Ihr habt Euren grünen Daumen gerade erst entdeckt? Kresse ist das Anspruchsvollste was Ihr je selbst angebaut habt? Und jetzt liegt da dieses Stück braune Erde vor Euch und Ihr würdet es gerne in ein fruchtbares Gemüsebeet verwandeln und möglichst bald schon ganz viel leckeres Gemüse ernten? Kein Problem. Ich verrate Euch welche Gemüse für Anfänger geeignet sind und wie das Ernteglück zum Greifen nahe rückt.
Gemüse für Anfänger – Theorie und Praxis
Eigentlich ist es ja ganz einfach. Im Frühling steckt man einen Gemüse-Samen in die Erde, gießt ab und zu, jätet aufkeimendes Unkraut, versorgt die Pflänzchen zwischendurch mit frischen Nährstoffen und schwups – schon ist der Tag der Ernte gekommen. So sieht es jedenfalls im Gärtnerparadies aus. Im echten Leben ist es leider nicht ganz so einfach. Da ist es zu kalt oder zu warm, zu feucht oder zu trocken, die Gemüse-Pflanzen hungern oder leiden an Überversorgung und im Hinterhalt lauern Horden gefräßiger Gartenbewohner. Kaninchen, Schnecken, Blattläuse, Raupen – alle wollen sie gerne ein Stück vom Ernteglück und am Ende bleibt nichts mehr für die fleißige Gärtnerin und den fleißigen Gärtner übrig.
Na gut – ganz so schlimm muss es natürlich nicht kommen. Wenn Ihr ein paar grundlegende Dinge beachtet und von den Gemüsediven erstmal die Finger lasst, landet am Ende bestimmt genügend leckeres Gemüse in Eurem Erntekorb.
Welche Gemüsesorten lassen sich einfach anbauen?
Fangen wir mit der Auswahl der Gemüsesorten an. Es gibt eine Menge anspruchslose Kandidaten, die problemlos über den einen oder anderen Anfängerfehler hinweg wachsen. Für ein Anfänger-Gemüsebeet empfehlen ich diese fünf Gemüse-Sorten die immer gelingen:
1. Radieschen: das perfekte Gemüse für Anfänger
Radieschen haben wenig Ansprüche an den Boden, brauchen kaum Nährstoffe und wachsen schnell – die erste Ernte steht schon sechs bis acht Wochen nach der Aussaat an. Die Samen werden im Frühjahr, sobald sich der Boden bearbeiten lässt, ca. 1 cm tief und mit einem Abstand von 4 bis 5 cm untereinander und 15 cm zur nächsten Gemüsereihe gesät. Die ersten Exemplare werden geerntet sobald sie kirschgroß sind, dann haben die anderen mehr Platz zum wachsen. Zu große Knollen sind oft holzig. Vergessene Radieschen blühen und sind dann ungenießbar. Außer man wartet ab bis sich Samenschoten bilden – grün geerntet schmecken diese sehr lecker im Salat. Bis in den September hinein könnt Ihr regelmäßig Radieschen nachsäen.
Die Radieschen-Bilder sind übrigens noch von unserer Zeit auf dem gepachteten Gemüseacker. Da waren wir tatsächlich noch blutige Gemüse-Garten-Anfänger.
Anfängertipp:
Nicht austrocknen lassen! Radieschen mögen es gleichmäßig feucht, bekommen sie zuviel oder zuwenig Wasser platzen sie oder werden unangenehm scharf.
2. Salat: einfach anzubauen und so vielfältig in der Sortenauswahl
Wer bislang nur die paar Sorten kennt, die es im Supermarkt gibt wird sich wundern – Salat hat so viel mehr zu bieten. Sehr unkompliziert im Anbau ist Pflücksalat. Er ist fast so schnell wie die Radieschen – 8 bis 10 Wochen nach der Aussaat können die ersten Blätter geerntet werden. Lässt man die Herzblätter stehen, kann mehrmals geerntet werden. Gesät wird ab Ende März bis Juli/August direkt ins Beet. Die Samen müssen nur leicht mit Erde bedeckt werden, der Abstand zur nächsten Gemüsereihe beträgt 25 cm. Ein bisschen mehr Zeit (10 bis 12 Wochen) und Platz (rundum 25 bis 30 cm) braucht Kopfsalat. In den heißen Sommermonaten schießt Kopfsalat schnell, dann besser Eissalat anpflanzen. Der braucht allerdings noch 2 Wochen länger bis zur Ernte und einen Pflanzabstand von 35 bis 40 cm. Wenn Ihr hier tiefen einsteigen wollt, werft einen Blick auf meinen „rund ums Jahr eigenen Salat ernten Plan“.
Anfängertipp:
Rote Sorten sind weniger anfällig gegen Schneckenfraß. Vorbeugend gegen Mehltau nicht zu oft die gleiche Sorte anpflanzen, Abwechslung schmeckt auch auf dem Teller besser. Vorgezogene Salatpflanzen nicht zu tief einpflanzen, sie müssen im Wind wehen, sonst bilden sich keine Köpfe.
3. Buschbohnen: anspruchsloses Gemüse für Anfänger mit langer Erntezeit
Eine Bauernregel sagt, Bohnen wollen die Glocken läuten hören, eine andere man soll sie barfuss säen. An beiden ist was dran. Bohnen sät man von Anfang Mai bis Mitte Juli in den warmen Boden, nicht tiefer als 2 bis 3 cm. Dabei hat sich die Saat in Horsten bewährt – immer sechs Bohnen dicht zusammen in die Erde stecken. Bis zum nächsten Horst einen Abstand von 40 cm und bis zur nächsten Gemüsereihe von 50 cm wählen. In der ersten Woche die Reihen mit Vlies, Brettern oder Reisig gegen Vogelfraß schützen. Danach kann man ihnen bei guter Witterung quasi beim wachsen zusehen.
Anfängertipp:
Eine Handbreit mit Erde anhäufeln sobald die Pflanzen 10 bis 15 cm hoch sind. Regelmäßig ernten, je öfter Ihr erntet, desto mehr Bohnen wachsen nach.
4. Zuckererbsen: dürfen in keinen Anfänger-Gemüsegarten fehlen
Zuckererbsen schmecken einfach köstlich. Ich esse sie am liebsten direkt bei der Ernte. Gesät wird von März bis Juni. Samen einen Tag in Wasser einlegen, dann keimen sie schneller. Erbsen die oben schwimmen aussortieren. Zuckererbsen werden 5 bis 6 cm tief, mit einem Abstand von 3 bis 4 cm untereinander und 40 cm bis zur nächsten Gemüsereihe gesät. Sie brauchen eine Stütze aus Hasendraht oder Zweigen. Saatgut in der ersten Woche mit Vlies oder Brettern vor Vogelfraß schützen. Bis zur Ernte vergehen drei Monate. Mehr Infos zu Zuckererbsen findet Ihr hier im Gemüseportrait Zuckererbsen.
Anfängertipp:
Genügend Abstand zur Bohnenreihe lassen. Die beiden mögen sich nicht so gerne.
5. Mangold: Anfänger-Gemüse mit Stil und langer Erntezeit
Was will man mehr? Mangold gibt es mit gelb, rot und grün leuchtenden Stielen. Man unterscheidet Blatt- und Stielmangold. Geerntet werden die jungen Blätter, das Herz bleibt stehen und garantiert eine lange Erntezeit. Gesät wird von Ende März bis Ende Mai. Blattmangold wird 3 cm tief, mit einem Abstand von 15 bis 20 cm untereinander und 30 cm bis zur nächsten Gemüsereihe, Stielmangold ebenfalls 3 cm tief, mit einem Abstand von 25 bis 30 cm untereinander und 40 cm bis zur nächsten Gemüsereihe gesät. Geerntet wird Blattmangold ab Juni, Stielmangold ein wenig später.
Anfängertipp:
Regelmäßig mit einem organischen Dünger versorgen, Erde um die Pflanzen locker und feucht halten.
Gemüsegarten anlegen – das solltet Ihr beachten
Die Gemüsesorten sind ausgewählt, das ist doch schon mal was. Was ist jetzt noch so zu beachten? Erst einmal muss der passende Platz gefunden und die Beete vorbereitet werden. Gemüse mag es grundsätzlich gerne sonnig. Legt Eure Gemüsebeete daher am besten im sonnigsten Gartenteil an. Beete lassen sich am einfachsten bearbeiten wenn man rundherum dran kommt. Damit das auch bei schlechtem Wetter klappt, um das Beet herum Wege aus Steinplatten, Rindenmulch oder Holzbrettern anlegen.
Klein anfangen
Für den Anfang reichen ein bis zwei Beete. Sie sollten nicht breiter als 1,20 m sein, damit Ihr bequem von beiden Seiten darin arbeiten könnt. Das reicht für jeweils eine Reihe Radieschen, Salat, Mangold und Bohnen bzw. Zuckererbsen. Die Beetlänge ist variabel. Auf zwei Metern wächst schon eine ganze Menge. Am besten 14 Tage vor dem Säen die Erde lockern und von Unkraut befreien. Bis zum Saattermin sind die durch das Lockern aktivierten Unkrautsamen gekeimt und können leicht entfernt werden.
Mischkultur und Fruchtfolge
Bestimmt habt Ihr schon einmal was von Mischkultur und Fruchtfolge gehört. Für Gärtnerneulinge hören sich die Regeln erstmal ziemlich kompliziert an. Bei zu vielen verschiedenen Sorten wird die Planung recht kompliziert und Ihr verliert schnell die Lust am eigenen Gemüse. Macht es Euch leicht. Mit meinen Gemüse-Sorten für Anfänger könnt Ihr wenig falsch machen, solange Bohnen und Zuckererbsen nicht direkt nebeneinander stehen. Wenn Ihr Platz für zwei Beete habt pflanzt auf dem einen die Erbsen und auf dem anderen die Bohnen. Legt je eine Reihe pro Gemüsesorte an und wechselt die Reihen jedes Jahr. Dabei sollte der Mangold dort stehen wo vorher die Bohnen bzw. Erbsen standen, denn sie hinterlassen einen nährstoffreichen Boden. Das reicht fürs erste an Regeln. Mit der Zeit sammelt Ihr eigene Erfahrungen und könnt dann getrost experimentieren.
Aussaattermine beachten
Gartenneulinge sind oft ungeduldig und lassen sich durch die ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr gerne dazu verleiten zu früh anzufangen. Verständlich aber wenig erfolgversprechend. Die Samen keimen langsamer, schimmeln teilweise im kalten feuchten Boden und sind anfälliger gegen Schädlinge. Wenn Ihr kein Schneckenfutter produzieren wollt, wartet lieber bis die Temperaturen stimmen und achtet auf die Angaben auf den Samentütchen.
Genügend Platz lassen
Gemüse braucht Platz zum Wachsen und Gedeihen. Oft kann man sich nicht vorstellen, dass aus einem winzigen Samenkorn eine große Pflanze entsteht. Glaubt bitte den Angaben auf den Samentütchen und beachtet beim Säen unbedingt die notwendigen Pflanzabstände. Zu dicht gesäte Gemüsepflanzen müssen entfernt werden.
Wasser und Dünger
Hier gilt es Extreme zu vermeiden und die speziellen Anforderungen der verschiedenen Gemüsesorten zu beachten. Meiner Gemüse-Auswahl genügt ein Beet, das vor der Bepflanzung einmalig mit einem organischen Dünger versorgt wurde völlig aus. Nur der Mangold freut sich alle 14 Tage über eine kleine zusätzliche Düngergabe. Gießt, wenn es nicht regnet, mäßig aber regelmäßig. Frisch gekeimte Pflänzchen brauchen öfters ein kleine Wassergabe. Später dann lieber nur einmal pro Woche gründlich gießen – 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter dürfen es im Sommer bei Hitze durchaus sein. Schaut Euch gerne auch mal meinen Artikel zum Thema richtig Gießen im Sommer an.
Gemüse für Anfänger – die erweiterte Version
Ihr habt das „absolute beginners“ Stadium hinter Euch und wollt mehr als fünf Sorten Gemüse anbauen? Dann schaut mal bei meiner Freundin Caro vom Hauptstadtgarten vorbei. Sie bietet in Ihrem Shop ein sehr schönes Saatgut-Set für fortgeschrittene Anfänger mit neun pflegeleichten Gemüsesorten an (Unbezahlte Empfehlung aus Freundschaft und Überzeugung :-)).
Oder ihr versucht euch an einer speziellen Form von Gemüseanbau im Hochbeet: Unsere Anbauweise – Gärtnern im Quadrat
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