im Jahr viel Platz für die Aussaat.

Anzuchttöpfe aus Terra-Packs für Tomaten, Chili, Auberginen
Anzuchttöpfe aus Terra-Packs für Tomaten, Chili, Auberginen

Plastikbehälter für die Aussaat winziger Samen

Heute liegt ja fast alles was man an Obst und Gemüse kauft in einem Plastikbehälter. Leider vor allem dann, wenn man Bioprodukte im Supermarkt einkauft. Die sollen sich nicht mit konventionellem Gemüse vermischen und werden daher Quarantänemäßig eingepackt. Ich kaufe wann immer möglich unverpacktes Obst und Gemüse. Trotzdem sammeln sich im Laufe der Zeit eine Menge Plastikbehälter bei uns an. Während des Sommers verwende ich sie gerne um frisch geerntete Himbeeren, Erdbeeren und Johannisbeeren nach Hause zu transportieren. Am Anfang der Saison verwende ich ein paar davon als Aussaat-Behälter.

Einige Blumensorten haben winzig kleine Samen. So klein, dass man um das spätere Pikieren einfach nicht herum kommt. Ich denke da an Tagetes, Hornveilchen, Akeleien oder Fingerhut. Sie werden in Aussaat-Schalen gesät und sobald die ersten richtigen Blätter erscheinen in Töpfe pikiert. Die Plastikbehälter sind bestens als Anzucht-Schale geeignet. Sie haben kleine Löcher an der Unterseite und meist auch einen Deckel mit Löchern. Bei geschlossenem Deckel herrscht bestes Keimklima. Nachdem die Samen gekeimt sind (spätestens jedenfalls wenn sie oben anstoßen) muss der Deckel abgenommen werden.

Recycling Plastikbehälter als Anzuchttöpfe für kleine Samen

Recycling-Anzuchttöpfe mit Wasserspeicher

Aus pfandfreien PET-Flaschen lassen sich ganz einfach Anzuchttöpfe mit eingebautem Wasserspeiche herstellen. Ich verwende sie allerdings eher für die Vermehrung von Stecklingen und nicht für die Anzucht von Samen. Das Prinzip kann man auf dem Foto sehr gut erkennen. Wenn Ihr die Flasche einmal entsprechend präpariert habt, könnt Ihr sie immer wieder für die Stecklingsvermehrung verwenden.

Bewässerung für Balkon und Topfpflanzen aus PET Flaschen
Bewässerung für Balkon und Topfpflanzen aus PET Flaschen

Untersetzer für Anzuchttöpfe

Stellt Eure Anzuchttöpfe auf jeden Fall in einen wasserdichten Untersetzer. Ich verwende dafür alles was ich gerade so finde. Untersetzer für Balkonkästen sind bestens geeignet, weil sie gut auf die Fensterbank passen. Für die hohen Töpfe nehme ich das Unterteil unseres alten Katzenklos. Der Untersetzer darf nur nicht höher sein als der Anzuchttopf. Das junge Gemüse braucht Licht. Die transparenten IKEA-Boxen verwende ich wie Ihr seht auch gerne. Es gibt sie in verschiedenen Größen und während der Keimphase sorgt der lose aufgelegte Deckel für die optimale Luftfeuchtigkeit.

Anzuchtstation im Gewächshaus

Anzuchttöpfe mit Deckel

Samen brauchen zum Keimen eine hohe Luftfeuchtigkeit und die ist am besten unter einem Deckel gewährleistet. Ich habe eine Anzahl größerer und kleiner Gewächshäuschen für die Fensterbank, die sind wirklich praktisch.

Angebot
Zimmergewächshaus Anzuchtkasten, 10 Stück 120 Zellen
Upgrade Erhöhter Deckel: Die Höhe des Deckels wurde erhöht, um ausreichend Platz für das Wachstum von Blumen, Gemüse, Obst, Kräutern und anderen Pflanzen zu bieten.

Ihr könnt auch einfach transparente Plastikbehälter über Eure Anzuchttöpfe stülpen. Bitte das regelmäßige Lüften nicht vergessen.

Schimmel in Anzuchttöpfen vermeiden

Bei den Presstöpfen hatte ich noch nie Probleme mit Schimmel. Die Töpfe aus Zeitungspapier sind dafür sehr anfällig und auch im Tetra-Pack hat es bei mir schon mal geschimmelt. Der Grund ist immer zu viel Feuchtigkeit und zu wenig Sauerstoff. Die Keimlinge mögen es zwar feucht, müssen aber regelmäßig gelüftet werden. Gießen sollte man eher sparsam. Oft reicht es die Oberfläche der Töpfe mit einem Wassersprüher oder einer Handbrause anzufeuchten. Wenn Ihr habt, verwendet dafür Regenwasser, das bekommt den Jungpflanzen am besten.

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